Frauennetzwerke – Engagement verbindet ... - w.news
Frauennetzwerke – Engagement verbindet ... - w.news
Frauennetzwerke – Engagement verbindet ... - w.news
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Parissa<br />
Haghirian<br />
20 w.<strong>news</strong> JANUAR 2011<br />
FÜHRUNGSSTIL <strong>–</strong> starke Unterschiede in Ost und West. Wer in Japan zum<br />
Top-Manager aufsteigen will, muss nicht Durchsetzungsstärke beweisen, sondern<br />
vor allem geduldig und kompromissbereit sein.<br />
Wer ist hier der Boss?<br />
Vor einigen Jahren waren in den<br />
Regalen japanischer Buchhandlungen<br />
überraschend viele Managementbücher<br />
und Übersetzungen<br />
zum Thema Führung und Leader -<br />
ship zu finden. Ein Mini-Boom, der<br />
zwar zum Teil schon wieder abgeflaut<br />
ist. Das Thema ”Leadership“<br />
ist in Japan aber immer noch ein<br />
Bestseller. Das wundert nicht, wenn<br />
man die ständigen Rotationen in japanischen<br />
Unternehmen oder an der<br />
Regierungsspitze betrachtet. Der all -<br />
jährliche Austausch des Staatschefs<br />
scheint beinahe zum japanischen<br />
Regierungstil zu gehören. Und auch<br />
in der Wirtschaft ist wenig von<br />
starken Managementpersönlichkeiten<br />
zu hören. Es stellt sich also die<br />
Frage: Gibt es in Japan überhaupt<br />
so etwas wie Leadership? Und<br />
wenn ja, wer führt hier wen?<br />
Wer führt hier wen?<br />
Als vor einigen Jahren zum wiederholten<br />
Male ein japanischer Regierungschef<br />
zurücktrat, führte das zu<br />
einigen Diskussionen unter den internationalen<br />
Professoren an der Universität.<br />
Die japanischen Kollegen<br />
schienen an dem Thema jedoch<br />
wenig bis gar nicht interessiert. Auf<br />
die Frage, ob man sich denn keine<br />
Sorgen wegen des Regierungswechsels<br />
mache, antwortete einer der japanischen<br />
Kollegen gelassen: ”Aber<br />
nein, in Wirklichkeit regieren wir<br />
uns in Japan ohnehin selbst. Da<br />
macht es keinen Unterschied, wer<br />
offiziell an der Spitze steht!“<br />
Führungskräfte in Ost und West<br />
In der Managementliteratur wird<br />
zwischen ”assertive (bestimmendem)<br />
und participative (teilnehmendem)<br />
Leadership“ unterschieden.<br />
Westlicher Führungsstil ist in den<br />
meisten Fällen ”assertive“ und konzentriert<br />
sich auf eine Führungspersönlichkeit.<br />
Diese hat sich im<br />
Unternehmen durch den Aufstieg<br />
auf der Karriereleiter einige Privilegien<br />
erarbeitet: Mehr Geld, mehr<br />
Macht und eine steigende Anzahl<br />
von Mitarbeitern, denen Befehle erteilt<br />
werden können. Die steigende<br />
Verantwortung geht außerdem mit<br />
der Erlaubnis einher, eigenständige<br />
Entscheidungen im Sinne des<br />
Unternehmens zu fällen. Dieses<br />
Prinzip ist mit einem erhöhten individuellen<br />
Risiko verbunden, denn<br />
wenn der westliche Manager keine<br />
Leistung bringt, dann muss er nicht<br />
selten mit seinem Job bezahlen.<br />
Ein Risiko, das durch ein erhöhtes<br />
Gehalt kompensiert wird. Gestützt<br />
wird dieses Prinzip durch die<br />
(westliche) Annahme, eine Person<br />
sei fähig, für eine Vielzahl von anderen<br />
Individuen Entscheidungen<br />
zu treffen. Daher auch die Sorge<br />
und das Gefühl von Unsicherheit<br />
zum Beispiel bei einem Regierungswechsel.<br />
Konsens und Koordination<br />
In Japan sieht es anders aus. Die<br />
Gesellschaft ist nach wie vor stark<br />
gruppenorientiert, und japanische<br />
Unternehmen entsprechend organisiert.<br />
Individualismus wird bei Unternehmensentscheidungen<br />
in vielen<br />
Fällen als egoistisch empfunden.<br />
Zudem dominiert die Ansicht, ein<br />
einzelner Mensch könne nie cleverer<br />
sein, als eine Gruppe von Menschen<br />
zusammen. Japanische Gruppen sind<br />
zudem stark hierarchisch strukturiert.<br />
Als Basis dient die natürliche Hierar-