Marseille, Calanques, Côte Bleue (Auszug, Blick ins Buch)
Reise- und Wanderführer mit den schönsten Stadt- und Küstenwanderungen Marseilles
Reise- und Wanderführer mit den schönsten Stadt- und Küstenwanderungen Marseilles
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<strong>Marseille</strong> – ein Modell für Europa?<br />
jahr hat zugleich etwas in den Köpfen<br />
der <strong>Marseille</strong>r bewegt und vielleicht ist<br />
das sogar noch wichtiger als alle Statis -<br />
tiken. Seit 2013 sind die <strong>Marseille</strong>r (wieder)<br />
stolz auf ihre Stadt und sich ihrer<br />
Stärke und Qualität bewusst, die unter<br />
anderem darin besteht, dass Fremde und<br />
Neuankömmlinge hier willkommen sind.<br />
„<strong>Marseille</strong> accueille le monde!“ – Mar -<br />
seille heißt die Welt willkommen! Diese<br />
Maxime gilt seit 2 600 Jahren, als die einheimische<br />
Prinzessin Gyptis den Fremd -<br />
ling Protis als ihren Lebenspartner nahm.<br />
In dieser Tradition entstand in <strong>Marseille</strong><br />
ein Kosmopolitismus, der für Europa heu -<br />
te ein Modell sein könnte – in einer Zeit,<br />
Stadt und Region auf den Weg machen,<br />
um <strong>Marseille</strong> langfristig zu einer Top-<br />
Destination zu machen? Zunächst sah es<br />
nicht gut aus. Der Kommunalwahlkampf<br />
und sich daran anschließende Regional -<br />
wah len, die bereits am Ende des Kultur -<br />
hauptstadtjahres Planungen mit den<br />
politisch Verantwortlichen schwierig ge -<br />
macht hatten, dominierten das politische<br />
Geschehen. Ähnlich wie anlässlich der Be -<br />
werbung ging die Initiative zur nachhaltigen<br />
Sicherung des Erreichten von einem<br />
Bündnis der Kulturszene mit den Unter -<br />
nehmen und der Wirtschaftskammer aus<br />
und die Politik stimmte letztlich mit Ver -<br />
zögerung zu. Nun zeichnen sich aber die<br />
„Welch eine Vergeudung, <strong>Marseille</strong><br />
links liegen zu lassen.“<br />
in der Fremdenfeindlichkeit und Provinzi -<br />
a lität in vielen Ländern an Boden gewinnen.<br />
Kaum ein <strong>Marseille</strong>r, der nicht mit<br />
Selbstverständlichkeit oder gar Stolz auf<br />
seine Wurzeln als Italiener, Spanier, Al -<br />
gerier, Marokkaner oder Komore hinweist.<br />
Ohne Zweifel hat die Stadt auch<br />
weiterhin riesige Probleme, aber diese<br />
haben kaum mit der „mixité“ ihrer Be -<br />
völkerungsstruktur zu tun, sie sind vielmehr<br />
der sozialen Kluft zwischen arm<br />
und reich und damit der Ungleichheit der<br />
Lebensverhältnisse in den entsprechenden<br />
Stadtteilen geschuldet. An diesem<br />
Befund hat auch das Kulturhauptstadt -<br />
jahr nichts verändern können, wenn auch<br />
die Teilhabe am kulturellen Geschehen<br />
durch <strong>Marseille</strong>-Provence 2013 eindeutig<br />
verbessert wurde.<br />
Wie bei vielen großen Sport- oder Kultur -<br />
projekten stellte sich nach dem Ereignis<br />
die Frage der Nachhaltigkeit. Würde es<br />
gelingen, das einjährige Gastspiel in der<br />
Champions League der europäischen<br />
Städte zu verstetigen und würden sich<br />
nächsten Etappen ab, mit denen die neu<br />
geschaffene Metropolregion Aix-Mar seille<br />
auch kulturell das Erreichte sichern will.<br />
2018 wird es zwischen Februar und Sep -<br />
tember zu einem „revival“ des Kultur -<br />
haupt stadtjahres kommen – Dank einer<br />
Finanzierung, die sich aus dem Überschuss<br />
von MP 2013, öffentlichen Geldern<br />
und zahlreichen privaten Sponsoren zu -<br />
sammensetzt.<br />
2020 ist <strong>Marseille</strong> auf Zürich und Pa -<br />
lermo folgend Austragungsort der MANI -<br />
FESTA 13 – einer hochkarätigen zeitgenössischen<br />
Kunst-Biennale.<br />
Und wenn im September 2017 das IOC<br />
Paris für die Olympischen Sommerspiele<br />
2024 der amerikanischen Mitbewerber -<br />
stadt Los Angeles vorzieht, wird <strong>Marseille</strong><br />
die Schwimm- und Segelwettbewerbe<br />
ausrichten – begleitet von zahlreichen<br />
kulturellen Veranstaltungen.<br />
Spätestens dann wird auch die eingangs<br />
erwähnte Reisegruppe bereuen, dass sie<br />
<strong>Marseille</strong> „gesnobt“ hat!<br />
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