Top100 Imst 2017
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ne, dass über 810.000 Mitglieder keinen<br />
Beitrag zahlen und trotzdem das<br />
volle Leistungsspektrum der AK in<br />
Anspruch nehmen können. Das sind<br />
etwa Arbeitssuchende, Karenzierte,<br />
Präsenz- und Zivildiener, Lehrlinge<br />
und geringfügig Beschäftigte. Nur<br />
weil einige wenige mit dem Thema<br />
Kammern polarisieren wollen, soll der<br />
Großteil der Beschäftigten darunter<br />
leiden? Das halte ich nicht für sinnvoll<br />
und sehe keinen Bereich, wo die<br />
Arbeitnehmer von einer Halbierung<br />
der Beiträge oder gar der Abschaffung<br />
der Kammer profitieren würden. Im<br />
Gegenteil: Dass die Menschen eine<br />
Beschneidung der Arbeiterkammer<br />
nicht wollen, hat schon einmal eine<br />
Mitgliederbefragung gezeigt. Als man<br />
in den 1990er Jahren mit dem Gedanken<br />
einer Abschaffung spielte, sprach<br />
sich ein überwältigender Anteil der<br />
Befragten für eine Beibehaltung des<br />
bewährten Systems aus. Das hat sich<br />
auch nicht geändert. Betrachten wir<br />
als Beispiel nur den Bezirk <strong>Imst</strong>: Allein<br />
hier haben wir im Jahr an die 5.000<br />
persönliche Beratungen und über<br />
12.000 telefonische. Und die Menschen<br />
kommen nicht zu uns, um zu<br />
plaudern, sondern weil sie ein Problem<br />
haben und uns vertrauen. Wo werden<br />
diese Menschen hingehen, wenn man<br />
die Kammer abgeschafft hat?<br />
„In der AK-Bezirkskammer<br />
gibt es Beratung<br />
und Service vor Ort.<br />
Denn rasche Hilfe ist<br />
die beste Hilfe.“<br />
Erwin Zangerl,<br />
AK Tirol<br />
ECHO: Nehmen die telefonischen<br />
und elektronischen Kontakte gegenüber<br />
den persönlichen Vorsprachen<br />
zu, wie es im allgemeinen Trend liegt?<br />
Riezler: Was ich deutlich erkenne ist,<br />
dass Anfragen über E-Mail stark zunehmen.<br />
Das ist für viele ein bequemes<br />
Medium, um ihr Anliegen zu deponieren.<br />
Leider wächst damit auch die<br />
Ungeduld, wenn nicht postwendend<br />
geantwortet werden kann. Deshalb<br />
bitte ich da immer wieder um Geduld.<br />
Jedem wird geantwortet, aber ich glaube<br />
es ist verständlich, dass es bei 17.000<br />
Beratungen im Jahr einmal zu kurzen<br />
Wartezeiten kommen kann.<br />
ECHO: Wir haben einen Wirtschaftsaufschwung,<br />
der Arbeitsmarkt<br />
hat sich gerade in Tirol in den vergangenen<br />
Monaten überdurchschnittlich<br />
positiv entwickelt. Bringt das den Arbeitnehmer<br />
nicht in eine stärkere Position,<br />
aus der heraus er seine Anliegen<br />
selbstbewusst vertreten kann?<br />
Riezler: Man könnte meinen ja,<br />
wenn man Angebot und Nachfrage<br />
vergleicht. Aber gerade im Bezirk <strong>Imst</strong><br />
dominieren kleine und mittelgroße<br />
Betriebe mit vielen Mitarbeitern, die<br />
schon seit mehreren Jahrzehnten im<br />
Unternehmen sind und sich noch im<br />
System der Abfertigung Alt befinden.<br />
Diese Arbeitnehmer können auf die<br />
Abfertigung in der Regel nicht verzichten.<br />
Außerdem stellt sich die Frage<br />
nach der Mobilität. Wer aus dem<br />
hinteren Ötztal oder Pitztal kommt,<br />
braucht viel Motivation, um nach Innsbruck<br />
zu pendeln. Solche Faktoren<br />
limitieren auch die Mobilität am<br />
Arbeitsmarkt. Zudem ist nicht gesagt,<br />
dass trotz steigender betrieblicher Auslastung<br />
auch die Preise stimmen, die<br />
Unternehmen für ihre Produkte bzw.<br />
Dienstleistungen abrufen können.<br />
Stimmt die Preisdurchsetzung nicht,<br />
werden auch die Mitarbeiter nicht vom<br />
Konjunkturaufschwung profitieren.<br />
ECHO: Mit welchen Sorgen werden<br />
die Arbeitnehmer größtenteils bei Ihnen<br />
vorstellig?<br />
Riezler: Sehr häufig geht es um das<br />
Thema Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.<br />
Da wird von Unternehmensseite<br />
her versucht, während des Krankenstands<br />
eine einvernehmliche Auflösung<br />
zu erzielen. Im Krankheitsfall hat<br />
der Dienstnehmer binnen drei Tagen<br />
dem Arbeitgeber die Krankmeldung zu<br />
übermitteln. In mehreren Fällen wurden<br />
Dienstnehmer vom Arbeitgeber<br />
abgemeldet, wegen unberechtigtem<br />
vorzeitigen Austritt, unentschuldigtem<br />
Fernbleiben vom Arbeitsplatz. Das<br />
liegt auch daran, dass manche Dienstnehmer<br />
beim Abgeben der Krankmeldung<br />
nicht die nötige Sorgfalt walten<br />
lassen.<br />
ECHO: Müssen die Arbeitnehmer<br />
verstärktes Augenmerk auf ihre Rechte<br />
richten?<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK IMST <strong>2017</strong><br />
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