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DIE SUCHE NACH AL-ANDALUS - Teil I. - Marokko - Hüter des maurischen Erbes

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

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Nach dem Tod <strong>des</strong> Emirs Ibn Taschfin übernahm sein Sohn Ali Ibn Yussuf mit 22 Jahren die Herrschaft über<br />

das große Imperium. Er war die Frucht der Liebe seines Vaters zu einer christlichen Sklavin, und im<br />

Gegensatz zu seinem Erzeuger war er groß und hellhäutig. Er trug den Einfluss beider Kulturen in sich. Mit<br />

ihm erwachte auch die Dichtkunst zu neuem Leben und nicht nur in al-Andalus. Maurische Literaten und<br />

Dichter pilgerten in den Maghreb auf der Suche nach neuem Ruhm. Andalusische Architekten und<br />

Baumeister kamen auf der nordafrikanischen Seite der Straße von Gibraltar zu großen Ehren und wurden<br />

reich entlohnt. Ibn Ruschd, der Großvater <strong>des</strong> großen Philosophen Ibn Ruschd (Averroës), leitete den Ausbau<br />

der Stadtmauern von Marrakesch. Die Schönheit von al-Andalus, der Gesang seiner Springbrunnen, elegante<br />

Bogengänge, kunstvoll ziselierte Stuckverzierungen und blumenduftende Gärten fanden eine neue Heimat<br />

jenseits der Meerenge von Gibraltar.<br />

Auf die Dauer erwies es sich als äußerst schwierig al-Andalus von <strong>Marokko</strong> aus zu regieren. Waren<br />

die Mauren zunächst wie gelähmt vor Schrecken über die brutale Eroberung gewesen, waren sie bald nicht<br />

mehr bereit, sich den neuen Herrschern widerspruchslos unterzuordnen. Die Andalusier rebellierten gegen<br />

die Nordafrikaner. Und wieder schöpften die Christen im Norden Hispaniens neuen Mut, sie nutzten die<br />

Unruhen für ihre Zwecke. Jede Auflehnung im muslimischen <strong>Teil</strong> der Halbinsel, gegen welche Obrigkeit auch<br />

immer, war ihnen recht, sie unterstützten die Mauren auf jede nur erdenkliche Art und Weise.<br />

Als Alfons I., König von Aragon, den Almoraviden 1118 Zaragoza abnahm, war das schon der Beginn<br />

ihres Niedergangs. Unter der Führung hoher Würdenträger erhoben sich immer wieder ganze Dörfer und<br />

Städte gegen die afrikanischen Statthalter. Als der Enkel <strong>des</strong> großen Yussuf Ibn Taschfin, Abu Muhammad<br />

Taschfin Ibn Ali, im Jahr 1143 den Thron von Marrakesch bestieg, war der Zenit der Macht der Almoraviden<br />

schon überschritten. Zudem wurde es immer kostspieliger andauernd Streitkräfte wegen fortwährender<br />

Unruhen vom Maghreb aus nach Hispanien überzusetzen.<br />

Die Almohaden und al-Andalus<br />

Im Hintergrund, die Gipfel <strong>des</strong> Hohen Atlas und das kleine Dörfchen Tinmal, davor ein lehmfarbenes<br />

längliches helles Gebäude: die Almohadenmoschee (12. Jh.). Sie ist ein einzigartiger Zeitzeuge, obwohl die<br />

Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen haben. Umso authentischer und ursprünglicher wirkt sie.<br />

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