Allgäu Alternativ 3/2018

Wie können die Allgäuer Bahnstrecken zukunftsfähig und
klimafreundlich gemacht werden? Elektrifizierung, neuartige
Zugeinheiten oder alternative Antriebe statt Dieselmotoren?
Wir haben verschiedene Lösungen näher betrachtet.
Noch Anfang des Jahres forderten die CSU-
Politiker Angelika Schorer, Eric Beißwenger,
Klaus Holetschek, Franz Josef
Pschierer, Eberhard Rotter und Thomas Kreuzer die
Elektrifizierung der Bahnstrecken von München nach
Kempten und die Fortsetzung der Oberleitungen bis
Oberstdorf. »Im umweltfreundlichen Personennahverkehr
liegt die Zukunft«, bemerkte der Lindauer
CSU-Politiker und Verkehrsexperte Rotter. Thomas
Kreuzer ergänzt: »Gerade mit Blick auf den Tourismus
in den Allgäuer Alpen und am Bodensee sollten hier
schnellstmöglich Oberleitungen gespannt werden. Das
muss endlich aufs Gleis. (…) Wir werden uns bei
Staatsregierung, Bund und Bahn weiterhin für die
Elektrifizierung des Schienennetzes im Allgäu und für
schnellere und bessere Zugverbindungen stark machen.«
Das »Aus« für die Regionalbahn?
Fotos: Alstom, Barteld Redaktion&Verlag, Deutsche Bahn AG, Rene Frampe
Im Zuge der Untersuchungen für eine »Regionalbahn
Allgäu« zwischen Kempten-Innenstadt und
Oberstdorf erschrak der Stadtrat in Kempten und beschloss,
dass die Kosten mit insgesamt 134 Millionen
Euro inklusive Nebenkosten nicht zu stemmen seien.
Kempten stieg aus der Untersuchung aus. Der Kreistag
des Landkreises Oberallgäu hat den Ausbau aber weiter
im Auge – wenn auch mit deutlich reduzierten
Kos ten. Es gehe auch ohne zweigleisigen Ausbau zwischen
Immenstadt und Oberstdorf, so der Landrat.
Über die Elektrifizierung der Strecke Kempten-
Ulm wird ebenfalls heiß diskutiert. Betrachtet man die
Kosten, die derzeit bei der Verstromung der Strecke
von München nach Zürich kalkuliert werden, kann
man die Elektrifizierung der Allgäuer Strecken hochrechnen.
Derzeit im Bau sind die Oberleitungen auf
155 Kilometern Länge zwischen Geltendorf und Lindau.
Bei 440 Millionen Euro Gesamtkosten sind demzufolge
rund drei Millionen Euro für jeden Bahnkilometer
zu rechnen.
Worum geht es eigentlich?
Warum setzt sich der CSU-Abgeordnete Eric
Beißwenger noch im kürzlich zu Ende gegangenen
Wahlkampf vehement für die Elektrifizierung ein,
während in Kempten bereits Forderungen an Oberbürgermeister
Thomas Kiechle herangetragen werden,
bei der Staatsregierung den Einsatz von Hybridzügen
in Form einer Modellregion zu beantragen? Landrätin
Maria Rita Zinnecker regte Anfang des Jahres sogar
an, über den Einsatz von wasserstoffgetriebenen Zügen
nachzudenken.
Wasserstoff bewegt Züge
Wie interessant sind diese Alternativen zu stromführenden
Oberleitungen wirklich? allgäuALTERNA-
TIV hat sie etwas genauer untersucht. Weiterreichend
ist ein Einsatz von Wasserstoff-Zügen zu sehen. Dabei
geht es nicht mehr lediglich um ein Projekt, denn ein
solcher Zug mit der Bezeichnung Coradia iLint fährt
seit wenigen Wochen sogar schon im Liniendienst.
Der weltweit erste mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenzug
des französischen Herstellers Alstom
stößt statt Abgasen nur Wasser aus. Der Regionalzug
verbindet die Städte Buxtehude, Bremervörde, Bremerhaven
und Cuxhaven. Bis 2021 will Alstom 14 weitere
Züge an die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen
(LNVG) ausliefern. Auch andere Bundesländer
haben angeblich Interesse.
Für einen sauberen Zugbetrieb
Der Zug wird mit Wasserstoff-Brennstoffzellen
betrieben, die die elektrische Energie für den Antrieb
erzeugt. Dieser komplett emissionsfreie Zug ist ►
Der EcoTrain von DB-Regio
ist eine echte Alternative zu den
herkömmlichen Diesel-
Regionalzügen
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