SHE works! - Das Wirtschafts- und Karrieremagazin für Frauen

Gescheiter(t)
Warum Niederlagen Wegweiser
Richtung Erfolg sind
Von Antje Heimsoeth
Was wäre der Literaturwelt entgangen, wenn
Joanne K. Rowling das Manuskript von Harry Potter
nach zwölf Absagen resigniert in die Schublade
gelegt hätte statt es erneut bei einem Verlag
einzureichen? Auch Filme wie „Schindlers Liste“,
„E.T.“ oder „Jurassic Park“ hätten uns nie an den
Kinosessel gefesselt, wenn Steven Spielberg seine
Regie- und Produzentenkarriere trotz Absagen von
Filmhochschulen nicht weiter hartnäckig verfolgt
hätte. Ihren Misserfolg haben Rowling und Spielberg
nicht als Beweis ihrer Unfähigkeit betrachtet,
sondern als Ansporn, ihr Ziel noch hartnäckiger zu
verfolgen. Denn Misserfolg ist seit jeher der Mentor
des Erfolgs – auch wenn wir damit oft hadern und
uns lieber die Zunge abbeißen, als über
gescheiterte Versuche zu sprechen.
In einer in diesem Jahr veröffentlichten Studie der
Leuphana Universität Lüneburg zur Bedeutung des
Fehlermanagements mit Blick auf unternehmerische
und individuelle Innovationskraft stellt der
Psychologieprofessor Michael Frese fest, dass
Scheitern hierzulande ein Skandal sei. Weder in
Unternehmen noch im Privatleben würde in unserer
leistungsorientierten Gesellschaft offen über
Misserfolge gesprochen.
Fehler und Niederlagen sind, so die landläufige
Meinung, ein Makel. Welch Trugschluss! Auch wenn
längst nicht jede Kulturform aus den USA Grund
zum Jubeln bietet, so macht uns das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten mit dem herrschenden
Mindset im Silicon Valley eines erfolgreich vor: Fail
forward! Fehler sind hier nicht nur erlaubt, sondern
vielmehr erwünscht. Um schnell zu erkennen,
welchen Weg es weiterzuverfolgen und welchen es
zu verlassen gilt. Fehler werden im Silicon Valley als
Wegweiser und Lehrmeister begrüßt. Diese Haltung
ist die Grundlage für Weiterentwicklung – und für
spätere Erfolge.
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