Berliner Zeitung 07.12.2018
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 286 · F reitag, 7. Dezember 2018 23<br />
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Feuilleton<br />
Bitte<br />
kaufen Sie<br />
mich!<br />
Teodor Currentzis dirigierte<br />
Mahlers 4. Sinfonie<br />
VonClemens Haustein<br />
Man möchte sich von Teodor<br />
Currentzis ja alles mögliche<br />
verkaufen lassen, was man nicht<br />
braucht, Staubsauger, Heizdecken,<br />
vielleicht sogar eine hautenge<br />
Röhrenjeans, wie er sie gerne<br />
trägt. Aber Musik? Von Gustav<br />
Mahler? Die doch regelmäßig auf<br />
den Konzertprogrammen steht,<br />
weil sie gerade nicht verkauft werden<br />
muss, weil sie sowieso alle gut<br />
und notwendig finden?<br />
Insofern hatte das Verkaufsgespräch,<br />
das der Dirigent am Mittwochabend<br />
in der Philharmonie<br />
mit seinem Publikum führte, eine<br />
recht absurde Anmutung: Schauen<br />
Sie sich dieses herrliche Staubsaugerrohr<br />
an! Betrachten Sie dieses<br />
wundervoll weich geschwungene<br />
Gehäuse! Und spitzen Sie bitte Ihre<br />
Lauscher, wie kraftvoll die drei<br />
Saugstufen aufheulen! Teodor Currentzis<br />
und die Musikerinnen und<br />
Musiker des Orchesters Musicaeterna<br />
aus dem russischen Perm (allesamt<br />
nicht weniger fähige Verkäufer,<br />
wobei der 2. Klarinettist eine<br />
Extraerwähnung verdient hat, weil<br />
er sich einen Abend lang produziert,<br />
als sei er Benny Goodman beim<br />
Carnegie-Hall-Concert), sie alle geben<br />
sich große Mühe, einen Staubsauger<br />
namens „4. Sinfonie“ an den<br />
Mann zu bringen.<br />
Eifrig werden dafür Einzelteile<br />
poliert und präsentiert. Oder, im<br />
beliebten Vergleich gesprochen,<br />
dass mit Musik eine Geschichte erzählt<br />
wird: Currentzis deklamiert<br />
die einzelnen Wörter, ohne den<br />
ganzen Satz verständlich zu machen.<br />
Mit ehrbarer Anstrengung<br />
gibt er sich Mühe, alles möglichst<br />
interessant und überraschend auszusprechen<br />
und so, dass es gelehrt<br />
und wichtig klingt. Die Nase steckt<br />
im Buch, der Zeigefinger, weißgedrückt,<br />
liest mit. Dass dabei aus<br />
dem Blick gerät, was Mahlers Gedankenwelt<br />
ausmacht abseits des<br />
buchstabierten Notentextes, überrascht<br />
niemanden mehr wirklich,<br />
schmerzt am Ende dann aber doch.<br />
Teodor Currentzis im Kammermusiksaal<br />
der <strong>Berliner</strong> Philharmonie STEPHAN RABOLD<br />
Im ersten Teil bei den Liedernaus<br />
„Des Knaben Wunderhorn“ ist der<br />
Mangel noch größer. Die Texte und<br />
ihre Bedeutung scheinen Teodor<br />
Currentzis weniger zu interessieren<br />
als das instrumentale Geschehen.<br />
Anna Lucia Richter (Sopran) und<br />
Florian Boesch (Bariton) werden<br />
durch die Lieder gejagt und vomOrchester<br />
übertönt, schwammige Artikulation<br />
und fehlende Stabilität in<br />
Tempo und Rhythmus weichen die<br />
Distanz der Musik zum behandelten<br />
Gegenstand auf.<br />
Gustav Mahlers Ironie funktioniert<br />
nicht mehr, der Sinn der Lieder<br />
zerfällt, sie sind nicht mehr zu<br />
verstehen. Vielleicht ist das aber<br />
gar nicht so wichtig? Weil es gar<br />
nicht darum geht, dem Publikum<br />
