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SHE works! - Das Wirtschafts- und Karrieremagazin für Frauen

Unsere Novemberausgabe dreht sich um das Thema Scheitern und darum, wie aus einem Scheitern etwas Neues und Gutes entstehen kann. Hinfallen ist gar nicht so schlimm.

Unsere Novemberausgabe dreht sich um das Thema Scheitern und darum, wie aus einem Scheitern etwas Neues und Gutes entstehen kann. Hinfallen ist gar nicht so schlimm.

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Dossier “von 0 auf 100?”<br />

Kosmetika, Fitness bis hin zu Schönheits-OPs<br />

zurück.<br />

Was heißt »to fit« doch noch?<br />

»Passend» – nicht ges<strong>und</strong>, nicht lebendig, nicht<br />

authentisch oder selbstbewusst. Nein, es geht um<br />

Normierung, wie Ahlers richtig beobachtet: »Wir<br />

kompensieren unsere Angst, nicht zu genügen,<br />

indem wir Hand anlegen: Muskeln definieren,<br />

Fehlstellen ausmerzen, Hügel glätten.<br />

Es muss besser sein, als es ist. Denn so wie wir<br />

sind, sind wir nicht okay.« Diese<br />

Kompensationsmöglichkeiten werden uns von<br />

diversen Industriezweigen suggeriert – frei nach<br />

dem Motto: Nichts ist unmöglich! Schleichend<br />

gesellt sich auf diese Weise zu dem<br />

gesellschaftlichen Leistungsdruck ein<br />

ansteckender Optimierungskult: Der Trend, den<br />

eigenen Körper nicht nur zu gestalten, sondern zu<br />

verbessern <strong>und</strong> zu perfektionieren, weil er als<br />

unzureichend angesehen wird. Diese<br />

Beobachtung von Ahlers findet sich eins zu eins<br />

im Interview mit der Kabarettistin Gerburg Jahnke<br />

wieder, wenn sie die grassierende<br />

Selbstoptimierung beklagt: »Alle möglichen<br />

Kolleginnen fragen sich bereits: Kann ich mit<br />

diesem Originalgesicht überhaupt noch<br />

rausgehen?«<br />

Außenanforderungen sind in unser Innerstes<br />

gedrungen <strong>und</strong> führen wiederum dazu, unser<br />

Äußeres zu optimieren – bis hin zur persönlichen<br />

Selbstaufgabe. <strong>Das</strong> Problem <strong>für</strong> die älter<br />

werdenden Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler ist, dass<br />

sie im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.<br />

Mal abgesehen davon, dass ein Drittel der<br />

Programme ganz ohne weibliche Protagonistinnen<br />

auskommt – umgekehrt sind es ohne männliche<br />

Protagonisten nur 15 Prozent – <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>, wenn<br />

sie denn gezeigt werden, viel häufiger im Kontext<br />

von Beziehung <strong>und</strong> Partnerschaft vorkommen, ist<br />

das wirklich Erschreckende, dass es nur bis zu<br />

einem Alter von 30 Jahren ein ausgeglichenes<br />

Geschlechterverhältnis in besagten Medien gibt:<br />

Ab Mitte 30 kommen auf eine Frau zwei Männer<br />

<strong>und</strong> ab 50 kommen<br />

auf eine Frau sage <strong>und</strong> schreibe drei Männer – über<br />

alle Formate <strong>und</strong> Genres hinweg, also auch im<br />

Kinofilm.<br />

Eindeutige Zahlen<br />

<strong>Das</strong>s diese Abbildung mit unserem täglichen Leben<br />

nichts zu tun hat, offenbaren die Zahlen eindeutig.<br />

Die gesellschaftliche Verantwortung, die <strong>Frauen</strong> an<br />

ihren Arbeitsplätzen, im Ehrenamt oder in der Familie<br />

ausüben, wird medial nicht abgebildet. Insbesondere<br />

die Lebenswirklichkeit von <strong>Frauen</strong> ab 40 wird nicht<br />

gezeigt, ermutigende Vorbilder fehlen den <strong>Frauen</strong><br />

damit ab ihrer Lebensmitte. Bascha Mika sagt dazu: »<br />

Genau dies ist die Zeit, in der <strong>Frauen</strong> zunehmend aus<br />

der Öffentlichkeit verschwinden. Es gibt tatsächlich<br />

nur eine Handvoll <strong>Frauen</strong>, die jenseits der 50 <strong>und</strong> 60<br />

regelmäßig vor der Kamera auftauchen <strong>und</strong> die vor<br />

allen Dingen auch als erotische Wesen inszeniert<br />

werden.« Dieses Missverhältnis beklagt auch<br />

Gerburg Jahnke: »Wenn ich aber als 85-Jährige<br />

nach Zürich fahren wollte, um mich umbringen zu<br />

lassen, dann käme meine Lebenswirklichkeit<br />

wieder vor. Oder wenn ich 25 wäre <strong>und</strong> mir<br />

überlege, ob ich mir eine dritte Brust basteln<br />

lasse. Dazwischen ist – auch in den<br />

Öffentlich-Rechtlichen – nichts von Belang.<br />

<strong>Das</strong> finde ich unverantwortlich.« Wirft man dann noch<br />

einen Blick auf die Funktionen von Männern <strong>und</strong><br />

<strong>Frauen</strong> in TV <strong>und</strong> Kino, ist Prommers<br />

Zwischenüberschrift »Männer erklären die Welt« in<br />

ihrer Studie nur schlüssig: In der TV-Information ist<br />

von allen Hauptakteuren nur jede dritte weiblich <strong>und</strong><br />

Journalistinnen sind mit 36 Prozent stark<br />

unterrepräsentiert. Noch dramatischer sieht es bei<br />

den geladenen Expertinnen in den<br />

TV-Informationssendungen aus: Hier ist nur jede<br />

fünfte weiblich. Schließlich überwiegen Männer sehr<br />

deutlich als Sprecher mit 72 Prozent in der<br />

TV-Information <strong>und</strong> mit sogar 96 Prozent in der<br />

non-fiktionalen Unterhaltung. Die<br />

Geschlechterverhältnisse in TV <strong>und</strong> Kino bezogen auf<br />

Alter <strong>und</strong> gesellschaftliche Funktion sind Gift <strong>für</strong> das<br />

Selbstvertrauen von <strong>Frauen</strong>. Reicht es aus,<br />

hiergegen individuell vorzugehen oder braucht es<br />

Quoten <strong>und</strong> Kampagnen?<br />

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