Calluna_Sommer2018_Web
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Lieber essen als ärgern!<br />
Brennnesseln & Co. sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen<br />
REGINA KRÖGER<br />
Sie wachsen am Wegrand, im eigenen<br />
Garten oder auf Wiesen.<br />
Wer sie nicht kennt, würde<br />
Wildkräuter wahrscheinlich als Unkraut<br />
bezeichnen. Unkraut gibt es überall.<br />
Jeder, der ein kleines Fleckchen Garten<br />
hat, kann mitreden. Ausreißen ist häufig<br />
sinnlos, da es umso schneller und kräftiger<br />
nachzuwachsen scheint. Deshalb:<br />
Essen statt ärgern und sich damit etwas<br />
Gutes tun.<br />
Jedes Wildkraut enthält mehr Vitamine,<br />
Mineralstoffe und sekundären Inhaltsstoffe<br />
als jedes Kulturgemüse. Die Tabelle<br />
verdeutlicht die Unterschiede.<br />
Art<br />
Wasser<br />
(%)<br />
Kalium<br />
(mg)<br />
Phosphor<br />
(mg)<br />
Magnesium<br />
(mg)<br />
Brennnessel<br />
Jeder kennt die Brennessel, sei es aus dem<br />
Garten oder der Wildnis. Gerade die<br />
Brennessel ist ein sehr guter Lieferant für<br />
Calcium, Kalium und gilt als eine der<br />
wichtigsten Heilpflanzen zur Vermeidung<br />
von Blutarmut und Eisenmangel. Eisen ist<br />
ein wichtiger Inhaltstoff des Blutes und<br />
mitverantwortlich für den Sauerstofftransport.<br />
Die Brennesel hilft, die Eisenaufnahme<br />
zu erleichtern und die eigene<br />
Eisenproduktion anzuregen.<br />
Die blutreinigende und entgiftende<br />
Wirkung haben sich unsere Vorfahren<br />
schon vor langer Zeit für ihre Frühjahrskuren<br />
zunutze gemacht. Die ganze<br />
Pflanze wird zur Behandlung von rheumatischen<br />
Beschwerden, bei Verdauungsleiden<br />
und als Vitalisierungsmittel für<br />
Leber, Bauchspeicheldrüse und die Galle<br />
genutzt. Sie kann sogar den Blutzucker<br />
senken und Entzündungen vorbeugen.<br />
Wenn man die jungen Blätter von unten<br />
anfasst und vorsichtig von der Pflanze abstreift,<br />
verbrennen sie nicht einmal die<br />
Finger.<br />
Löwenzahn<br />
Auch der Löwenzahn ist eine alte und<br />
gern genutzte Pflanze der Volksmedizin.<br />
Sie enthält viele Bitterstoffe, die wir für<br />
uns als mildes Mittel zur Steigerung der<br />
Gallensekretion und Lebertätigkeit nutzen<br />
können. Gerade in der heutigen Zeit ist es<br />
wichtig, die Ausscheidungsorgane wie<br />
zum Beispiel die Leber in ihrer eigentlichen<br />
Funktion zu unterstützen.<br />
Die jungen Blätter in einem Salat genossen,<br />
liefern derart viele Mineralstoffe,<br />
an die ein herkömmlicher Kopfsalat nicht<br />
im geringsten herankommt. Er bringt den<br />
gesamten Organismus im Frühling in<br />
Schwung und belebt durch seine Inhaltsstoffe<br />
alle Körperfunktionen. Gleichzeitig<br />
entwässert und entschlackt er den Körper,<br />
ohne dass Mineralstoffe ausgeschwämmt<br />
werden, da er genügend dieser Art wieder<br />
zuführt.<br />
Vitamin und Mineralstoffgehalt verschiedener Pflanzen (je 100g)<br />
Kalzium<br />
(mg)<br />
Eisen<br />
(mg)<br />
Vitamin C<br />
(mg)<br />
Provitamin<br />
A*<br />
Chinakohl 95,4 202 30 11 40 0,6 36 13<br />
Kopfsalat 95,0 224 33 11 37 1,1 13 130<br />
Spinat 91,6 633 55 58 126 4,1 52 700<br />
Brennnessel 84,8 410 105 71 630 7,8 333 740<br />
Giersch 87,2 510 88 67 230 4,3 201 684<br />
Löwenzahn 89,9 590 68 23 50 1,2 115 384<br />
* in Mikrogramm Retinoläquivalente pro 100 Gramm essbarem Anteil. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung benötigen Frauen 800 Mikrogramm Retinoläquivalente pro Tag, Männer 1000 Mikrogramm.<br />
Quelle: FRANKE, W., Institut für Landwirtschaftliche Botanik der Universität Bonn<br />
Sauerampfer<br />
Auch die feine Küche entdeckt die Wildkräuter<br />
wieder. Der Sauerampfer ist eines<br />
der mittlerweile wiederentdeckten wilden<br />
Würzkräuter für die Küche. Mit seinem<br />
säuerlich-fruchtigen Geschmack gibt Sauerampfer<br />
Salaten, Suppen und vielen anderen<br />
Gerichten den letzten Pfiff. Aber<br />
nicht nur geschmacklich, sondern auch in<br />
gesundheitlicher Sicht ist der Sauerampfer<br />
ein Erlebnis. Er wirkt harntreibend, blutreinigend,<br />
enthält viele Vitamine und Mineralstoffe,<br />
die die Augen sowie Herz und<br />
Nieren stärken. Durch seine anregende<br />
Wirkung auf den Darm, verbessert er das<br />
Immunsystem und wirkt stabilisierend<br />
auf den Blutkreislauf. Sofern man ihn am<br />
Wegesrand entdeckt und einen der Durst<br />
plagt, bedient man sich in der Natur, kaut<br />
ein paar der Blättchen und nutzt somit die<br />
durststillende Wirkung.<br />
Gänseblümchen<br />
Den ersten drei im Jahr gefundenen Gänseblümchen<br />
schreibt man eine besondere<br />
Heilkraft zu. Warum nicht einfach den Salatteller<br />
oder die Torte mit ein paar Gänseblümchen<br />
dekorieren? Ist es nicht viel<br />
schöner, das zu nutzen, was die Natur liefert,<br />
als künstliche Deko-Artikel zu kaufen?<br />
Doch Gänseblümchen können viel<br />
mehr als nur hübsch aussehen. Sie enthalten<br />
viel mehr Vitamin C als Kopfsalat, bieten<br />
Bitterstoffe, Kalium, Calcium und<br />
Magnesium, verfügen über ätherische<br />
Öle, die das Abhusten unterstützen und<br />
wirken entzündungshemmend. Sie helfen<br />
den Stoffwechsel anzuregen und unterstützen<br />
eine gesunde Lebertätigkeit.<br />
Wer sich vom reichen Schatz der<br />
Natur bedient, wird mit Genuss und Vitalität<br />
belohnt – sofern diese Hinweise<br />
berücksichtigt werden: Nicht am Straßenrand<br />
sammeln, nur gesunde und<br />
saubere Pflanzen ernten und stets nur so<br />
viele, wie gerade benötigt werden•<br />
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