Mahler zu verkaufen, den es sowieso<br />
schon mag, sondern einfach<br />
nur dich selbst, Teodor? Aber dafür<br />
sprichst du viel zu oft von Gott und<br />
Engeln und Liebe. Außerdem lächelst<br />
du so süß. Wie ein richtig<br />
netter Staubsaugerverkäufer.<br />
American Beauty<br />
Mariah Carey brachte ihre Weihnachtsshow in die Mehrzweckhalle am Ostbahnhof<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Viele urban gekleidete<br />
junge Menschen, aber<br />
auch zerknirscht blickende<br />
ältere Ehepaare<br />
warteten am Mittwochabend in der<br />
bestuhlten Mehrzweckhalle am<br />
Ostbahnhof. Zwischenzeitlich genossen<br />
sie Prosecco im Sonderangebot<br />
und schlugen Stadionwellen,<br />
ehe die US-amerikanische Pop-<br />
Sängerin und leidenschaftliche<br />
Weihnachtsbotschafterin Mariah<br />
Carey in Erscheinung treten und<br />
ihre seit fünf Jahren in New York<br />
stattfindende und nun erstmals<br />
durch Europa tourende Christmasshow<br />
absolvieren konnte. Lange<br />
nämlich musste das Publikum ausharren.<br />
Wegen eines Feueralarms<br />
waren Careyund ihreEntourage im<br />
Stau steckengeblieben. Aber die<br />
Weihnachtszeit besteht ja weitgehend<br />
aus Antizipation.<br />
Schließlich war Carey dann aber<br />
doch da, und ganz wie zu Weihnachten<br />
mit der Familie war das eigentliche<br />
Ereignis weitaus weniger besinnlich<br />
als erhofft beziehungsweise<br />
etwa so anstrengend wie befürchtet.<br />
Knallenges Cheerleaderkostüm<br />
Natürlich verstehen unsereamerikanischen<br />
Freunde es ja wie sonst niemand,<br />
alles,was im Leben wichtig ist<br />
– Sport, Politik, Weihnachten –, in<br />
blutdruckerhöhenden Trashspektakeln<br />
zu inszenieren, die einen starken<br />
Sog entwickeln und dabei stets<br />
das Puritanische mit dem Pornografischen<br />
zu vermählen verstehen –<br />
hart erarbeiteter Familien-Fun mit<br />
zu engem Cheerleaderkostüm, selten<br />
darf Letzteres fehlen: als Symbol<br />
verunsicherter und unter Hierarchie-<br />
und Leistungsdruck institutionell<br />
instrumentalisierter Teenagersexualität.<br />
Auch Mariah Carey trug inder<br />
Mehrzweckhalle ein Cheerleaderkostüm,<br />
allerdings erst in der Zugabe,<br />
ihrem jedes Jahr aufs Neue<br />
die Charts erobernden „All IWant<br />
For Christmas Is You“, zu dem Elfen,<br />
Nussknacker, der Weihnachtsmann<br />
und auch ihr bereits<br />
mehrfach erschienener Gospelchor<br />
auf die Bühne gejoggt kamen,<br />
um zu Motown-Beat und Gesangsplayback<br />
das Publikum aus den<br />
Stühlen zu reißen.<br />
Nach jenem Lied ist auch Careys<br />
Weihnachtsshowbenannt; bekanntlich<br />
kam es 1994 auf ihrem Album<br />
„Merry Christmas“ auf den Markt,<br />
seither assoziiert man Carey nicht<br />
nur mit ihrem angeblich fünf Oktaven<br />
umspannenden Stimmumfang,<br />
sonder eben auch mit ihrer besonderenLiebe<br />
zu Weihnachten.<br />
VonTorsten Wahl<br />
Ineinem plüschigen Varieté-Theater<br />
würde ein Programm mit dem<br />
Titel „Lust“ klare Erwartungen wecken.<br />
Lars Reichow hat schon seit<br />
vielen Jahren den passenden Klassiker<br />
im Repertoire. Der „Klaviator“<br />
spielt seine Version von „Je t’aime“<br />
auf der Heimorgel, mit einem französisch<br />
