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SUT_06/06 Layout_Fedi aktuell 18.09.2006 12:51 Uhr Seite 48 HAFEN & TRANSPORT INTERMODAL Logistikdienstleister im deutsch-niederländischen Grenzgebiet expandiert Bentheimer Eisenbahn stärkt Vernetzung Die Bentheimer Eisenbahn (BE) hat sich zu einem der führenden Logistikdienstleister im deutsch-niederländischen Grenzgebiet entwickelt. Dies gilt sowohl für den Stammsitz in Nordhorn, wo jetzt die zweite Ausbaustufe für das Grafschafter Logistikzentrum in Angriff genommen wurde, als auch für den Bau des Euroterminals Coevorden/Niederlande, zu deren Gründungsgesellschaftern das Unternehmen gehört. BE-Vorstand Peter Hoffmann (64) hat Visionen und will aus dem 1895 gegründeten Traditionsunternehmen einen modernen Logistik-Betrieb machen. In ihm soll das Eisenbahngeschäft weiterhin die tragende Säule darstellen, unterstützt durch weitere Säulen – darunter vor allem die Logistik. Hoffmann: „Es kann nur den strategischen Ansatz geben, von den Zuwächsen der jeweiligen Verkehrsträger zu profitieren, unsere Stärken weiter auszubauen und vor allem unser Know-how in der Region dafür einzusetzen“. Eine weitere, wichtige Weichenstellung nimmt der umtriebige BE-Chef gemeinsam mit anderen Akteuren am 27. September vor, wenn die Bauarbeiten zum Euroterminal II im niederländischen Coevorden beginnen. Der neue Kombi-Umschlagbahnhof liegt rd. 30 km von Nordhorn entfernt und ist eingebettet in das deutsch-niederländische Gewerbegebiet Europark Coevorden/Emlichheim. Zug der Bentheimer Eisenbahn in Nordhorn 48 MAGAZIN FÜR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 6/2006 100 Jahre BE-Engagement in Holland Als Unternehmen mit Randlage haben sich die BE schon frühzeitig in Richtung Westen orientiert. Bereits am 24. September 1907 hat die damals noch ‚Bentheimer Kreisbahn’ einen in die Niederlande führenden Gleisstrang in Betrieb genommen. 100 Jahre später, Mitte 2007, soll der neue Euroterminal II in Betrieb genommen werden. Die Anlage entsteht an einem Ort, der vor 25 Jahren eine Kleinstadt in der niederländischen Provinz war, stark geprägt durch die Landwirtschaft. In der zweite Hälfte der 1980-er Jahre hatte Bürgermeister Spa van der Hoek die Vision, aus Coevorden eine europäische Verkehrsdrehscheibe zu machen. Diese Vorstellungen fielen beim BE-Chef Hoffmann auf fruchtbaren Boden, so dass die Entwicklung der BE und der niederländischen Stadt fortan miteinander vertaktet verlief. Im September 1988 kauften die BE ein 10.000 qm großes Grundstück in Coevorden, auf dem sie bereits einen Monat später mehrere 100 m Gleise verlegten. Logistikunternehmen siedelten sich an, allen voran die Firma Van der Graaf, die in den 1990-er Jahren vom US- Unternehmen Penske Logistics übernommen wurde. Zwischen der heutigen Penske Logistics BV und BE kam es in den Folgejahren zu einer engen Koope- ration. 1992 wurde das Signal zum Bau des GVZ Coevorden auf grün gestellt. 1993 gründeten die BE und 13 weitere Partnern aus den Niederlanden die Betreibergesellschaft für die erste KV-Umschlaganlage, den Euroterminal I. In der Zwischenzeit hat sich der Europark Coevorden/Emlichheim mit 350 ha Nutzfläche gut gefüllt. Neben weiteren Logistikern haben sich auch große Industrieunternehmen angesiedelt wie der US-Tiernahrungsproduzent IAMS. Das Unternehmen sorgt für eine hohe Loco-Quote auf dem KV-Terminal, weil große Mengen Fertigware per Bahn zum Rotterdamer Hafen gelangen. Eine erhebliche Aufwertung erfuhr der Gewerbepark auch durch den inzwischen Peter Hoffmann ist seit 29 Jahren BE-Vorstand: „Durch Ausschöpfung der Synergieeffekte von Schiene, Straße und Wasser beim Grafschafter Logistik Zentrum Nordhorn in Verbindung mit Euroterminal I und II in Coevorden/Emlichheim wollen wir in den nächsten Jahren die Nummer 1 im Gütertransport und Logistik in Nordwestdeutschland werden“ Bilder: Arndt Am 11.Juli fanden die ersten Spatenstiche zur Erweiterung des GLZ um Stufe 2 auf dem Betriebsgelände der Bentheimer Eisenbahn statt vollzogenen Bau eines neuen Hafenbeckens, denn Coevorden ist über den mit 800 t Schiffen befahrbaren Kanal Coevorden- Almelo an das niederländische Binnenwasserstraßennetz angeschlossen und wird derzeit 2 mal pro Woche mit Containerschiffen von Rotterdam bedient. Die äußerst erfolgreiche Entwicklung des KV-Umschlags führte dazu, dass die Anlage heute mit 25.000 bis 35.000 KV-Sendungen jährlich an der Kapazitätsgrenze operiert. Trimodale Drehscheibe Coevorden Damit bestand für die Betreiber die Notwendigkeit, über eine zweite Ausbaustufe nachzudenken. Auf dem 34.000 qm Areal des Euroterminal II werden zwei 650 m lange Ladegleise verlegt. Die Umschlagkapazitäten sind auf 60.000 TEU oder eine Mio. t im Jahr ausgelegt, die im Jahr 2010 erreicht werden sollen. Der Umschlag erfolgt mit Mobil-Kran-Technik, einem Verfahren, das seit Aufnahme des KV-Betriebs in Coevorden im Jahre 1989 mit Erfolg angewandt wird. Die Betreiber gehen davon aus, dass mit der für Mitte 2007 geplanten Fertigstellung der Anlage sehr schnell eine Ausweitung des Zugangebotes einhergeht. Mehr als 20 nationale und i n t e r n a t i o n a l e Zugverbindungen sind das Ziel. Ein Coup gelang den Betreibern mit der Finanzierung des Euroterminal II: Das grenzüberschreitende Investitionsprojekt wird von beiden Ländern gefördert. Zu den Gesamtkosten von 12,5 Mio. € steuert Berlin 6,5 Mio. € bei, während 3,7 Mio. € aus Den Haag fließen, 2,3 Mio. € schultert die BE. Für BE-Vorstandschef Hoffmann ist dies „die größte Investition der BE in ihrer 111-jährigen Geschichte“, die in den kommenden Monaten entstehende Anlage selbst ein Terminal „von europäischer Dimension“.
