09.01.2019 Aufrufe

Wirtschaft und Menschenrechte - Jahrbuch Global Compact Deutschland 2018

Arbeitsbedingungen, moderne Sklaverei, Einhaltung der Menschenrechte, aber auch Automatisierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – das sind zentrale Stichworte für die Arbeitswelt von morgen. Wie begegnen Unternehmen diesen Herausforderungen? Wie übernehmen sie Verantwortung für Menschenrechte und Umwelt in einer ökonomisierten und globalisierten Welt? Welchen Beitrag leisten die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei der Umsetzung? Diesen Fragen geht das aktuelle Jahrbuch "Global Compact Deutschland 2018" nach. Die Publikation lässt zentrale Akteure aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Darüber hinaus zeigen 25 deutsche Global Compact-Mitgliedsunternehmen in ihren Good Practice-Beispielen, mit welchen Maßnahmen sie zur Erreichung der SDGs beitragen.

Arbeitsbedingungen, moderne Sklaverei, Einhaltung der Menschenrechte, aber auch Automatisierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – das sind zentrale Stichworte für die Arbeitswelt von morgen. Wie begegnen Unternehmen diesen Herausforderungen? Wie übernehmen sie Verantwortung für Menschenrechte und Umwelt in einer ökonomisierten und globalisierten Welt? Welchen Beitrag leisten die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei der Umsetzung?

Diesen Fragen geht das aktuelle Jahrbuch "Global Compact Deutschland 2018" nach. Die Publikation lässt zentrale Akteure aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Darüber hinaus zeigen 25 deutsche Global Compact-Mitgliedsunternehmen in ihren Good Practice-Beispielen, mit welchen Maßnahmen sie zur Erreichung der SDGs beitragen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DIGITALISIERUNG<br />

Bedingungsloses<br />

Gr<strong>und</strong>einkommen<br />

Kenia:<br />

Bekämpfung der Armut durch Gr<strong>und</strong>einkommen<br />

Viele Dörfer in Kenia gehören zu den ärmsten Regionen<br />

Afrikas. Für eine wirkungsvolle Armutsbekämpfung<br />

setzt sich die amerikanische Organisation „GiveDirectly“<br />

ein. Mit einem monatlichen Gr<strong>und</strong>einkommen unterstützt<br />

sie bereits einzelne Dörfer. Die Menschen dort<br />

sind nicht mehr auf Tagesjobs angewiesen <strong>und</strong> können<br />

ihren eigentlichen Berufen nachgehen. Investitionen<br />

in Ackerland oder Viehzucht sind ebenfalls möglich.<br />

In <strong>2018</strong> beginnt ein Zwölf-Jahres-Projekt, in dem die<br />

Auswirkungen eines Gr<strong>und</strong>einkommens auf Beschäftigung,<br />

Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit erforscht werden sollen.<br />

