10.12.2018 Aufrufe

DIE SUCHE NACH AL-ANDALUS - Teil I. - Marokko - Hüter des maurischen Erbes

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wenn du mit deinem Schwert unser Haus beschützt,<br />

kann nichts, solange du lebst, meinen Leib verletzen<br />

oder mein Schwert berühren.<br />

Es war bereits bestimmt, dass Ibrahim [Abu Salim] 44<br />

unseren Schmerz lindern würde,<br />

und als wir sein Antlitz sahen, war es so.<br />

Aus Yaqubs Familie 45 ist er auserwählt,<br />

immer wenn die Lage düster wird, gibt seine Entschlossenheit<br />

dem aufgehenden Tag das Licht zurück.<br />

Würde seine Großmut die Meere füllen, wären ihre Wasser süß<br />

und niemals käme eine Ebbe nach der Flut.<br />

Seinen Mut fürchtet selbst der Tod, und es ist stolze Erhabenheit,<br />

die sich in seinen Gewändern bewegt.<br />

Als Heimatlose wenden wir uns an dich, o bester aller Könige!<br />

Das Glück ist deine Dienerin; räche das Verbrechen, das man uns angetan.<br />

Als wir in deiner Herrlichkeit Zuflucht suchten, versiegte das Unglück,<br />

und als wir uns deinem Ruhm anvertrauten,<br />

suchte der Schrecken die Flucht.“ 46<br />

Ibn al-Chatib, Fès, 14. Jh.<br />

Ψ<br />

Aghmat: Eingang zum Mausoleum<br />

<strong>des</strong> Dichterkönigs al-Mutamid von Sevilla (2001)<br />

König Mohammed V. und seine Gefolgschaft konnten im April 1362<br />

wieder nach Granada zurückkehren, der Thronräuber war ermordet<br />

worden. Ibn al-Chatib blieb noch in <strong>Marokko</strong> und reiste durch das<br />

Land. Er besuchte viele historische Stätten darunter auch das Grab<br />

<strong>des</strong> unglücklichen Dichterkönigs al-Mutamid von Sevilla. Dort<br />

gedachte er <strong>des</strong>sen Schicksal mit ergriffenen Worten. Seine Verse<br />

sind auf einer Tafel an der Wand der kleinen Mausoleums in<br />

Aghmat zu lesen:<br />

„Ich kam nach Aghmat, vom Wunsch bewegt, dein Grab zu sehn ...<br />

Eine Fackel warst du, ein Leuchten in düsterer Nacht!<br />

Wäre es mir vergönnt gewesen, in deiner Zeit zu leben,<br />

wie hätte ich dich mit herrlichen Versen gepriesen.<br />

Dein Grab beherrscht den Hügel, auf dem es liegt,<br />

Ziel allen Glaubens derer, die kommen, um dich zu grüßen.<br />

Erhaben warst du in deinem Leben und bist es noch in deinem Tod<br />

und dein Ruhm währt immerfort (...)“ 47<br />

Ibn al-Chatib, Fès, 14. Jh.<br />

Ψ<br />

44 Der großzügige Gastgeber<br />

45 Gemeint ist Sultan Abu Yusuf Yaqub (1259 bis 1286), der im Ruf großer Frömmigkeit und Heldentums als<br />

entschlossener Verteidiger <strong>des</strong> Islam stand. Er war der dritte Sultan der Dynastie und führte vier Feldzüge nach<br />

Andalusien, um den Nasriden gegen christliche Angriffe von Kastilien beizustehen. Er starb 1286 während <strong>des</strong> letzten<br />

Feldzuges, bei der Belagerung von Algeciras<br />

46 aus Land am Sonnenuntergang – <strong>Marokko</strong>, ©Isabel Blanco del Piñal, Verlag RoseNoire, S.177, 179<br />

47 Ebd.180<br />

34

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!