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Calluna_Sommer2018_Web

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HAUSGESCHICHTEN<br />

Mit Laden und Werkstatt in einem der ältesten Häuser<br />

der Stadt: Hendrik Werner ist Handwerker in<br />

fünfter und Fahrradfachmann in vierter Generation<br />

Christian Ferdinand Werner erwarb es, um dort einen<br />

Korbwarenhandel zu eröffnen. Richtig in Schwung<br />

kam das Geschäft, als Werner begann, auch Kinderwagen<br />

zu verkaufen. Dazu montierte er Körbe auf<br />

fahrbare Untergestelle, die er von einer Nähmaschinen-Manufaktur<br />

bezog.<br />

Apropos Fahrradkette. Die kam ins Spiel, als 1901<br />

Sohn Christian den gut eingeführten Korbwarenhandel<br />

übernahm. Dieser interessierte sich mehr für zweirädrige<br />

Fahrzeuge als für vierrädrige Kinderwagen. Der<br />

leidenschaftliche Radrennfahrer machte kurzerhand<br />

seinen Sport zum Beruf und wandelte den Korbwarenhandel<br />

in ein Fahrradgeschäft um. 1905 verkaufte er<br />

nachweislich das erste Fahrrad im damaligen Bezirk<br />

Lüneburg. Viel lieber als im Geschäft und in der Werkstatt<br />

war er aber auf der Radrennbahn, und reiste in<br />

ganz Deutschland umher, um bei Radrennen zu starten.<br />

Derweil führte zu Hause seine Frau Luise das Geschäft,<br />

was in der damaligen Zeit durchaus<br />

ungewöhnlich war.<br />

1936 übernahm Heinrich Werner Laden und Werkstatt,<br />

und auch er führte, der Familientradition folgend,<br />

etwas Neues ein: Das Sortiment wurde um<br />

Mopeds erweitert. Als Heinrich 1940 zum Kriegsdienst<br />

eingezogen wurde, war erneut weibliche Führungsstärke<br />

gefragt. Ehefrau Henny, gerade erst<br />

Mutter geworden, musste nun allein den Familienbetrieb<br />

durch die Kriegszeit bringen, in der kaum jemand<br />

Geld für ein neues Fahrrad hatte. Nach der<br />

Währungsreform erlebte Fahrrad-Werner eine neue<br />

Blütezeit, denn Fahrräder waren begehrter als je zuvor.<br />

Da Mutter und Vater den ganzen Tag im Betrieb zu<br />

tun hatten, wuchs der 1940 geborene Sohn Horst zwischen<br />

Ritzeln und Reifen, Sätteln und Speichen auf<br />

... und mit der Traufseite zur Kalandgasse. Die Werkstatt<br />

befindet sich in dem kleinen Hinterhaus. Der Hof zwischen<br />

beiden Häusern war ursprünglich nicht überdacht.<br />

und schraubte auch bald schon selbst an den Fahrrädern<br />

in der Werkstatt. Dennoch – oder vielleicht gerade<br />

deshalb? – wollte er nicht in den elterlichen<br />

Betrieb einsteigen. Vielmehr als Fahrräder faszinierten<br />

ihn Flugzeuge. Er hatte schon einen Vorvertrag als<br />

Flugzeughydrauliker bei der Luftwaffe unterschrieben,<br />

als ihn die Nachricht vom plötzlichen Tod des Vaters<br />

erreichte. Das war im Jahr 1964. Nur seiner Mutter<br />

zuliebe erklärte er sich widerwillig bereit, den elterlichen<br />

Betrieb zu übernehmen. Doch dann packte ihn<br />

der Ehrgeiz, und nach langen Arbeitstagen im Laden<br />

und in der Werkstatt büffelte er abends noch für die<br />

Meisterprüfung. 50 Jahre, länger als jeder seiner Vorfahren,<br />

war er Fahrrad-Werner in Person. Ihm zur<br />

Seite stand Ehefrau Heidi, die ständig zwischen dem<br />

Laden im Erdgeschoss und der darüberliegenden Wohnung<br />

pendelte. 2014 übergab Horst Werner den Betrieb<br />

an seinen Sohn Hendrik, der wie einst er selbst<br />

inmitten von Fahrrädern groß geworden ist und •••<br />

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SOMMER 2018 I <strong>Calluna</strong> 47

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