12/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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windbaren Konflikten zwischen<br />
Eltern führen. Wenn sich Mutter<br />
und Vater nicht mehr respektieren,<br />
sich gegenseitig abwerten oder ein<br />
Elternteil an den Rand gedrängt<br />
wird, weil seine Erziehungskompetenz<br />
scheinbar nicht genügt. Oft<br />
sind die Konflikte und Machtspiele<br />
und deren Folgen für die Partnerschaft<br />
für das Kind viel schwerer<br />
auszuhalten als die unterschiedlichen<br />
Erziehungsstile der Eltern.<br />
Konflikte entstehen häufig, wenn<br />
die Eltern in der Erziehung Extremposi<br />
tionen einnehmen. Wenn er<br />
spontan und chaotisch ist und sie<br />
auf klare Strukturen und Abläufe<br />
Wert legt. Wenn sie den Kindern<br />
vieles durchgehen lässt und er darauf<br />
beharrt, dass Kinder klare Grenzen<br />
brauchen und Konsequenzen<br />
spüren müssen. Wenn sie verantwortungsbewusst<br />
ist und den Kindern<br />
das Motto «ohne Fleiss kein<br />
Preis» mitgeben möchte, während<br />
er sein Leben nach dem Lustprinzip<br />
gestaltet.<br />
Unterschieden auf die Schliche<br />
kommen<br />
Es ist hilfreich, wenn man sich be <br />
wusst wird, dass extreme Positionen<br />
oft eher eine Reaktion als eine Entscheidung<br />
sind. Sie können als Folge<br />
der eigenen Kindheit entstehen. Sind<br />
wir etwa mit strengen und strafenden<br />
Eltern aufgewachsen, können<br />
wir diese An sichten übernehmen<br />
(«das hat uns auch nicht geschadet!»)<br />
oder versuchen, alles anders<br />
zu machen.<br />
Unser Umgang mit dem Kind<br />
kann auch eine Reaktion auf den<br />
anderen Elternteil sein. Ist der eine<br />
eher autoritär und fordernd, kann<br />
dies beim anderen den Wunsch auslösen,<br />
dies durch Nachsicht auszugleichen.<br />
Sieht der strenge Elternteil,<br />
wie nachsichtig der andere mit den<br />
Kindern umgeht, verstärkt dies seine<br />
Ängste: «Die Kinder tanzen dir<br />
auf der Nase rum!» Es entsteht das<br />
Bedürfnis, dem durch noch mehr<br />
Härte entgegenzuwirken.<br />
Dieses «Ausgleichen» ist jedoch ab<br />
einem bestimmten Punkt für alle<br />
Beteiligten ungesund. Die Kinder<br />
beginnen, die Eltern gegeneinander<br />
auszuspielen, während sich diese<br />
gegenseitig immer weniger respektieren<br />
oder sogar das Gefühl entwickeln,<br />
die Kinder vor dem negativen<br />
Einfluss des anderen schützen zu<br />
müssen.<br />
Wieder in die Mitte finden<br />
Wie finden Eltern in dieser Situation<br />
wieder zueinander? Wenn beide<br />
noch offen miteinander reden können,<br />
ist mit einem Gespräch ein<br />
guter Anfang gemacht. Die Eltern<br />
können miteinander die folgenden<br />
Fragen durchgehen:<br />
• Was macht dir Angst oder welche<br />
Befürchtungen hast du, wenn du<br />
siehst, wie ich mit den Kindern<br />
umgehe?<br />
• Was wünschst du dir von mir?<br />
• Wie wollen wir mit unseren Differenzen<br />
umgehen?<br />
So könnte der «strenge» Elternteil<br />
befürchten, dass der andere die Kinder<br />
verzieht und diese in der Folge<br />
zu Egoisten werden, die sich nicht<br />
an Regeln halten können und nur<br />
ihre eigenen Bedürfnisse im Kopf<br />
haben. Vielleicht stört er sich auch<br />
daran, dass die Bedürfnisse der<br />
Eltern vernachlässigt werden.<br />
Der «nachlässige» Elternteil be <br />
fürchtet vielleicht, dass die strenge<br />
Erziehung dazu führt, dass die Kinder<br />
Ängste entwickeln, ihre Lebensfreude<br />
verlieren und mit ihren<br />
Bedürfnissen nicht gesehen werden.<br />
Es ist hilfreich, diese Befürchtungen<br />
auszusprechen, vielleicht sogar aufzuschreiben<br />
und sich zu fragen, ob<br />
die Einschätzung des anderen nicht<br />
ein Körnchen Wahrheit enthält.<br />
Es lohnt sich auch nachzufragen,<br />
ob sich das Gegenüber in seiner Rolle<br />
wohlfühlt. Vielleicht möchte der<br />
strenge Teil auch einmal nachgiebig<br />
sein und nicht immer den «Bösen»<br />
spielen müssen – wenn er sich darauf<br />
verlassen kann, dass der andere<br />
wichtige Regeln mitträgt. Und viel<br />
Oft sind die Konflikte und<br />
Machtspiele der Eltern für das<br />
Kind schwerer auszuhalten als<br />
verschiedene Erziehungsstile.<br />
leicht ist es für den nachgiebigen<br />
Elternteil befreiend, wenn er lernt,<br />
sich ab und zu abzugrenzen und den<br />
Kindern nicht alles durchgehen zu<br />
lassen – im Wissen, dass auch der<br />
andere Elternteil ab und zu ein Auge<br />
zudrückt und die Kinder insgesamt<br />
auf ihre Kosten kommen.<br />
Einfach mal die Rolle wechseln<br />
Falls das Thema Erziehung so belastet<br />
ist, dass ein Gespräch kaum mehr<br />
möglich ist, kann ein Experiment für<br />
Veränderung sorgen. Dabei übernimmt<br />
man einfach in bestimmten<br />
Situationen die Rolle des anderen.<br />
Ein nachgiebiger Vater könnte beispielsweise<br />
ganz bewusst auf die<br />
Einhaltung einer Regel bestehen:<br />
«Wir haben abgemacht, dass ihr diese<br />
Sendung sehen dürft und nicht<br />
mehr. Jetzt machen wir den Fernseher<br />
aus.» Er könnte den Protest der<br />
Kinder stoisch ertragen, anstatt wie<br />
sonst nachzugeben, und schauen,<br />
wie sich das für ihn anfühlt – und<br />
wie seine Partnerin darauf reagiert.<br />
In der nächsten Ausgabe:<br />
Warum es so wichtig ist, dass Schule<br />
und Elternhaus zusammenarbeiten.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
Dezember <strong>2017</strong> / Januar 201849