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SUT_06/06 Layout_Fedi aktuell 18.09.2006 12:52 Uhr Seite 68 TECHNIK & SCHIFFFAHRT Neuentwicklung der Werft Bolle hat sich im Einsatz bestens bewährt FGS BELVEDERE für Weiße Flotte Potsdam Die „Belvedere“ hat ihre ersten Wochen im Einsatz erfolgreich bestanden. Das bisher größte auf der Neuderbener Werft Bolle gebaute Schiff gehört der Weißen Flotte Potsdam und ist auf Potsdamer und Berliner Gewässern unterwegs, geht aber auch auf Tour in seine „alte Heimat“: Auf Fahrten zum Wasserstraßenkreuz Magdeburg passiert die „Belvedere“ Parey unweit Neuderben und die Schleuse Zerben. Seit dem 20. Mai ist die „Belvedere“ im Dienst. Bei der feierlichen Taufe war Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck anwesend. Er und viele andere Gäste waren begeistert von diesem modernen, eleganten Schiff, von dem er sagte, dass das Land Brandenburg und seine Hauptstadt damit ein neues Flaggschiff erhalten haben. Lothar Bolle und seine Partner und Mitarbeiter sind zu Recht stolz auf dieses Schiff, das mit seiner modernen Konstruktion ein Prototyp ist. Sohn Marcel Bolle, Inhaber der Firma InnoShip, ist bei der Gestaltung des Schiffs in vielen Details neue Wege gegangen. Er hat dabei mit dem Brandenburger Konstruktionsbüro Jerye zusammengearbeitet. „Es ist das aufwändigste Schiff, das wir bisher gebaut haben“, bekräftigt Lothar Bolle. Es habe nicht nur von seinem Äußeren her eine sehr moderne 68 MAGAZIN FÜR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 6/2006 Linienführung, sondern sei auch technisch sehr aufwändig gestaltet. Schiffsführer Ulrich Wolff ist mit „seinem“ Schiff ebenfalls sehr zufrieden. Er fährt die „Belvedere“ gemeinsam mit Bootsmann Jörg Schmidt. Zeitweise ist noch ein Azubi mit an Bord – und natürlich das Personal für Küche und Service. Auf einer seiner Fahrten zum Wasserstraßenkreuz berichtete Ulrich Wolff von seinen ersten Erfahrungen mit der „Belvedere“. „Ich bin mit der Technik sehr Blick in den großzügig gestalteten Salon zufrieden, habe mich ganz schnell eingearbeitet. Dafür, dass es ein Prototyp ist, der noch nie so gebaut wurde, ist es sehr gut. Lediglich Kleinigkeiten könnte man beim nächsten Schiff dieses Typs noch verändern.“ Die Maschinentechnik funktioniere prima, das Bugstrahlruder, das modernem Standard entspreche, sei sehr hilfreich besonders beim Anlegen in der Schleuse. Wolff lobt auch die günstigen Energiekosten. Dank des eleganten Schiffskörpers sei der Dieselverbrauch relativ niedrig. Trotzdem sei alles am Schiff großzügig ausgelegt, so dass sich auch die Passagiere sehr wohl fühlen. Maximal 250 Gäste dürfen mitfahren, etwa 160 Innen- und 180 Außenplätze hat das Schiff. Große Kühlräume, eine moderne Küche und eine Bar im Salon ermöglichen auch die Durchführung von Ganztagestouren, wie die Fahrt zum WasserstraßenkreuzMagde- Schiffsführer Ulrich Wolff am modernen Einmannsteuerstand der Belvedere burg, auf der die Passagiere mit Frühstück, Mittagessen, Kaffee, Abendbrot und Getränken zwischendurch rundum betreut werden. Auch auf den Plätzen im klimatisierten Salon haben die Passagiere dank der Panoramaverglasung eine rundum gute Sicht. Es gibt keine störenden Säulen und Zwischenwände. Die Decke des elegant eingerichteten Salons wurde den Arkaden des Potsdamer Schlosses „Belvedere“ nachempfunden. Der hochwertige Innenausbau erfolgte durch die Schiffsund Bautischlerei Bolle in Neuderben. Die guten Eigenschaften und die qualitativ hochwertige Verarbeitung der „Belvedere“ haben sich inzwischen herumgesprochen. Es gab schon erste Nachfragen für ein solches Schiff und auch schon erste Gespräche mit Reedereien, berichtete Lothar Bolle. Er und seine Partner sind