09.01.2019 Aufrufe

Wirtschaft und Menschenrechte - Jahrbuch Global Compact Deutschland 2018

Arbeitsbedingungen, moderne Sklaverei, Einhaltung der Menschenrechte, aber auch Automatisierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – das sind zentrale Stichworte für die Arbeitswelt von morgen. Wie begegnen Unternehmen diesen Herausforderungen? Wie übernehmen sie Verantwortung für Menschenrechte und Umwelt in einer ökonomisierten und globalisierten Welt? Welchen Beitrag leisten die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei der Umsetzung? Diesen Fragen geht das aktuelle Jahrbuch "Global Compact Deutschland 2018" nach. Die Publikation lässt zentrale Akteure aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Darüber hinaus zeigen 25 deutsche Global Compact-Mitgliedsunternehmen in ihren Good Practice-Beispielen, mit welchen Maßnahmen sie zur Erreichung der SDGs beitragen.

Arbeitsbedingungen, moderne Sklaverei, Einhaltung der Menschenrechte, aber auch Automatisierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – das sind zentrale Stichworte für die Arbeitswelt von morgen. Wie begegnen Unternehmen diesen Herausforderungen? Wie übernehmen sie Verantwortung für Menschenrechte und Umwelt in einer ökonomisierten und globalisierten Welt? Welchen Beitrag leisten die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei der Umsetzung?

Diesen Fragen geht das aktuelle Jahrbuch "Global Compact Deutschland 2018" nach. Die Publikation lässt zentrale Akteure aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Darüber hinaus zeigen 25 deutsche Global Compact-Mitgliedsunternehmen in ihren Good Practice-Beispielen, mit welchen Maßnahmen sie zur Erreichung der SDGs beitragen.

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Standpunkt<br />

sumieren. In allen Branchen ist derzeit die gleiche, rasante<br />

Entwicklung zu beobachten: Was digitalisiert werden kann,<br />

wird digitalisiert. Was vernetzt werden kann, wird vernetzt.<br />

Was automatisiert werden kann, wird automatisiert.<br />

Etwa seit 2010 gleitet die <strong>Wirtschaft</strong> von der vierten in die<br />

fünfte industrielle Revolution. Cyberphysische Systeme <strong>und</strong><br />

das Internet der Dinge (IoT) setzen sich durch. Im „Internet<br />

der Dinge“ werden Künstliche Intelligenz <strong>und</strong> Blockchain,<br />

Big Data <strong>und</strong> Sensorik, Logistik <strong>und</strong> 3D-Druck so intelligent<br />

zusammenspielen, dass ganze <strong>Wirtschaft</strong>szweige komplett<br />

digitalisiert <strong>und</strong> automatisiert werden. Angetrieben durch<br />

das exponentielle Leistungswachstum der IT entstehen ebenso<br />

intelligente <strong>und</strong> wie autonome Technologiekomplexe, die sich<br />

völlig selbstständig optimieren <strong>und</strong> weiterentwickeln. Der<br />

Mensch spielt in diesen Prozessen keine Rolle mehr.<br />

Eine Welt ohne menschliche Arbeit<br />

Die Entwicklung lässt sich in drei Trends ablesen, die das<br />

Geschehen global zunehmend bestimmen, aber leider weitgehend<br />

übersehen werden:<br />

1. Disintermediation: Wenn jeder mit jedem kommunizieren<br />

<strong>und</strong> Geschäftsbeziehungen aufnehmen kann, werden die<br />

Intermediäre, die Mittelsmänner, überflüssig – Großhändler<br />

zum Beispiel, aber auch Banken. Insbesondere die Blockchain<br />

als Protokoll des Vertrauens wird direkte Geschäfte<br />

<strong>und</strong> Transaktionen („Peer-to-Peer“) fördern.<br />

2. Disaggregation: Produkte werden in ihre Bestandteile zerlegt<br />

<strong>und</strong> als Services neu verpackt. Der K<strong>und</strong>e von morgen<br />

kauft kein Auto mehr, sondern Mobilität, ein Service, der<br />

von verschiedenen Anbietern gemeinsam erbracht wird.<br />

Er interessiert sich auch nicht mehr für ein Smartphone,<br />

sondern für bessere Kommunikation. Er bucht primär kein<br />

Hotel, sondern Erholung <strong>und</strong> Erlebnisse. Er ordert keine<br />

Finanzprodukte, sondern finanzielle Sicherheit. Diese<br />

Leistungen werden nicht mehr von einem Unternehmen erbracht,<br />

sondern von einem Netzwerk, das modulare, perfekt<br />

auf den K<strong>und</strong>en zugeschnittene Serviceangebote generiert.<br />

3. Dematerialisierung: Immer mehr physische Produkte verwandeln<br />

sich in Software <strong>und</strong> Apps. Smartphones vereinen heute<br />

Services, die früher eine ganze Kofferraumladung voller<br />

Geräte erfordert hätten. Ganze Wertschöpfungsketten lösen<br />

sich in diesem Prozess auf. Fabriken, Maschinen, Arbeitsplätze<br />

werden nicht mehr benötigt. „Lights-out factories“, in<br />

denen kein Mensch mehr arbeitet, gibt es schon seit langem.<br />

Im Bankensektor schließen derzeit tausende von Filialen.<br />

Der Trend zum autonomen Fahren, zur E-Mobility <strong>und</strong> zu<br />

vernetzten Mobilitätssystemen gefährdet zigtausende Jobs<br />

in der Automobilindustrie. Zudem übernehmen Künstliche<br />

Intelligenzen (KIs) <strong>und</strong> Roboter überall dort die Arbeit von<br />

Menschen, wo Zahlen im Fokus stehen, Routineprozesse<br />

ablaufen, Daten analysiert <strong>und</strong> Muster erkannt werden.<br />

Diese Trends machen auch nicht vor den Toren des Maschinenbaus<br />

halt. Denn entwickelt sich der 3D-Druck weiter wie<br />

bisher, werden deutlich weniger Drucker für wechselnde<br />

Aufträge programmiert werden. Sie sind, im Gegensatz zu den<br />

meisten traditionellen Maschinen, multifunktional. Damit<br />

brechen schwere Zeiten für eine der deutschen Kernindustrien<br />

an – <strong>und</strong> erst recht für ihre Beschäftigten.<br />

Überspitzt formuliert: Es droht eine Welt ohne Arbeit. Zwar<br />

wird über die einschlägigen Studien zur Zukunft der Arbeit<br />

kontrovers diskutiert. Aber Staat, <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

sollten sich darauf einstellen, dass nahezu die Hälfte<br />

der Jobs in den Industrieländern in den nächsten 15 bis 20<br />

Jahren verlorengehen werden. Und auch in den Entwicklungsländern<br />

entstehen per saldo keine neuen Arbeitsplätze. Ganz<br />

im Gegenteil. Bisher exportierten die Industrieländer billige<br />

Arbeit. Jetzt exportieren sie Arbeitslosigkeit. Die Jobs, die<br />

westliche Unternehmen in die „Sweat Shops“ in Fernost <strong>und</strong><br />

Afrika ausgelagert haben, kommen zurück. Allerdings übernehmen<br />

hierzulande Roboter, die zu geringen Grenzkosten<br />

produzieren, die Arbeit.<br />

94 globalcompact <strong>Deutschland</strong> <strong>2018</strong>

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