klingenden Nonsenstext „Je<br />
wäschede“, in dem sich ein Paar<br />
nicht etwa an die Wäsche geht, sondern<br />
sich mit nasser Wäsche plagt.<br />
Wieeinst SergeGainsbourgstreut er<br />
murmelnde Bemerkungen ein über<br />
das brünstige Orgeln. Nur zielen sie<br />
bei ihm auf die Liaisons französischer<br />
Präsidenten und enden in einer<br />
Phantasie, inder Angela Merkel<br />
Händchen haltend mit TomCruise<br />
am Strand vonRügen turtelt und dabei<br />
eine dunkelblaue Badejacke mit<br />
drei großen Knöpfen trägt.<br />
Nicht nur hier betont Lars Reichow<br />
seine ironische Distanz zur<br />
Mariah Carey, hier in Shanghai, mochte in Berlin nicht fotografiertwerden.<br />
1994 kam Mariah Careys Album<br />
„Merry Christmas“ auf den Markt,<br />
seither assoziiert man die Sängerin nicht nur<br />
mit ihrem angeblich fünf Oktaven<br />
umspannenden Stimmumfang, sondern<br />
eben auch mit ihrer besonderen Liebe<br />
zu Weihnachten.<br />
Als Fruchtfliege im Obstsalat des Herrn<br />
Lars Reichow weckt „Lust“ bei den Wühlmäusen<br />
erotischen Lust. Denn wenn weltweit<br />
ausgerechnet die Ungarn, das<br />
Volk des „Zaunkönigs“ Viktor Orban,<br />
am häufigsten Sex haben –was sagt<br />
das über die Lust? Reichow, im Fernseher<br />
als politischer Kabarettist bekannt,<br />
macht sich nicht nur über<br />
Lust lustig, wie etwa in seiner Bänkel-Ballade<br />
über seine Liebschaften<br />
mit Frauen aus diversen <strong>Berliner</strong><br />
Stadtbezirken –den Song dichtet er<br />
übrigens für jeden Auftrittsort neu.<br />
Vielmehr will er Lust auf mehr wecken<br />
–Lust auf Europa, Lust auf die<br />
Wahrheit, Lust am Gemeinsinn.<br />
Seine Bandbreite ist so groß wie<br />
bei kaum einem Kollegen, der inhaltliche<br />
Zusammenhang recht vage.<br />
„Lust“ könnte genauso gut„Freiheit“<br />
heißen, so wie sein voriges Programm.<br />
Er hämmert imStile eines<br />
Konstantin Wecker ein Loblied auf<br />
die menschliche Solidarität in die<br />
Tasten, er singt schmeichelndkuschlige<br />
Chansons über Zweisamkeit<br />
und Einsamkeit. Seine harmlos<br />
IMAGO<br />
LarsReichows Plaudereien beginnen oft<br />
harmlos und enden überspitzt. MARIO ANDREYA<br />
beginnenden Plaudereien kreisen<br />
mal um Alltagsthemen wie die<br />
Smartphone-Nutzung seiner Mutter,<br />
weiten sich mitunter aus zu immer<br />
absurderen Überspitzungen, etwa<br />
bei der Geschichte über den Familienhund<br />
–einem aggressiven, dreibeinigen<br />
Straßenköter aus Bulga-<br />
So gab sie auch in der Mehrzweckhalle<br />
Einblicke in ihr Familienweihnachten;<br />
echte Rentieregebe es<br />
etwa, und sie und ihreKinder hätten<br />
viel Spaß! Die Kinder –die Zwillinge<br />
Moroccan (genannt „Rocky“) und<br />
Monroe (genannt „Roe“) wirkten<br />
während mehrerer Lieder als Backgroundsänger<br />
mit –Nachtarbeit statt<br />
Schulbesuch!<br />
Rocky gab an, sich ein iPad zu<br />
wünschen, Mama war sich nicht sicher,<br />
obdas pädagogisch richtig sei.<br />
Ob allerdings das allnächtliche Auftreten<br />
vor zehntausend schreienden<br />
Zuschauern in einem tosend flackernden<br />
Multimedia-Event einem<br />
Siebenjährigen die besseremoralpsychologische<br />
Grundierung gibt als ein<br />
