2008-04

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Im November 1997 lernte ich in einem Seminar eine junge Lehrerin kennen, die mir von ihrem Engagement im Eine-Welt-Laden der St.-Michael-Gemeinde in Siegen erzählte. Da ich Zeit erübrigen konnte, begeisterte ich mich sofort für diese Idee und erweiterte unsere Begegnung, indem ich mich dieser Gruppe anschloss. Ihre 20 Mitglieder beeindrucken mich durch ihren Einsatz, ihre hohe Motivation und ihren fürsorglichen Umgang mit ihren Mitmenschen, der Umwelt und ihren finanziellen Mitteln. Ich fühle mich dort gut aufgehoben. Die Räumlichkeiten des Ladens sind in die St.-Michael-Kirche integriert, vor Kurzem neu gestaltet, präsentieren sie sich hell und einladend. Das hehre Ziel des Vereins ist es, im Rahmen der Entwicklungshilfe, die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern, die durch die wirtschaftlichen Strukturen ihres Landes oder durch die Weltwirtschaft benachteiligt werden. Schwerpunkte der ehrenamtlichen Tätigkeit sind die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Stände, sowie Veranstaltungen mit Gästen. Die Einkäufe werden, überwiegend, bei der Gepa, der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt, getätigt. Diese GmbH hat sich dem Fairen Handel verpflichtet. Kriterien des Fairen Handels sind: Arbeitsrechtliche und ökologische Mindeststandards Verbot der Zwangs- und Kinderarbeit Gesunde Arbeitsbedingungen Demokratisch kontrollierte Organisationen Unabhängige Gewerkschaften Gewährung von Sozialleistungen Die Gepa fördert dies durch: Zahlung fairer Preise Beratung bei Produktentwicklung Förderung ökologischer Produktionsmethoden Aufbau von langfristigen Handelsbeziehungen Ehrenamt Der etwas andere Laden Öffnungszeiten des Eine-Welt-Ladens sind: Mo. bis Fr. von 16.30 bis 18.30 und So. nach dem Gottesdienst in der St.-Michael-Kirche in Siegen in der Kampenstraße und Glasentwürfe, echter Schmuck und Modeschmuck, Trommeln und eine sehr aparte Auswahl an Papierwaren. In der Adventszeit bieten wir geschmackvolle Weihnachtsartikel. Wir haben unser Angebot erweitert mit Geschenkkörben für Jubiläumsfeiern und dergleichen. Der Ladendienst macht Spaß und vermittelt das Gefühl einer sinnvollen Tätigkeit. Mehr Andrang wünschen wir uns oft. Auch werden immer wieder Mitglieder gesucht Erika Krumm GARDINEN UND TEPPICHE Foto:Fritz Fischer Der Gewinn, der im fairen Handel erwirtschaftet wird, geht in Projekte, bei uns zurzeit in ein Schulprojekt, ein Frauenprojekt in Peru und in die Behindertenarbeit. Die Palette der Produkte geht über Standard- Lebensmittel, wie Reis, Nudeln, Honig, Gewürze, Schokolade, Tee, Kaffee, Kakao, Saft und Wein hin zu Artikeln wie Seidentüchern, Tischdecken, Kerzen, Lederwaren Holzspielzeug, moderne Keramik BERATUNG · ANGEBOT · MUSTERSERVICE · MONTAGE Siegen-Geisweid • Marktstraße 29 Telefon: 02 71/8 30 41 • www.mackenbach.de durchblick 4/<strong>2008</strong> 25
Historisches aus dem Siegerland Humanist und Reformator Philipp Melanchthon (1497–1560) Sein Einfl uss auf das Schulwesen und Religion in Siegen Wir sind zum Gespräch miteinander geboren. Melanchthon (Bild) Die Kirchenreformation bedeutete Erneuerung der Kirche unter Rückgriff auf die Ursprünge. Grundgedanke war die Erneuerung der Kirche im Sinne urchristlicher Reinheit zur Überwindung der Missstände. Sie führte, gegen die Absicht der Reformatoren, zur Spaltung der universalen mittelalterliche Kirchen in vom Papsttum unabhängige Kirchengemeinschaften. Es ging ein neuer Geist durch die Welt. Das griechische Menschheitsideal (humanitas) war in Italien plötzlich wiedererstanden beim Lesen der Schriften der griechischen Denker und Dichter, beim Betrachten der griechisch-römischen Bauten und Bildwerke. Renaissance und Humanismus traten ihre Herrschaft an. Und diese Geistesströmungen drangen von den Fürstenhöfen Italiens zu Beginn des 16. Jahrhunderts über die Alpen auf die deutschen Universitäten, und