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Der Burgbote 1967 (Jahrgang 47)

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es im Inneren und Einzelnen bestellt. Welch<br />

beschwingtes Temperament, welch lockere Züglgkelt!<br />

Hier konnte man hören, wie Ernstes<br />

und Getragenes gesungen werden kann. Bei<br />

den von Professor Rübben angeführten Köl<br />

nern gab es kein gequältes Forcleren, kein<br />

verschleppendes Drücken, alles klang natür<br />

lich, frisch, beseelt. Wer darauf achtete, be<br />

merkte die Meisterschaft in der Atemtechnik,<br />

In der Farbgebung der Vokale, er wurde das<br />

schöne Klingen der Endkonsonanten gewahr.<br />

Die Kölner sangen durchsichtig, scheinbar<br />

mühelos und In der souveränen Selbstver<br />

ständlichkeit beinahe eines Gesprächs.<br />

Wenn von unseren heimischen Chören auch<br />

niemals Leistungen solcher Art erwartet wer<br />

den dürfen — keiner Ist so umfangreich, kei<br />

ner arbeitet unter Bedingungen, wie sie den<br />

Kölnern gegeben sind, keiner hat eine Stim<br />

menauswahl wie sie —, so gewannen sie hier<br />

doch sehr viel. Die Konzerte stellten vor Ihnen<br />

ein In der Praxis verwirklichtes Idealbild auf,<br />

dem nachzueifern es sich lohnt. Und nicht zu<br />

letzt trugen sie wesentlich dazu bei, daß Ihr<br />

Bemühen hinfort In der Öffentlichkeit ernster<br />

genommen wird.<br />

Es wäre noch manches zu sagen zu Einzel<br />

heiten des Programms, das auch dadurch be<br />

stach, daß viel Bedacht auf Gewicht und Poe<br />

sie der Texte genommen worden war. Doch<br />

nur noch der Solisten sei hier kurz Erwäh<br />

nung getan: dem Hornquartett des Kölner<br />

Gürzenich-Orchesters, das In der gleichen<br />

mühelosen Selbstverständlichkeit musizierte<br />

wie der Chor sang, und das u. a. das eigent<br />

lich nicht von Bläsern darzubietende „Die<br />

•Blümeleln sie schlafen" In einem bezaubern<br />

den, vokalstlmmartigen Planlssimo blies; der<br />

Sopranistin Edith Gabry-Kertesz von den Köl<br />

ner Städtischen Bühnen, der u.a. die Innige und<br />

ausdrucksvolle Wiedergabe ungarischer Lie<br />

der von Altmeister Zoltän Kodäiy zu danken<br />

war. Sie sang sie formvollendet In ungarischer<br />

Sprache, so daß rnan, bestärkt noch durch<br />

ihren Namen, die Überzeugung gewann, die<br />

junge, blonde und charmante Frau sei eine<br />

Ungarin; sie Ist aber Bundesdeutsche, jedoch<br />

Ihr Gemahl Ist ein Ungar, ein berühmter Mozartdlrlgenten.<br />

[Frau E. Gabry-Kertesz I s t<br />

Ungarin, - Die Red.]<br />

Zum ersten Male Im Hessenland<br />

<strong>Der</strong> Kölner Männer-Gesang-Verein war bei sei<br />

nem Wetzlar-Besuch zum ersten Male zu Gast<br />

Im Hessenland, was den Konzerten ein beson<br />

deres Gewicht gab. Dies würdigte freudig und<br />

dankbar der Präsident des Solmser Sänger<br />

bundes, Direktor Karl Jung, bei dem ein<br />

gangs erwähnten Empfang Im „Wetzlarer<br />

Hof". Freude und Dankbarkeit sprachen auch<br />

aus Grußworten, die Landrat Dr. Best den<br />

Kölner Sängern namens der Kreiskörperschaf<br />

ten entbot. Direktor Jung stellte ihnen den<br />

Solmser Sängerbund als die Vereinigung von<br />

95 Gesangvereinen Im Wetzlarer Land vor,<br />

die außerordentlich rührig seien und für die<br />

Kultur auf dem Land sehr viel leisteten. Land<br />

rat Dr. Best erblickte In dem Besuch einen<br />

wertvollen Beitrag zur Förderung des heimi<br />

schen kulturellen Lebens, das weithin von dT<br />

Chören bestimmt und getragen werde.<br />

lebhaftem Beifall nahmen die Kölner zur<br />

Kenntnis, daß hier kein Dorf ohne Gesang<br />

verein sei.<br />

Die Bedeutung der Kölner Wetzlar-Konzerte<br />

aber wurde nicht zuletzt dadurch unterstri<br />

chen, daß der Chor von seinem Präsidenten<br />

Dr. Max Adenauer, dem Sohn des Altbundes<br />

kanzlers und ehemaligem Oberstadtdirektor<br />

von Köln, begleitet war. Dr. Adenauer machte<br />

sich bei dem Empfang zum Sprecher der Köl<br />

ner und sagte, Wetzlar sei vielen von Ihnen<br />

bestens bekannt — durch Buderus und Leltz.<br />

aber auch durch Frau Dr. Kühn-Leltz, dank<br />

der Wetzlar wohl die Stadt In Deutschland<br />

sei. In welcher der Kontakt mit unserem Nach<br />

barland Frankreich am ernstesten genommen<br />

werde. Im übrigen fand es Dr. Adenauer sehr<br />

bemerkenswert, daß die Gesangvereine im<br />

Wetzlarer Land nicht dem Deutschen Sänger<br />

bund, sondern einem eigenen, dem Solmser,<br />

angeschlossen sind; dies zeuge, so sagte er.<br />

von unabhängigem und freiheitlichem Geist.<br />

— Als Geschenk nahm er für seinen Verein<br />

einen Merlanstich von Wetzlar entgegen, ujid<br />

er lud den Solmser Sängerbund herzlich m<br />

Teilnahme In der 125-Jahr-Feler des Köl^r<br />

Männergesangvereins Im kommenden Früh<br />

jahr ein.<br />

Dr. Kurt Hinze<br />

Beachte die Fälligkeit<br />

des Jahresbeitrages!

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