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führt eine Treppe wiederum zum Domplatz,<br />
südwestlich davon erreichen wir den Fisch<br />
markt, wo ein noch älteres Rathaus steht, wel<br />
ches aber seit 1693 dem Reichskammergericht,<br />
wo Goethe auf den Wunsch seines Vaters<br />
als Rechtspraktikant den Gang eines Reichs<br />
prozesses kennenlernen sollte, als Sitzungs<br />
gebäude diente. Noch heute weist der doppel<br />
köpfige schwarze Reichsadler auf goldenem<br />
Grund auf die damalige Würde des Hauses<br />
hin. — Wetzlars zweiten mittelalterlichen<br />
Marktplatz, den Kornmarkt, erreichen wir<br />
durch die enge Schmiedgasse. Wirklich Idyl<br />
lisch Ist dieser Platz mit seinem reichsstäd<br />
tischen Brunnen und den beiden dominieren<br />
den Fachwerkhäusern aus dem 17. Jh. Im<br />
Hause Kornmarkt Nr. 11 wohnte Goethe, und<br />
es wird nicht ausgeschlossen sein, daß er oft<br />
seine Schritte zum führenden Gasthause wäh<br />
rend der Kammergerichtszelt, zum „Römi<br />
schen Kaiser", gelenkt hat. Auch noch Im<br />
Dunkeln erkennen wir unschwer das farben<br />
frohe Standbild des Kaisers aus dem 16.<br />
Jahrhundert.<br />
Die Erinnerung an Goethes Aufenthalt In<br />
Wetzlar — Im Sommer 1772 — halten das<br />
Lottehaus Im Deutschordenshof und das Jeru<br />
salemhaus am Schillerplatz wach. Möbel, Bil<br />
der, Goethe- und Lotteerinnerungen, ferner<br />
Wertherausgaben und Wertherladen werden<br />
Im Lottehaus, der ehemaligen Wohnung der<br />
Familie Buff, In 10 Räumen aufbewahrt. Vier<br />
Monate wellte Goethe hier und lernte die<br />
Tochter des Deutschordenamtmannes Buff<br />
kennen. Des Dichters Erlebnisse und Ein<br />
drücke In Wetzlar sind dichterisch Im Werk<br />
„Die Leiden des jungen Werther" gestaltet.<br />
Das Jerusalemzimmer im Jerusalemhaus er<br />
innert den Besucher an den unglücklichen<br />
Jerusalem, das Urbild des Werther.<br />
Aber damit wir uns nun doch nicht zu sehr In<br />
die Zelt des Mittelalters verlleren und über<br />
Werthers Leiden die Gegenwart nicht verges<br />
sen, gemahnen uns die Im Dunkeln weithin<br />
leuchtenden Schriftzeichen der Leltz-Werke,<br />
deren Hochbauten sich am Fuße des Kalsmunt<br />
erheben, daran, daß Wetzlar ein Mittelpunkt<br />
der hessischen Industrie Ist, als deren bedeu<br />
tendste neben der Schwerindustrie die oj^<br />
sehe Industrie gilt. Ihr Begründer, der jur^<br />
Carl Kellner, errichtete Im Jahre 1849 seine<br />
erste optische Werkstatt In d e m Hause am<br />
Elsenmarkt, In dem während Goethes Auf<br />
enthalt In Wetzlar der Verlobte der Charlotte<br />
Buff und Freund des Dichters, Johann Chri<br />
stian Kästner, wohnte.<br />
Die Zeugen einer geschichtlichen Entwicklung<br />
und des Lebens und Wirkens hervorragender<br />
Persönlichkelten, sie haben trotz der schwe<br />
ren Wunden, die der Zweite Weltkrieg der<br />
Stadt schlug, die Zelten überdauert. <strong>Der</strong><br />
Mensch aber, er „lebt und bestehet nur eine<br />
kleine Zelt", — warum sollte ein abendlicher<br />
Gang durch Wetzlars Altstadt (wenn man Ihn<br />
aus dieser Sicht betrachtet und wertet) nicht<br />
eine besinnliche Einstimmung gewesen sein<br />
auf das Chorwerk, das den Höhepunkt des<br />
Konzertes bildete, auf die Kantate „Vom<br />
Menschen"?<br />
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