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Der Burgbote 1967 (Jahrgang 47)

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führt eine Treppe wiederum zum Domplatz,<br />

südwestlich davon erreichen wir den Fisch<br />

markt, wo ein noch älteres Rathaus steht, wel<br />

ches aber seit 1693 dem Reichskammergericht,<br />

wo Goethe auf den Wunsch seines Vaters<br />

als Rechtspraktikant den Gang eines Reichs<br />

prozesses kennenlernen sollte, als Sitzungs<br />

gebäude diente. Noch heute weist der doppel<br />

köpfige schwarze Reichsadler auf goldenem<br />

Grund auf die damalige Würde des Hauses<br />

hin. — Wetzlars zweiten mittelalterlichen<br />

Marktplatz, den Kornmarkt, erreichen wir<br />

durch die enge Schmiedgasse. Wirklich Idyl<br />

lisch Ist dieser Platz mit seinem reichsstäd<br />

tischen Brunnen und den beiden dominieren<br />

den Fachwerkhäusern aus dem 17. Jh. Im<br />

Hause Kornmarkt Nr. 11 wohnte Goethe, und<br />

es wird nicht ausgeschlossen sein, daß er oft<br />

seine Schritte zum führenden Gasthause wäh<br />

rend der Kammergerichtszelt, zum „Römi<br />

schen Kaiser", gelenkt hat. Auch noch Im<br />

Dunkeln erkennen wir unschwer das farben<br />

frohe Standbild des Kaisers aus dem 16.<br />

Jahrhundert.<br />

Die Erinnerung an Goethes Aufenthalt In<br />

Wetzlar — Im Sommer 1772 — halten das<br />

Lottehaus Im Deutschordenshof und das Jeru<br />

salemhaus am Schillerplatz wach. Möbel, Bil<br />

der, Goethe- und Lotteerinnerungen, ferner<br />

Wertherausgaben und Wertherladen werden<br />

Im Lottehaus, der ehemaligen Wohnung der<br />

Familie Buff, In 10 Räumen aufbewahrt. Vier<br />

Monate wellte Goethe hier und lernte die<br />

Tochter des Deutschordenamtmannes Buff<br />

kennen. Des Dichters Erlebnisse und Ein<br />

drücke In Wetzlar sind dichterisch Im Werk<br />

„Die Leiden des jungen Werther" gestaltet.<br />

Das Jerusalemzimmer im Jerusalemhaus er<br />

innert den Besucher an den unglücklichen<br />

Jerusalem, das Urbild des Werther.<br />

Aber damit wir uns nun doch nicht zu sehr In<br />

die Zelt des Mittelalters verlleren und über<br />

Werthers Leiden die Gegenwart nicht verges<br />

sen, gemahnen uns die Im Dunkeln weithin<br />

leuchtenden Schriftzeichen der Leltz-Werke,<br />

deren Hochbauten sich am Fuße des Kalsmunt<br />

erheben, daran, daß Wetzlar ein Mittelpunkt<br />

der hessischen Industrie Ist, als deren bedeu<br />

tendste neben der Schwerindustrie die oj^<br />

sehe Industrie gilt. Ihr Begründer, der jur^<br />

Carl Kellner, errichtete Im Jahre 1849 seine<br />

erste optische Werkstatt In d e m Hause am<br />

Elsenmarkt, In dem während Goethes Auf<br />

enthalt In Wetzlar der Verlobte der Charlotte<br />

Buff und Freund des Dichters, Johann Chri<br />

stian Kästner, wohnte.<br />

Die Zeugen einer geschichtlichen Entwicklung<br />

und des Lebens und Wirkens hervorragender<br />

Persönlichkelten, sie haben trotz der schwe<br />

ren Wunden, die der Zweite Weltkrieg der<br />

Stadt schlug, die Zelten überdauert. <strong>Der</strong><br />

Mensch aber, er „lebt und bestehet nur eine<br />

kleine Zelt", — warum sollte ein abendlicher<br />

Gang durch Wetzlars Altstadt (wenn man Ihn<br />

aus dieser Sicht betrachtet und wertet) nicht<br />

eine besinnliche Einstimmung gewesen sein<br />

auf das Chorwerk, das den Höhepunkt des<br />

Konzertes bildete, auf die Kantate „Vom<br />

Menschen"?<br />

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