Top100 Imst 2017
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ECHO: Ändert daran auch das Bestbieterprinzip<br />
nichts?<br />
Wallnöfer: Nein, ich sehe das eher<br />
kritisch. Es kommt nach wie vor kaum<br />
der Best-, sondern fast immer der Billigstbieter<br />
zum Zug. Es wäre vernünftiger,<br />
würde allgemein mit realistischen<br />
Kosten kalkuliert werden. Wir bräuchten<br />
keine komischen Vergabeverfahren<br />
und auch der Billigstbieter könnte kostendeckend<br />
arbeiten. In Tirol gibt es<br />
außerdem relativ viel wohnbaugeförderten<br />
Wohnbau. Die Wohnbauförderung<br />
sieht angemessene Baukosten<br />
vor, die nicht überschritten werden<br />
dürfen. Viele gemeinnützige Bauträger<br />
können mit ihren Bauvorhaben nicht<br />
anfangen, weil sie mit den angemessenen<br />
Baukos ten nicht durchkommen.<br />
„Angebot und Nachfrage<br />
bestimmen den Preis,<br />
möchte man meinen.“<br />
ECHO: Diese sollten folglich erhöht<br />
werden?<br />
Wallnöfer: Man braucht sich nur die<br />
zunehmende Diskrepanz zwischen<br />
der Erhöhung des Baukosten- und<br />
Wohnbauförderungsindexes ansehen.<br />
Das passt schon lange nicht mehr zusammen.<br />
Da versanden derzeit viele<br />
Projekte.<br />
ECHO: Hapert es in Ihrer Branche<br />
auch bei der Preisdurchsetzung?<br />
Wallnöfer: Es ist zu beobachten,<br />
dass andere Gewerke, die ihre Preise<br />
deutlich erhöht haben, das besser<br />
machen als Bau- und Zimmermeister.<br />
Natürlich ist bei einem Installateur das<br />
Auftragsvolumen pro Projekt geringer<br />
als bei einem Baumeister. Deshalb versucht<br />
man bei uns, den Preis stärker zu<br />
drücken.<br />
ECHO: Gibt es einen Bereich, in<br />
dem die Marge tendenziell noch besser<br />
passt?<br />
Wallnöfer: Das ist schwer zu sagen.<br />
Grundsätzlich wäre es sinnvoll, die<br />
Aufträge innerhalb der näheren Umgebung<br />
zu generieren. Aufgrund des<br />
Bestbieterverfahrens passiert es aber<br />
immer wieder, dass Baufirmen aus<br />
dem Oberland im Unterland bauen<br />
und umgekehrt. Es ist schade, dass da<br />
sehr viel Zeit und Geld „verfahren“ wird<br />
und nicht jeder mehr im eigenen Einzugsgebiet<br />
arbeitet.<br />
ECHO: Das Bestbieterprinzip würde<br />
es ja ermöglichen, auch ökologische<br />
Aspekte, wie kurze Anfahrtswege, positiv<br />
zu gewichten.<br />
Wallnöfer: Das ist prinzipiell richtig,<br />
wird aber in der Praxis ad absurdum<br />
geführt. Wenn in der Ausschreibung<br />
die Reaktionszeit der heimischen Baufirma,<br />
die vor Ort ist, mit einer Viertelstunde<br />
angegeben wird, der Industriekonzern<br />
aber eine Minute angibt, weil<br />
er einen Mitarbeiter hat, der in Baustellennähe<br />
wohnt, wird es absurd. Solche<br />
Auswüchse hat dieses Verfahren.<br />
ECHO: Das zeugt eher davon, dass<br />
man die Ausschreibungsverfahren<br />
nicht im Griff hat.<br />
Wallnöfer: Richtig. Es gilt nach wie<br />
vor, dass das Verfahren noch in den<br />
Kinderschuhen steckt.<br />
ECHO: Es gibt neben den Grundkosten<br />
ein ganzes Konvolut an Vorschriften<br />
und Richtlinien, die das Bauen verteuern.<br />
Wo könnte man da ansetzen?<br />
Wallnöfer: Es gibt schon seit Jahren<br />
das Bekenntnis, von dieser Normenund<br />
Richtlinienflut abzugehen. Nach<br />
wie vor ist es aber so, dass jeden Monat<br />
neue Bestimmungen erlassen werden,<br />
die sich häufig mit bestehenden Regelungen<br />
nicht vereinbaren lassen. Das<br />
hört einfach nicht auf. Irgendwann<br />
wird man feststellen, dass man sich<br />
hier ganz ordentlich verrannt hat, reinen<br />
Tisch machen und ganz aufs Neue<br />
anfangen muss.<br />
Interview: Marian Kröll<br />
frötscher + pregenzer<br />
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