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Fritz + Fränzi

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Erziehung & Schule<br />

>>> Hochsensibilität ein Hype ist<br />

und letztlich nur eine andere Bezeichnung<br />

für AD(H)S – und dass<br />

es darum gehe, dieser Diagnose auszuweichen.<br />

Warum wollen Eltern einer AD(H)S-<br />

Diagnose ausweichen?<br />

Vereinfacht gesagt ist die Diagnose<br />

AD(H)S für Eltern häufig belastend,<br />

während Eltern von als hochsensibel<br />

bezeichneten Kindern eher stolz darauf<br />

sind, ein «aussergewöhnliches»<br />

Kind erziehen zu dürfen. Erzieherische<br />

oder schulische Probleme, die<br />

sich bei Betroffenen beider «Diagnosen»<br />

ergeben können, sind meiner<br />

Erfahrung nach aber oft ähnlich.<br />

Sie coachen auch Eltern und Lehrpersonen<br />

von hochsensiblen Kindern<br />

und von Kindern mit AD(H)S. Was<br />

raten Sie?<br />

«Eltern und<br />

Lehrpersonen sollten<br />

Betroffenen nicht<br />

vermitteln, dass sie<br />

ein Problem hätten –<br />

sonst kultivieren sie<br />

Fehlverhalten und<br />

Versagen.»<br />

Eltern und Lehrpersonen sollten<br />

darauf achten, nicht unbewusst zu<br />

vermitteln, dass die betroffenen Kinder<br />

ein Problem hätten. Was ich<br />

damit sagen will: Fördern Eltern und<br />

Lehrpersonen die Stärken und Bega­<br />

bungen, vermittelt dies dem hochsensiblen<br />

Kind und Jugendlichen<br />

eine positive Grundhaltung. Das<br />

stärkt das Selbstwertgefühl und die<br />

Widerstandskraft. Prasseln hingegen<br />

zu viele negative Feedbacks oder<br />

Ablehnung auf ein Kind ein, wird<br />

Fehlverhalten und Versagen kultiviert.<br />

Speziell hochsensible Kinder,<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

verzweifeln regelrecht daran, es nie<br />

«richtig» machen zu können.<br />

Welche Tipps geben Sie hochsensiblen<br />

Kindern und Jugendlichen mit?<br />

Ein Aufenthalt in der Natur ist für<br />

hochsensible Kinder und Jugendliche<br />

meiner Erfahrung nach sehr<br />

wohltuend. Auch sich kreativ zu<br />

betätigen, etwa mit Musik und Kunst<br />

oder Sport – fern von Leistungsdruck<br />

–, fördert die körperliche wie<br />

Fragebogen: Diese Aussagen können helfen, ein Kind in Bezug auf<br />

Hochsensibilität einzuschätzen<br />

Mein Kind …<br />

• erschrickt leicht<br />

• hat eine empfindliche Haut,<br />

verträgt keine kratzenden Stoffe<br />

oder keine Nähte in Socken oder<br />

Etiketten in T-Shirts<br />

• mag keine Überraschungen<br />

• profitiert beim Lernen eher durch<br />

sanfte Belehrung als harte Strafe<br />

• hat einen für sein Alter ungewöhnlich<br />

gehobenen Wortschatz<br />

• scheint meine Gedanken lesen zu<br />

können<br />

• ist geruchsempfindlich, sogar bei<br />

sehr schwachen Gerüchen<br />

• hat einen klugen Sinn für Humor<br />

• scheint sehr einfühlsam zu sein<br />

• kann nach einem aufregenden Tag<br />

schlecht einschlafen<br />

• hat Mühe mit grossen<br />

Veränderungen<br />

• findet nasse oder schmutzige<br />

Kleidung unangenehm<br />

• stellt viele Fragen<br />

• ist ein Perfektionist<br />

• bemerkt, wenn andere<br />

unglücklich sind<br />

• bevorzugt leise Spiele<br />

• stellt tiefgründige Fragen, die<br />

nachdenklich stimmen<br />

• ist sehr schmerzempfindlich<br />

• ist lärmempfindlich<br />

• registriert Details (Veränderungen<br />

in der Einrichtung oder im<br />

Erscheinungsbild eines Menschen<br />

usw.)<br />

• denkt über mögliche Gefahren<br />

nach, bevor es ein Risiko eingeht<br />

• erzielt die beste Leistung, wenn<br />

keine Fremden dabei sind<br />

• hat ein intensives Gefühlsleben<br />

Auswertung:<br />

Treffen mindestens 13 Aussagen<br />

auf das Kind zu, kann davon<br />

ausgegangen werden, dass es<br />

hochsensibel ist.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Der Fragebogen dient als<br />

Orientierungshilfe für Eltern und<br />

Bezugspersonen und kann nicht<br />

mit einer psychologischen<br />

Testdiagnostik verglichen werden.<br />

Ziel der Einschätzung ist es, ein<br />

tieferes Verständnis für das Kind<br />

und seine Verhaltensweisen zu<br />

bekommen. Viele Situationen<br />

können so verstanden und neu<br />

beurteilt werden.<br />

Quelle: Elaine Aron: Das<br />

hochsensible Kind, MVG, 2008.<br />

Weitere Fragebögen finden sich auf<br />

den Websites hochsensibel.org und<br />

zartbesaitet.net.<br />

54 Dezember <strong>2017</strong> / Januar 2018 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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