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DIE SUCHE NACH AL-ANDALUS - Teil I. - Marokko - Hüter des maurischen Erbes

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

Kein anderes Land meiner Recherchen ist al-Andalus so nah wie das Königreich Marokko. Nicht nur geographisch. Mehrere Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und die geographische Nähe haben das Land geprägt. Das andalusische Erbe ist überall sichtbar. Maurische Auswanderer gründeten Stadtviertel, wie das andalusische Viertel in Fès oder ganze Städte wie Tetuan und Chefchaouen. Die Kunst maurischer Baumeister und Handwerker findet sich in der marokkanischen Architektur wieder, in der Dekoration von Gebäuden mit farbigen Fliesen und Fassaden mit Arabesken und in der Tradition der patios, der Innenhöfe – so vieles erinnert an al-Andalus. Musik aus der arabischen Zeit Spaniens wird in Marokko weiter liebevoll gepflegt und ist äußerst beliebt, mehr noch als in Spanien selbst. Und auch marokkanische Berberdynastien haben beeindruckende Zeugen ihrer Präsenz in Spanien hinterlassen: zu den berühmtesten zählen die Giralda und der Turm Torre del Oro, beide in Sevilla. Die Kunstfertigkeit sefardischer Silber- und Goldschmiede ....

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Denkmal <strong>des</strong> Philosophen Maimoni<strong>des</strong> (Ibn Maimun), Cordoba<br />

Der jüdische Gelehrte Ibn Maimun (geb. um 1135/1138 in Cordoba) lehrte<br />

seine Schüler:<br />

„Vernunft und Offenbarung sind zwei Erscheinungsformen ein- und<br />

derselben göttlichen Wahrheit. Der Einzelne kann sich nur in einer<br />

gesunden Gesellschaftsordnung entwickeln, in der die Pflichten Vorrang<br />

haben gegenüber den Rechten. Zweckbestimmung einer gottgefälligen<br />

Gesellschaftsordnung ist das Wachsen <strong>des</strong> Menschen, nicht <strong>des</strong><br />

Wohlstands. Der Mensch wächst, wenn er sich in der Vernunft voll<br />

ausbildet – einer Vernunft, die ihre Grenzen und ihre Postulate kennt. Die<br />

menschliche Vernunft ist nur ein <strong>Teil</strong>haben an der göttlichen Vernunft. Ein<br />

neuer Zyklus in der Geschichte beginnt erst, wenn ein Prophet wie Moses<br />

zum Volk herabsteigt, um ihm neue Gesetze zu bringen.“ 35<br />

In Sevilla pries der Mystiker und Sufimeister Ibn ‘Arabi 36 die Liebe in jeder Form, deren einziger Ursprung und<br />

alleiniges Ziel nur im Göttlichen zu suchen sei:<br />

Ψ<br />

„Jede Liebe ist Wunsch nach Vereinigung. Jede Liebe ist bewusst oder<br />

unbewusst Liebe zu Gott. Noch in der körperlichen Vereinigung, in der du<br />

lustvolle Verzückung suchst, spürst du die Sehnsucht, das Bedürfnis nach<br />

dem, was nicht du selbst bist, und liebst du das geliebte Wesen nur um<br />

seinetwillen, ist dir seine Freude wichtiger als die deine, so lehrt dich diese<br />

Liebe das Opferbringen. Gott ist die Einheit, er ist die Einheit von Liebe,<br />

Liebendem und Geliebtem.<br />

Es gibt eine göttliche Liebe, die höchste: Du liebst in allem den, der es<br />

geschaffen hat, und liebst Gott nur um seiner selbst willen. Ohne Furcht vor<br />

Strafe und ohne Wunsch nach Belohnung (...)“ 37<br />

Foto Ibn ‘Arabi 38<br />

„Es gab eine Zeit, da ich meinen Nächsten ablehnte,<br />

wenn sein Glaube nicht der Meine war.<br />

Heute ist mein Herz Herberge für alle Religionen:<br />

Weide für Gazellen und Kloster für Christenmönche,<br />

Tempel für Götzenbilder und Kaaba für Pilger,<br />

es ist Gefäß für die Tafeln der Thora<br />

und für die Verse <strong>des</strong> Koran. Denn meine Religion ist die Liebe,<br />

und wohin auch ihre Karawane zieht,<br />

dort ist auch mein Weg.<br />

Denn die Liebe ist mein Bekenntnis und mein Glaube.“ 39<br />

Ibn ‘Arabi, Cordoba, 12./13. Jh.<br />

Ψ<br />

35 Ebd. S. 167<br />

36 geb. 1165 in Murcia gest. 1240 in Damaskus<br />

37 Ebd.<br />

38 Von website: https://www.goodreads.com/photo/author/5831763.Ibn_Arabi<br />

39 Ebd., S. 169<br />

27

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