iPad, wage ich eher zu bezweifeln.<br />
Aber man soll sich ja nicht einmischen<br />
–und die Geschwister machten<br />
ihre Sache sehr gut, die Mutter<br />
aber auch; zum Anfangslied, dem zu<br />
einem Mendelssohn-Choral gesetzten<br />
„Hark! The Herald Angels Sing“,<br />
sang sie vor riesigem Weihnachtsbaum<br />
aus einer mit Blinkleuchten<br />
ausgestatteten Engelsapplikation<br />
heraus, während ihre Backgroundsänger<br />
die deutsche Romantik versoulten.<br />
Später, ihr Kleid oben sehr<br />
eng, unten sehr weit, aber nicht ohne<br />
hohen Seitenschlitz, setzte sie sich<br />
zu „Stille Nacht“ eine weiße Weihnachtskappe<br />
mit erschreckend großen<br />
Seitenbommeln auf. Einzweifelhafter<br />
Auftritt, wäre da nicht ihre<br />
Stimme, deren Projektionskraft<br />
selbst die miese Akustik der Mehrzweckhalle<br />
zu transzendieren vermochte,<br />
und zwar besonders, wenn<br />
sie live sang – ihre gelegentlichen<br />
Playbacks verpufften in der Halle,<br />
doch wenn sie, wie meist, selbst die<br />
Kontrolle hatte, war sie der Boss!<br />
Nicht zuletzt in „Oh Santa“, wo sie<br />
den oberen Rand ihrer fünf Oktaven<br />
eindrücklich abquietschte, aber<br />
auch bei älteren Hits wie „Hero“.<br />
Am Ende flogen Geschenke<br />
Ansonsten hüpfte einmal der Weihnachtsmann<br />
zu schwer abgehangenem<br />
Achtziger-Funk, während Mariah<br />
hinter der Bühne in ein rotes<br />
Kleid wechselte – Schneekonfetti<br />
schoss, Tänzer tanzten, Geschenke<br />
flogen; Tonfolgen melismierten.<br />
Analog zum anfänglichen Warten<br />
auf den Star war das beste Lied aber<br />
jenes, während dessen der Star auf<br />
der Bühne fehlte: „Jesus Oh What A<br />
Wonderful Child“, von Sänger Trey<br />
Lorenz und dem oben genannten<br />
Gospelchor gesungen beziehungsweise<br />
zum Playback gemimt. Wer<br />
beim Klang eines Gospelchors kalt<br />
bleibt, ist ein seelenloser Gast, dem<br />
die Rentiere bestimmt niemals Geschenke<br />
mitgebracht haben.<br />
rien. Bei Reichow führt die organisierte<br />
Tierliebe dazu, dass er schließlich<br />
Vereine für demente<br />
Eichhörnchen und verschüttete<br />
Wühlmäuse unterstützt. KlareKante<br />
zeigt er gegenüber selbsternannten<br />
Patrioten von Rechtsaußen. Dass er<br />
Björn Höcke weiterhin als „NachgeburtHitlers“<br />
bezeichnen kann, zeigt,<br />
dass er die juristische Auseinandersetzung<br />
mit dem Geschmähten gewonnen<br />
hat. Auch das unvermeidliche<br />
Spottlied auf Donald Trump gehört<br />
wie bei jedem rechtschaffenen<br />
Kabarettisten dazu –esbasiert auf<br />
der Dschungelbuch-Melodie „Ich<br />
bin der König im Affenstall“.<br />
Doch der Höhepunkt des Abends<br />
bleibt Lars Reichows Auftritt als Kardinal,<br />
der pfälzisch lallend von<br />
„Luscht“ phantasiert, sich „Chrystal<br />
Mess“ vonder Amsterdamer Partner-<br />
Dihözese wünscht und den „Konfirmanden<br />
und Konfitüren“ erklärt, sie<br />
alle seien nur Fruchtfliegen im Obstsalat<br />
des Herrn. Mehr als lustig!<br />
Noch<br />
einmal mit<br />
Goethe<br />
Ein Liederabend mit<br />
Christian Gerhaher<br />
VonMartin Wilkening<br />
Christian Gerhaher besitzt eine<br />
mitreißende Entdeckerfreude.<br />