SUT_06/06 Layout_Fedi aktuell 18.09.2006 12:51 Uhr Seite 49 Das moderne Verwaltungsgebäude der Bentheimer Eisenbahn am Stammsitz Nordhorn Parallel zum Bau des Euroterminal II wird auch der Hafenbetrieb in entsprechende Strukturen gefasst. Die BE haben sich gemeinsam mit Partnern an der Ausschreibung um die Bewirtschaftung dieser Anlage und damit die Einbindung in das logistische Gesamtkonzept beworben. Die Stadt Coevorden, unterstützt von der Provinz Drenthe, betreibt intensive Lobby-Arbeit in Den Haag, um die vorhandene Wasserstraße für größere Fahrzeuge zu ertüchtigen. In Nordhorn entsteht das GLZ Teil II Aber auch am Standort Nordhorn entwickelt das Unternehmen mit Hochdruck seine logistischen Aktivitäten weiter. Am 11.Juli erfolgte auf dem 10,6 ha großen, 1997 in Betrieb genommenen, zentralen Betriebshof – hier sind Verwaltung, Lokomotivwerkstatt und Fahrzeug-Park konzentriert – der Spatenstich zum Bau des zweiten Abschnitt des Grafschafter Logistik Zentrums (GLZ). Der Anbau schließt direkt an den ersten Hallenund Rampenkomplex (2.800 qm) an, der am Für den KV-Umschlag in Coevorden setzen die Betreiber auf Reachstacker… Bilder: Arndt 8. November 2002 seiner Bestimmung übergeben wurde. Kosten damals: 1,25 Mio. €. Der jetzt in Angriff genommene Erweiterungsbau mit 2.500 qm steht Mitte 2007 zur Verfügung und ist mit 1,5 Mio. € veranschlagt. Die Halle ist für 5.000 Palettenstellplätze ausgelegt. Dafür entsteht ein entsprechendes Hochregallager. BE-Vorstand Peter Hoffmann sieht in der neuen Investition einen weiteren Schritt im Rahmen „unserer Vernetzungsstrategie“. Das Sendungsaufkommen im GLZ Nordhorn wuchs seit seiner Inbetriebnahme mit großen Sprüngen an, weshalb die 2.Ausbaustufe erforderlich wurde. Noch vor Ablauf dieses Jahrzehnts soll ein 3. Ausbauabschnitt folgen. Damit wären die Expansionsmöglichkeiten auf dem vorhandenen Betriebsgrundstück ausgeschöpft. Für einen erheblichen Schub in der Logistik- Sparte sorgt die Mitwirkung der BE an der Stückgut-Kooperation Vernetzte Transport Logistik GmbH (VTL). 85 deutsche und 15 internationale Systempartner arbeiten in der …und mobiles Gerät Bild: BE VTL, darunter die BE-Tochter Kraftverkehr Emsland GmbH, die als Depot-Betreiber in Nordhorn einen Aktionsradius von 50 km und das vollständige Gebiet Nordholland im Rahmen einer Exklusivvereinbarung bedient. 25 Mitarbeiter disponieren und betreiben über 20 eigene Lkw und kooperieren mit mehreren Subunternehmern. Zu den wichtigen Weichenstellungen in der BE-Gruppe mit insgesamt 195 Mitarbeitern, zu der neben dem Bahnbetrieb, der Spedition/Logistik auch ein Reisebüro und Omnibus-Betrieb gehören, zählen Personalentscheidungen. So wird BE-Vorstand Peter Hoffmann noch bis 2009 im Amt bleiben. Joachim Berends (38) wurde zum 1. April Vertreter des Vorstands der Bentheimer Eisenbahn AG (BE). Der ausgebildete Betriebswirt gehört dem Unternehmen seit 1994 an und wurde im Mai 2003 Prokurist. Die Gedankenwelt des BE-Visionärs Peter Hoffmann hat er inzwischen im Maßstab „eins zu eins“ übernommen. Für Kontinuität ist also gesorgt. Eckhard-Herbert Arndt ❑ 49 MAGAZIN FÜR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 6/2006
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