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Der Burgbote 1967 (Jahrgang 47)

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jedes Teilwertes dem bezeichneten Ausdruck<br />

des Textes. Hierzu gehört auch die bemer<br />

kenswerte Technik der rhythmischen Steige<br />

rung. Es sind dies Mittel eines härteren, ge<br />

spannteren und verdichteten Ausdrucks, wie er<br />

bis dahin in der italienischen Musik noch<br />

nicht dagewesen war.<br />

Schließlich „Ernanl". Auch hier tritt die ur<br />

eigene Rhythmik Verdi' wieder klar hervor:<br />

Als das wirksamste Stück gilt der Chor der Ver<br />

schwörer im 3. Akt („Si ridest' il Leon de Castiglia"<br />

— „Aufgewacht ist Kastiliens Löwe"). Wie im (ge<br />

mischten) Chor der gefangenen Juden in „Nabucco"<br />

und im Chor der Kreuzfahrer in den „Lombarden" ist<br />

es die elementare Kraft des stark rhythmisierten<br />

Unisonos der Männerstimmen, die diesem Chor, vor<br />

allem bei der Wiederholung der ersten Phrase, eine<br />

eherne Wucht in der Linienführung und den hinrei<br />

ßenden Klang verleiht. <strong>Der</strong> revolutionäre Aufruf auch<br />

dieses Chores ist nicht zu überhören. Er hat wie der<br />

„Nabucco"-Chor politische Tendenz und eine mit<br />

reißende Kraft, der sich kein Italiener aus der Zeit<br />

des Risorgimentos (der „Wiedererhebung", Bezeich<br />

nung für die Italienischen Einigungsbestrebungen)<br />

entziehen konnte. Leider sangen wir nicht auch noch<br />

diesen Chor, welcher stilistisch gut zu dem „Nabucco"-Chor<br />

gepaßt hätte. Nicht minder wirkungsvoll ist<br />

allerdings auch der Eröffnungschor aus „Ernani", er<br />

zeigt deutlich Verdis Vorliebe für den Sechachtel-<br />

Takt im Allegro con brio. Später, im „Othello"<br />

schreibt er wiederum in der gleichen Taktart das<br />

rhythmisch scharf umrissene Trinklied Jagos (mit<br />

Chor).<br />

Auch hier: Problematik des Hörens und Verstehens<br />

dramatischer Vorgänge. „Ernanl, was<br />

zürnst du? Warum verdüstert sich deiner Au<br />

gen lichter Schein?" — Wer von unseren Sän<br />

gern mag sich wohl die Mühe gemacht ha<br />

ben, hinter das Geheimnis zu kommen?<br />

Schwerlich Ist es heute anhand von neuen<br />

Opernführern ausfindig zu machen. Ich fand<br />

den Inhalt des Schauerdramas In einem ur<br />

alten Opernführer von einem gewissen W.<br />

Lakowitz (Leipzig bei Feodor Relnboth, otf<br />

Jahresangabe), In dem unter den „Blograp<br />

sehen Notizen" über Verdi noch zu lesen<br />

Ist, daß er „der gegenwärtig gefeiertste Mei<br />

ster der Italienischen Oper" Ist, und „der<br />

trotz seines Greisenalters dem Vernehmen<br />

nach noch an einer neuen Oper komischen<br />

Inhalts arbeitet, deren Hauptfigur der aus den<br />

Lustigen Weibern von WIndsor allbekannte<br />

Ritter John Falstaff Ist" ...

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