12/2017
Fritz + Fränzi
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Frau Huber, was unterscheidet hochsensible<br />
Kinder von anderen Kindern?<br />
Zuerst einmal sind wohl alle Kinder<br />
zu Beginn ihres Lebens feinfühlig.<br />
Doch einige Kinder bringen neuronale<br />
Veranlagungen mit, die sie in<br />
der Wahrnehmung und im Denken<br />
sensibler machen. Hochsensible<br />
sind viel reizoffener als andere. Das<br />
bedeutet gleichzeitig, dass das<br />
Gehirn länger braucht, um alle Sinneseindrücke<br />
zu verarbeiten. Dies<br />
kann zu einer Reizüberflutung führen.<br />
Die Folge: Betroffene Kinder<br />
sind oft zappeliger, zurückgezogener<br />
und ermüden schneller.<br />
Wie erleben Sie hochsensible Kinder<br />
in Ihrer Praxis?<br />
Oft sehnen sie sich nach mehr innerer<br />
Ruhe und sind tief dankbar fürs<br />
Verstandenwerden. Für reizoffene<br />
Kinder ist unsere schnelllebige und<br />
stetig Reize produzierende Umwelt<br />
eine noch grössere Herausforderung,<br />
als sie es für die meisten ohnehin<br />
ist. Sich zu orientieren, Halt zu<br />
finden und nicht auszubrennen, ist<br />
für sie besonders anstrengend. Das<br />
ist es für hochsensible Erwachsene<br />
übrigens ebenso.<br />
Es gibt die Ansicht, dass Kinder und<br />
Jugendliche, bei denen AD(H)S diagnostiziert<br />
wurde, eigentlich extrovertierte<br />
Hochsensible sind. Wie sind<br />
Ihre Erfahrungen dazu?<br />
Ich kann nicht sagen, dass der<br />
hyper aktive Hochsensible per se<br />
extrovertiert ist und der hypoaktive<br />
Typus nur introvertiert. Es gibt viele<br />
verschiedene Erscheinungsbilder.<br />
Die Varianten scheinen so vielfältig<br />
zu sein wie der Mensch selbst. Viele<br />
Hochsensible beschreiben sich als<br />
schüchtern – doch in bestimmten<br />
Situationen sind sie manchmal ex <br />
trovertiert. Diese Ambivalenz ist<br />
auffällig und man findet sie nicht<br />
selten auch bei Künstlern.<br />
«Die Ambivalenz<br />
zwischen<br />
Schüchternheit und<br />
extrovertiertem<br />
Verhalten<br />
findet man nicht<br />
selten bei<br />
Künstlern.»<br />
Dennoch: Die Unterscheidung zwischen<br />
AD(H)S und Hochsensibilität ist<br />
nicht immer einfach.<br />
AD(H)S ist besser erforscht als die<br />
Hochsensibilität. Hier steckt die Forschung<br />
noch in den Kinderschuhen.<br />
Zudem scheiden sich in der Fachwelt<br />
die Geister: Die einen anerkennen<br />
deren eigenständige Existenz oder<br />
sehen sie zumindest als Teil-Erscheinungsbild<br />
von AD(H)S. Die anderen<br />
vertreten die Meinung, dass >>><br />
Buchtipp<br />
Elaine Aron: Das hochsensible<br />
Kind. mvg, 20<strong>12</strong>, 350 S., Fr. 25.90<br />
Brigitte Schorr: Hochsensibilität<br />
– Empfindsamkeit leben und<br />
verstehen. SCM Hänssler, 2015,<br />
79 S., Fr. 11.90<br />
Georg Parlow: Zart besaitet.<br />
Festland, 2015, 248 S., Fr. 32.90<br />
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