Mehr als 21.000 Menschen in Kenia werden Zahlungen<br />

erhalten. Dabei sind sie der Organisation keine Rechenschaft<br />

über ihre Ausgaben schuldig. Give-Directly ist<br />

überzeugt, dass die Empfänger am besten wissen, wie<br />

sie das Geld sinnvoll verwenden.<br />

Finnland:<br />

Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt<br />

In 2017 hat in Finnland ein Projekt für das bedingungslose<br />

Gr<strong>und</strong>einkommen begonnen. R<strong>und</strong> 2.000<br />

Arbeitslose wurden vom Sozialversicherungsinstitut<br />

Kela ausgelost <strong>und</strong> erhalten monatlich 560 Euro. Die<br />

Testpersonen sollen so ermutigt werden, Arbeit in Teilzeit<br />

oder mit niedriger Bezahlung anzunehmen. Was<br />

auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, ist gleichzeitig<br />

ein großer Kritikpunkt. Die Regierung kann Bürokratie<br />

abbauen <strong>und</strong> Kosten einsparen, während Arbeitslose<br />

schlecht bezahlte Jobs annehmen müssen. Doch die<br />

Erfahrungen der Testpersonen sind meist positiv. Einige<br />

orientieren sich beruflich neu, andere fühlen sich bei<br />

der Jobsuche nicht unter Druck gesetzt. Eine Zwischenbilanz<br />

zogen die Verantwortlichen bislang nicht. Das<br />

soll erst Ende <strong>2018</strong> mit dem Abschluss des Projekts<br />

erfolgen. Doch eine Fortsetzung oder gar Ausweitung<br />

über den Pilotprojektstatus ist mehr als ungewiss: So<br />

sagte die Chefin der Kela-Rechtsabteilung, Marjukka<br />

Turunen, gegenüber dem österreichischen Standard,<br />

der Ansatz sei eine „sehr negative Form, den Ball an<br />

die Arbeitslosen weiterzuspielen“. Turunen weiter:<br />

„Wir versuchen, das Gute aus dem Experiment <strong>und</strong><br />

dem darin enthaltenen Mechanismus herauszuholen<br />

<strong>und</strong> in die Reform einzubringen.“<br />

Schweiz:<br />

Gr<strong>und</strong>einkommen immer noch Top-Thema<br />

Im Juni 2016 hat die Schweiz über ein bedingungsloses<br />

Gr<strong>und</strong>einkommen abgestimmt. Mit 76,9 Prozent wurde<br />

es mehrheitlich abgelehnt. Knapp zwei Jahre später<br />

gehen jedoch 69 Prozent der Schweizer davon aus, dass<br />

es noch eine weitere Abstimmung geben wird – das<br />

Thema ist also noch nicht vom Tisch. Die Initiative<br />

„Dein Gr<strong>und</strong>einkommen“ plant derzeit einen Versuch<br />

mit mehreren h<strong>und</strong>ert Personen. Über zwei Jahre hinweg<br />

sollen sie ein Gr<strong>und</strong>einkommen erhalten. Die<br />

Filmemacherin Rebecca Panian rief im Januar <strong>2018</strong> zu<br />

einem weiteren Experiment auf: In einem Schweizer<br />

Dorf will sie testen, wie sich ein Gr<strong>und</strong>einkommen<br />

auf zwischenmenschliches Verhalten <strong>und</strong> den lokalen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>skreislauf auswirkt. Darüber will sie einen<br />

Dokumentarfilm drehen. „Mir ist bewusst, dass es nach<br />

einem irren Vorhaben klingen mag. Ich bin aber davon<br />

überzeugt, dass das Experiment finanziert werden kann,<br />

wenn sich ein Dorf meldet“, verspricht Panian.<br />

<strong>Deutschland</strong>:<br />

Die Liebe zum Job neu entdecken<br />

Bei der deutschen Initiative „Mein Gr<strong>und</strong>einkommen“<br />

erhalten „Lotterie-Gewinner“ für den Zeitraum von einem<br />

Jahr eine monatliche Zahlung von 1.000 Euro. Per<br />

Crowdf<strong>und</strong>ing sammelt die Initiative das Geld. Sobald<br />

12.000 Euro zusammengekommen sind, werden sie an<br />

eine Person, die sich zuvor darauf beworben hat, verlost.<br />

Michael Bohmeyer startete das Projekt 2014 – seitdem<br />

haben 150 Menschen ein Jahresgr<strong>und</strong>einkommen erhalten.<br />

Doch wie wirkt sich das aus? Die Gewinner erhalten<br />

finanzielle Sicherheit. Außerdem berichten sie, dass<br />

sie ihren Job neu lieben gelernt haben, produktiver<br />

geworden sind <strong>und</strong> weniger Stress haben. Die Veränderungen<br />

bemerkt auch Bohmeyer: „Nach einem Jahr<br />

Gr<strong>und</strong>einkommen stehen selbstbewusste, reflektierte<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Menschen vor mir, die umsichtig mit<br />

anderen umgehen. Die Gemeinschaft hat ihnen einen<br />

Vertrauensvorschuss ausgezahlt <strong>und</strong> sie haben ihn in<br />

Selbstvertrauen umgewandelt.“<br />

globalcompact <strong>Deutschland</strong> <strong>2018</strong><br />

101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!