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Verfahrenstechnik 3/2018

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VERFAHRENSTECHNIK IM ALLTAG I SERIE<br />

Das Glasperlenspiel<br />

Aus einem Sandgemisch oder aus Altglas – Murmelherstellung leicht gemacht<br />

Murmeln faszinieren Kinder wie Erwachsene gleichermaßen –<br />

völlig rund und glatt, in unterschiedlichen Farben und Mustern<br />

kullern sie über abenteuerliche Holzbahnen oder durch<br />

Kinderzimmer. Die meisten Glasmurmeln werden heutzutage<br />

maschinell gefertigt.<br />

Murmeln lassen sich aus Altglas ebenso<br />

herstellen wie aus einem Gemisch<br />

von ca. 70 % Siliziumdioxid (SiO 2<br />

), 15–20 %<br />

Natriumoxid (Na 2<br />

O) und 10–15 %Calciumoxid<br />

(CaO). Dabei sorgt Quarzsand als fast<br />

reiner SiO 2<br />

-Träger für die Netzwerkbildung.<br />

Soda (Na 2<br />

CO 3<br />

) und Pottasche<br />

(K 2<br />

CO 3<br />

) dienen als Flussmittel, um den<br />

Schmelzpunkt von Siliziumoxid zu senken.<br />

In der Schmelze wird Kohlenstoffdioxid<br />

frei und löst sich als Gas aus dem Glas. Der<br />

Kalk dient auch als Netzwerkwandler.<br />

Während des Schmelzens zersetzt er sich<br />

zu Kohlendioxid und Calciumoxid. CaO<br />

erhöht in mäßiger Zugabe (10–15 %) die<br />

Härte und chemische Beständigkeit des<br />

Glases. Als färbende Substanzen können<br />

Metalloxide eingesetzt werden.<br />

Zunächst werden die Rohstoffe, die Altglasscherben<br />

oder eine Mischung davon in<br />

einem Ofen bei rd. 1 200 °C erhitzt. Nach<br />

16 h fließt die Schmelze durch eine Auslassöffnung<br />

im Boden ab. Dabei wird der<br />

Schmelzestrang durch einen Schieber in<br />

schnellem Takt unterbrochen – die Murmelrohlinge<br />

entstehen. Je nach Zeitintervall<br />

lassen sich so kleinere oder größere<br />

Rohlinge erzeugen.<br />

Automatisierter Prozess<br />

Zwischen zwei rotierenden und leicht abfallenden<br />

Walzen rollen sich die Rohlinge<br />

rund, die Rotation der Walzen sorgt dabei<br />

dafür, dass das Glas nicht an der Oberfläche<br />

haften bleibt. Das Aussehen der Murmeln<br />

kann nun nicht mehr verändert werden<br />

– hierfür waren die Metalloxidzusätze,<br />

die Schmelztemperatur und die Sauerstoffzugabe<br />

im Ofen verantwortlich.<br />

Die vollständige Abkühlung der Murmeln<br />

dauert 72 Stunden. Eine Sortieranlage<br />

trennt die Murmeln der Größe<br />

nach – zu kleine oder zu große Kugeln<br />

werden automatisch aussortiert.<br />

Glasmurmeln mit besonderen „Innereien“<br />

werden auch heute noch von Glasbläsern<br />

in einem aufwändigen Verfahren<br />

manuell hergestellt. Hierzu können farbige<br />

Glasstäbe in mehreren Lagen eingeschmolzen<br />

und durch Klarglasschichten getrennt<br />

werden. Mithilfe von Formen lassen sich<br />

die Kugeln gestalten.<br />

(kf)<br />

50 VERFAHRENSTECHNIK 3/<strong>2018</strong>

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