Gerade das Lied-Repertoire ist ja<br />
trotz der bekannten Komponistennamen<br />
kaum überschaubar, und es<br />
bedarf immer wieder einer neuen<br />
Durchsicht nach dem, was uns etwas<br />
zu sagen haben könnte. Gerhahers<br />
forschende Auseinandersetzung<br />
geht dabei Hand in Hand mit seiner<br />
Fähigkeit, als Interpret nicht nur eine<br />
Aura von Bedeutsamkeit zu schaffen,<br />
sondern tatsächlich zu deuten.<br />
Dass darin Intellektualität genauso<br />
zählt wie Hingabe und Risikofreude,<br />
ist in CD-Aufnahmen gleichermaßen<br />
zu spüren wie im Konzert.<br />
Im Rahmen seiner Gesamtaufnahme<br />
aller Schumann-Lieder hat<br />
Gerhaher soeben die CD „Frage“<br />
herausgebracht,<br />
die den hintergründigen<br />
Liederzyklus<br />
auf<br />
Texte von Justinus<br />
Kerner enthält.<br />
Sein Liederabend<br />
im Kammermusiksaal,<br />
wie immer mit Christian<br />
dem kongenialen<br />
Klavierpart-<br />
Gerhaher<br />
ner Gerold Huber, schlägt um<br />
Schumann einen Bogen, greift aber<br />
mit Liedernvon Schubert, HugoWolf<br />
und Alban Berg ins Zentrum des Repertoires,ummit<br />
Wolfgang Rihm einen<br />
starken Akzent aus unserer Zeit<br />
zu setzen. Mit zwei Stunden ist der<br />
Auftritt ungewöhnlich lang. Dass er<br />
trotzdem nicht in einzelne schöne<br />
Augenblicke zerfällt, hat mehrere<br />
Gründe.Zunächst die Konzentration<br />
auf wenige Textdichter, sodass imaginäre<br />
Zyklen entstehen, aus Schubert’schen<br />
Rückert-Liedernund Mörike-Vertonungen<br />
von Hugo Wolf.<br />
Dazwischen liegen Schwerpunkte<br />
durch die beiden groß angelegten<br />
Goethe-Stücke vonWolfgang Rihm.<br />
Dazu kommt aber noch etwas<br />
schwerer Fassbares. Das liegt im<br />
Netz von Verbindungen, die sich<br />
unter den Kompositionen auftun,<br />
durch die Art der Interpretation<br />
ebenso wie durch die Substanz,<br />
etwa in der Nähe von Rihms Auseinandersetzung<br />
mit Goethe und<br />
derjenigen von Hugo Wolf. Dessen<br />
weit gespannte und frei entwickelte<br />
Vertonung von„Grenzen der<br />
Menschheit“ wirkt mit ihrem radikal<br />
einfachen und dabei doch in<br />
fremdartigen Melodieschritten<br />
sich bewegenden Schlussteil wie<br />
ein Echo auf Rihms Gesänge.<br />
Zwischen Rihms Vertonung der<br />
kompletten „Harzreise im Winter“<br />
mit ihren merkwürdigen Brahms-<br />
Anklängen und den vor wenigen Tagen<br />
erst vonGerhaher in Weimar uraufgeführten<br />
„Tasso-Gedanken“ liegen<br />
sechs Jahre, und sie erscheinen<br />
wie eine stilistische Läuterung. Es ist<br />
eine Goethe-Vergegenwärtigung<br />
und Selbstaussage des Komponisten<br />
zugleich, von Christian Gerhaher so<br />
vorgetragen, dass im Gesang jedes<br />
einzelne Wort verständlich bleibt.<br />
GREGOR HOHENBERG<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 5. Dezember<br />
1 Aenne Burda ARD 6,25 21 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,89 17 %<br />
3 heute ZDF 3,65 15 %<br />
4 Weihnachts-Hits ZDF 3,53 12 %<br />
5 Plusminus ARD 3,51 13 %<br />
6 RTL aktuell RTL 3,25 14 %<br />
7 SOKOWismar ZDF 3,23 16 %<br />
8 GZSZ RTL 3,09 11 %<br />
9 Die Spezialisten ZDF 3,09 11 %<br />
10 Werweiß denn...? ARD 3,03 15 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %