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DIE SUCHE NACH AL-ANDALUS - Teil I. - Marokko - Hüter des maurischen Erbes

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

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„Oft in der Nacht ging der Wein von Hand zu Hand,<br />

und zwischen uns lief ein Zeitvertreib, so sanft,<br />

wie eine Brise über Rosen streicht.<br />

Wieder und wieder tranken wir, umhüllt von der Trinkschale<br />

duftendem Atem. Noch besser waren unsre Spiele<br />

die wir nur unterbrachen,<br />

um sie von neuem zu beginnen.<br />

Ich kostete dazu die Margeriten ihrer Lippen<br />

und die Lilie ihres Halses, die Narzissen ihrer Augen<br />

und die Rose ihrer Wangen.<br />

Bis Weines Schwere und der Schlaf sich in die Glieder schlichen<br />

und sie auf meinem Arm zusammensank.<br />

Ich versuchte die Hitze, die mein Herz verzehrte,<br />

an der Frische ihres Mun<strong>des</strong> zu löschen.<br />

Ich sah, sie hatte ihren Umhang abgelegt,<br />

und ich umarmte dieses Schwert,<br />

das aus der Hülle kam.<br />

Welch weiche Haut, welch schlanker Leib, welch Beben<br />

in den Flanken, welch Schimmern auf der Klinge! 12<br />

Ich verwöhnte sie und spielte mit dem Zweig,<br />

der einem sandigen Feld entsprang,<br />

mir war, ich küsste das Gesicht der Sonne,<br />

wenn sie einen herrlichen Tag begrüßt.“<br />

Ibn Chafadscha, 11./12. Jh. 13<br />

Ψ<br />

12 Eins der herausragenden Merkmale de <strong>maurischen</strong> Lyrik war dass die Poeten in Vergleichen sprechen, sie malen mit<br />

Worten förmlich Bilder in die Luft um die Phantasie der Zuhörer anzuregen.<br />

13 Henri Pérès, El esplandor de al-Andalus, Libros Hiperión, seg. Edición, 1990, S. 405 – aus Al-Dajira, III, 157a<br />

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