zuversichtlich, dass es weitere Aufträge für diesen Schiffstyp geben wird. Die „Belvedere“ wurde in einer für einen Prototyp sehr kurzen Zeit auf der Werft Bolle entwickelt und gebaut. Das bedeutete Die Bar im Salon, beidseitig davon die Aufgänge, die ohne lästige Zwischentüren zu den Toiletten bzw. zum Sonnendeck führen Hochdruck für die Mitarbeiter und Subunternehmer der Werft, zumal es keineswegs der einzige Auftrag während dieser Zeit war. Unter anderem war nur etwa einen Monat später Fertigstellungstermin für Aquacabrio Nummer vier, und am 15. August schon für das fünfte. Drei Aquacabrios, die ebenfalls auf der Werft Bolle selbst entwickelt wurden, fahren bereits auf Berliner Gewässern und kommen bei den Fahrgästen wegen der bei jedem Wetter ausgezeichneten Rundumsicht sehr gut an. Weitere Aufträge schließen sich an, so dass die Werft mindestens bis Jahresende ausgelastet ist. Sigrun Tausche ❑
SUT_06/06 Layout_Fedi aktuell 18.09.2006 12:52 Uhr Seite 69 Die BELVEDERE – Meisterstück von Marcel Bolle und INNOSHIP Nicht nur eine sehr gute Ausbildung, sondern auch praktische Erfahrung, die bis in die Kindheit zurückreicht, gepaart mit großem Interesse für den Schiffbau von kleinauf, ermöglichten es Marcel Bolle, bereits mit 28 Jahren seine eigene Firma zu gründen. Mit „Innoship“ bietet er Konstruktionen rund ums Schiff, Stabilitätsrechnungen, Schiffsentwürfe, allgemeine Konstruktionen sowie Baubegleitung und Baubetreuung für Binnenschiffe aller Größen an. Marcel Bolle entschied sich nach dem Abitur für ein Studium des Maschinenbaus an der Otto von Guericke-Universität Magdeburg. Als Vertiefungsrichtung wählte er die Konstruktion. Parallel arbeitete er auf der Schiffswerft seines Vaters in Neuderben mit und erweiterte so seine praktischen Kenntnisse. In seinem Studiengang waren es anfangs noch recht wenige Mitstudenten, berichtete er, so dass die Ausbildung sehr flexibel sein konnte. Thema seiner schriftlichen Arbeit während des Studiums war natürlich der Schiffbau. Intensiv beschäftigt hat er sich mit der CAD-Technik. Die 3D- Konstruktion am Computer biete einen Riesen-Vorteil, erläutert er: So bekomme man schon vor dem Bau einen ziemlich guten Eindruck vom Marcel Bolle Objekt. Das sei auch für den Auftraggeber sehr hilfreich. Die Gründung der Firma „Innoship“ im April dieses Jahres und damit die Ausgliederung der Konstruktion aus der Schiffswerft Bolle hat zum Ziel, hiermit ein eigenes Standbein zu schaffen und größere Flexibilität zu erzielen. Für andere Werften soll es so attraktiver sein, hier eine Konstruktion in Auftrag zu geben. Marcel Bolle hat den Vorteil, mit einem sehr erfahrenen Schiffs-Konstrukteur zusammenarbeiten zu Das Sonnendeck ist bei schönem Wetter der beliebteste Aufenthaltsort Die „Belvedere“ im Elbe-Havel-Kanal bei Parey können, der auch bereits von Anfang an Partner der Werft Bolle ist: Wolfgang Jerye von der Firma „Engineering für Binnenschiffbau“ aus Brandenburg. Auf zahlreichen Schiffen der Werft Bolle hat er seinen Stempel hinterlassen. Bei der „Belvedere“, dem bisher größten und modernsten hier gebauten Schiff, übte Wolfgang Jerye nur noch eine kontrollierende Funktion aus. Die „Belvedere“ ist sozusagen das „Meisterstück“ von Marcel Bolle. Selbst konstruiert hat Marcel Bolle auch vorher schon, unter anderem die modifizierten Aqua-Cabrios. Außerdem hat er schon für andere Werften gearbeitet. Die Kontakte werden Schritt für Schritt ausgebaut. Zurzeit ist „Innoship“ noch ein Ein-Mann-Betrieb. Ziel ist aber, ein kleines Konstruktionsbüro mit mehreren Mitarbeitern aufzubauen. Sigrun Tausche ❑ 69 MAGAZIN FÜR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 6/2006
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