von den Universitäten, sobald diese erst humanistische Lehrer ausgebildet und ins Leben gesandt hatten, auch in Schulen und Haus. Gleichzeitig entstand in Deutschland die durch Martin Luther ausgelöste religiöse Bewegung, gegen das Papsttum und kirchliche Institutionen für eine „reformierte“ Kirche. Humanismus und Reformation wirkten sich nachhaltig auf die politisch- soziale Entwicklung, die intellektuelle Kultur und selbst auf das Alltagsleben von Bauern, Bürgern und Adel der deutschen Gesellschaft aus. Renaissance und Humanismus bedeutete das Wiederaufleben des klassischen Altertums, bedeutete die Anerkennung des Menschen als eines Berechtigten und als des Höchsten in der Welt, forderte das Recht der Individualität und ihre Befreiung vom scholastischen Denken des Mittelalters. Sie brachten das Aufhören der mittelalterlichen Gebundenheit, bisher gültige Bindungen an Staat und Kirche lockerten sich und die Betonung der menschlichen Individualität, nach dem Vorbild der Antike, setzte sich durch. Die Renaissance drückte sich vor allem in den Künsten aus, die die Sinne ansprechen: Architektur und Malerei. Der Humanismus bezeichnete die wissenschaftliche, literarische Seite dieser Strömung. Für die Humanisten galt das antike Kultur- und Menschenbild als Wunsch und Zielvorstellung. Durch das Studium antiker Literatur und Philosophie glaubten die Humanisten zu den Quellen echten Menschentums zurückgekehrt zu sein. Sprachliche Bildung galt für sie als Weg zu diesem Menschentum. Einer der bedeutendsten deutschen Humanisten des 16. Jahrhunderts war Philipp Melanchthon. Er wurde 1497 als Philipp Schwarzerd in Bretten in der Kurpfalz geboren. An der Stelle des Geburtshauses wurde zwischen 1897 und 1903 ein Gedächtnishaus im neugotischen Stil gebaut. Nach dem Tod des Vaters, eines kurfürstlichen Waffenmeisters, kam Philipp mit elf Jahren zu seiner Großmutter nach Pforzheim und stand dort unter der Obhut seines Großonkels, dem berühmten Humanisten Johannes Reuchlin (1455–1522), der ein hervorragender Kenner des Griechischen und Hebräischen war. Philipp war sehr sprachenbegabt, mit zwölf Jahren las und sprach er Latein, Griechisch und konnte Hebräisch. Reuchlin gab Philipp als Anerkennung für seine Sprachkenntnisse den Humanistennamen „Melanchthon“ (griechische Übersetzung für „schwarze Erde“). Mit zwölf Jahren hörte er Vorlesungen über fast alle Wissensgebiete an der Heidelberger Universität, studierte später in Tübingen, mit sechzehn Jahren gab er eine griechische Grammatik heraus, mit siebzehn Jahren hielt er an der Universität Vorlesungen und im Jahre 1518, als er 21 Jahre alt war, erhielt er einen Ruf als Griechischprofessor an die Philosophischen Fakultät, der im Jahre 1502 vom Kurfürst Friedrich III., der Weise, gegründeten Universität in Wittenberg. Bis zu seinem Tod wirkte er hier als Erzieher und Lehrer, reformierte die Universität im humanistischen Sinne und wurde Mitstreiter und engster Mitarbeiter von Martin Luther, der auch ein Mann humanistischer Bildung war. Seit 1509 war Martin Luther Professor der Theologie an der Universität von Wittenberg und wurde 1517, als er seine Thesen gegen den Ablass veröffentlichte – eine revolutionäre Kampfschrift gegen die römische Kirche – zum Mittelpunkt des geistlichen Lebens. Der Freundesbund Luthers und Melanchthons hat das deutsche Geistesleben umgestaltet. Luther wirkte mehr für Kirche und Staat, Melanchthon mehr für Universität und Schule. Melanchthon betrachtete die Bildung und Erziehung der Jugend als seine wichtigste Aufgabe. Er war der Meinung, dass Bildung nur durch sprachlich-literarische Ausbildung erreicht werden kann. Nur sie bringt den Menschen eruditio („Bildung“, wörtlich übersetzt: „Ent-Rohung“). Durch sie vermag der Mensch geordnet zu denken und sich klar und sachgemäß auszudrücken. Ein gebildeter Mensch wird 26 durchblick 4/<strong>2008</strong>
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