Berliner Zeitung 07.12.2018
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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 286 · F reitag, 7. Dezember 2018<br />
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Berlin<br />
Gelogen, gezockt, getrunken<br />
Ein 28-Jähriger steht wegen Mordes aus Habgier vor Gericht. Er soll seine 80-jährige Großmutter getötet haben<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Die Großmutter war für<br />
Philipp L. die Mutterfigur.<br />
Erhat sie geliebt. Er<br />
hat sie gerne in ihrem<br />
Einfamilienhaus in der Chemnitzer<br />
Straße in Kaulsdorf besucht. Der 28-<br />
Jährige hat seiner Großmutter die<br />
Wasserflaschen geschleppt und Einkäufe<br />
erledigt, er fuhr sie zum Arzt.<br />
Er war auch ihr Lieblingsenkel. Haus<br />
und Grundstück hatte sie ihm schon<br />
zu Lebzeiten versprochen, falls sie<br />
einmal stirbt.<br />
Am 6. Mai dieses Jahres tötete<br />
Philipp L. seine 80-jährige Großmutter<br />
in ihrem Haus.Erlegte der arglosen<br />
Frau von hinten den rechten<br />
Armumden Hals und drückte zu. Als<br />
Gisela O. nur noch röchelte, ließ er<br />
sie fallen, holte ein Kissen und<br />
drückte es auf das Gesicht der Großmutter.<br />
Fünf Minuten lang. Das ergaben<br />
die Ermittlungen.<br />
Mord aus Habgier<br />
„Ich weiß nicht, warum ich das gemacht<br />
habe“, sagt Philipp L. am ersten<br />
Prozesstag. Seit diesem Donnerstag<br />
muss er sich wegen Mordes<br />
vor dem Landgericht verantworten.<br />
Laut Anklage soll der Vater vonZwillingen<br />
seine Großmutter heimtückisch<br />
und aus Habgier getötet haben.<br />
Philipp L. hielt sich und seine<br />
Familie mit einem Minijob über<br />
Wasser.Zudem verzockte er viel Geld<br />
im Spielcasino,erhatte Schulden, er<br />
Ein Netz aus Lügen: Philipp L. steht wegen Mordes vor Gericht.<br />
trank. Und er schlich sich immer<br />
heimlich zu seiner Großmutter, weil<br />
sich seine Ehefrau nicht gut mit Gisela<br />
O. verstand.<br />
Schon im Dezember vorigen Jahres<br />
soll er unberechtigt Geld von<br />
Konto der Großmutter abgehoben<br />
haben. Von8500 Euro ist die Rede.<br />
Gisela O. verzieh dem Enkel. AmVorabend<br />
der Tatsoll er sich erneut vom<br />
Konto der Großmutter bedient haben.<br />
Er kaufte ein, ging ins Spielcasino<br />
–erbetrog seine Omauminsgesamt<br />
1432 Euro. Amnächsten Tag<br />
kam es laut Anklage in der Küche des<br />
Einfamilienhauses zum Streit. Gisela<br />
O. soll ihrem Enkel erklärthaben, sie<br />
erwäge,die Schenkung zurückzuziehen<br />
und das Grundstück zu verkaufen.<br />
Da soll Philipp L. sie umgebracht<br />
haben. Später kehrte er noch einmal<br />
in das Haus zurück und riss<br />
Schränke auf. Alles sollte wie ein<br />
Raubüberfall aussehen.<br />
PRESSEFOTO WAGNER<br />
Philipp L. legte vor Gericht ein<br />
umfassendes Geständnis ab: Den<br />
Mord gibt er zu. Er bestreitet lediglich,<br />
seine Großmutter wegen des<br />
Geldes oder des Grundstücks getötet<br />
zu haben. Es sei im Streit passiert,<br />
sagt er. Sie habe ihm Vorwürfe gemacht,<br />
dass er genauso werde wie<br />
sein Vater.<br />
Der Angeklagte gesteht auch,<br />
dass sein Leben aus Lügen bestand.<br />
Er sagte seiner Ehefrau die Unwahrheit,<br />
wenn er ins Spielcasino oder<br />
zur Großmutter ging, er hinterging<br />
seine Großmutter. Essei ihm immer<br />
darum gegangen, ein positives Bild<br />
von sich zu zeichnen, erklärt ersein<br />
Verhalten. Dazu passt auch, dass er<br />
vor Gericht als Beruf Verkäufer angibt,<br />
er hat allerdings nie eine Lehre<br />
beendet.<br />
Einst waren mehrere Tausend<br />
Euro aus dem Haus der Großmutter<br />
verschwunden, die Gisela O. für ihre<br />
Beerdigung zurückgelegt hatte. Die<br />
alte Dame glaubte damals, dass ihr<br />
Sohn, der Vater des Angeklagten, das<br />
Geld gestohlen hatte. Der Vater sei<br />
damals vonGisela O. regelrecht vom<br />
Hof gejagt worden, erzählt der Bruder<br />
des Angeklagten als Zeuge. Philipp<br />
L. gibt vor Gericht auch den<br />
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Reise<br />
Zum ersten mal im Schnee:<br />
unterwegs im Albbachtal<br />
Quadfahren in Curaçao: ein<br />
Abenteuer an Land und zu Wasser<br />
Diebstahl dieses Geldes zu. Er hat<br />
Anfang dieses Jahres,amGeburtstag<br />
seiner Großmutter, versucht, sich<br />
das Leben zu nehmen. Seiner Familie<br />
nannte er zwei Gründe für den<br />
Suizidversuch: Er habe einen Gehirntumor<br />
und 15 000 Euro verzockt.<br />
Beides stimmte nicht. „Lügen war<br />
Teil meiner Persönlichkeit“, sagt<br />
Philipp L. In der Haft wolle er versuchen,<br />
ehrlich zu werden.<br />
Gisela O. hat ein Testament hinterlassen.<br />
Darinist festgehalten, dass<br />
Philipp O. Einfamilienhaus und<br />
Grundstück in Kaulsdorf erhalten<br />
soll. Eine Extraerklärung ist angehängt.<br />
Darin heißt es, sie erlasse ihremEnkel<br />
Philipp alle Schulden.<br />
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Der kleine Eisbär<br />
ist wohlauf<br />
Tierpark veröffentlicht neue Bilder aus der Wurfhöhle<br />
Friedlich schlummert das Eisbärenjunge.<br />
AmDonnerstag veröffentlichte<br />
Kameraaufnahmen zeigen:<br />
Das sechs Tage alte Eisbärenbaby<br />
imTierpark Friedrichsfelde ist<br />
wohlauf. Auf den Bildern aus der<br />
Wurfhöhle ist zu erkennen, wie sich<br />
das Junge dicht in das wärmende Fell<br />
von Eisbärmutter Tonja eingekuschelt<br />
hat und entspannt schläft.<br />
„Bisher sind wir mit der Entwicklung<br />
sehr zufrieden“, sagte Eisbären-Kurator<br />
Florian Sicks.<br />
Der kleine Eisbär, der am 1. Dezember<br />
imTierparkauf dieWelt kam,<br />
schläft nicht nur viel. Er zeigt auch<br />
schon einen ordentlichen Appetit.<br />
„Das Jungtier trinkt mittlerweile in<br />
einem ziemlich regelmäßigen<br />
Rhythmus von zwei Stunden“, sagte<br />
Kurator Sicks.<br />
Gerade jetzt muss der kleine Eisbär<br />
besonders viel Energie tanken.<br />
Die ersten zehn bis vierzehn Tage<br />
nach der Geburt sind für die meerschweinchengroßen<br />
und nackten<br />
Eisbärenbabys die kritischsten. Die<br />
Sterblichkeit liege in diesem Zeitraum<br />
bei etwa 50 Prozent, erklärte<br />
Sicks.Inder freien Wildbahn überleben<br />
etwa 86 Prozent der Eisbärenjungtiere<br />
die ersten zwei Lebensjahrenicht.<br />
„Darum ist es sehr wichtig,<br />
dass die Jungtiere viel von der<br />
nahrhaften Muttermilch zu trinken<br />
bekommen“, sagte der Bären-Experte.<br />
Dank eines Fettgehaltes von<br />
33 Prozent bekommen die Jungen<br />
gerade in den ersten Tagen nach der<br />
Geburtdie nötigen Stoffe,umihr Immunsystem<br />
aufzubauen, und um<br />
mögliche Keime im Körper abzuwehren.<br />
Eisbärenmutter Tonja kümmere<br />
sich „hervorragend“ um ihren<br />
noch blinden und tauben Nachwuchs,erklärte<br />
Kurator Sicks.<br />
Auslauf erst im Frühjahr<br />
Erst etwa 30 Tage nach der Geburt<br />
öffnen sich Augen und Gehörgänge<br />
bei jungen Eisbären. DasGeschlecht<br />
des Bärenbabys kennt der Tierpark<br />
noch nicht. Ohnehin sollen Tonja<br />
und ihr Junges in der ersten Zeit<br />
nicht gestörtwerden. Wenn alles gut<br />
geht, könnte der kleine Eisbär im<br />
Frühjahr seinen ersten Auftritt vor<br />
Publikum haben.<br />
Bei Tonjas früheren Würfen war<br />
es in der Vergangenheit nicht so weit<br />
gekommen. Fritz, der 2016 im Tierpark<br />
geboren wurde, starb nach vier<br />
Wochen. Ein namenloses Weibchen,<br />
das 2017 zur Welt kam, wurde nur 26<br />
Tage alt. Es starb an den Folgen einer<br />
Lungenentzündung. (nkk.)<br />
Jetz<br />
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Der kleine Eisbär schläft ganz friedlich im Fell seiner Mutter.<br />
TIERPARK BERLIN