Develop³ Systems Engineering 01.2015
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MODEL BASED SYSTEMS ENGINEERING<br />
METHODEN<br />
Dirk Denger, Head of Synergetic Methods und<br />
Tools Development, AVL<br />
„Unser Ziel ist der<br />
Aufbau einer durchgängig<br />
integrierten<br />
und gleichzeitig einfachen<br />
Entwicklungsumgebung,<br />
die uns dabei unterstützt,<br />
die Komplexität<br />
der Entwicklungsprozesse<br />
langfristig zu beherrschen.“<br />
Zur SysML<br />
DAZU<br />
Die <strong>Systems</strong> Modeling Language (SysML) ist eine auf der<br />
im Bereich der Softwareentwicklung bewährten Unified<br />
Modeling Language (UML) basierende standardisierte<br />
Sprache für die Beschreibung von komplexen Systemen.<br />
Sie unterstützt<br />
die Modellierung und Bereitstellung von Systemanforderungen<br />
in einem für alle Beteiligten verständlichen<br />
Format,<br />
die Evaluierung und Analyse von Systemen, um Anforderungs-<br />
und Designbelange zu klären beziehungsweise<br />
Alternativen zu prüfen, sowie<br />
die unmissverständliche Kommunikation zwischen den<br />
unterschiedlichen Beteiligten an dem Entwicklungs -<br />
projekt.<br />
Durch die Verwendung von SysML werden Systemanforderungen,<br />
Funktionen, Struktur und Verhalten von Anfang<br />
an zueinander in Beziehung gesetzt, die Integration der<br />
verschiedenen Komponenten wird also bereits zu Beginn<br />
des Entwicklungsprozesses adressiert.<br />
de.wikipedia.org/wiki/<br />
<strong>Systems</strong>_Modeling_Language<br />
der <strong>Systems</strong> Modeling Language (SysML, siehe Kasten) erzeugen<br />
lassen, erlauben die Erfassung der Komplexität und erleichtern<br />
den Informationsaustausch zwischen den Disziplinen. MBSE unterstützt<br />
insbesondere das so genannte ‚Frontloading‘ – sprich das<br />
Ziel, Funktionalität, Betriebsverhalten, technologische und sonstige<br />
Eigenschaften eines Bauteiles oder Produktes so früh wie möglich<br />
im Entwicklungsprozess mit Hilfe digitaler Modelle zu verwirklichen;<br />
ohne Tests mit realen Prototypen durchführen zu müssen. Virtuell<br />
abgesichert lassen sich anstehende Entscheidungen früher treffen,<br />
womit die Entwicklungsprozesse kürzer werden.<br />
Die Nachteile klassischer, das heißt dokumentenzentrierter <strong>Engineering</strong>-Methoden<br />
wie beispielsweise inkonsistente und nicht aktuelle<br />
Dokumente, Brüche zwischen den Entwicklungsphasen und<br />
-beteiligten oder Fehler aufgrund unzureichender Spezifikationswerkzeuge<br />
werden durch MBSE aufgehoben. Die Modelle stellen<br />
den Ausgangspunkt aller Entwicklungsobjekte dar und über die<br />
Durchgängigkeit zwischen den Modellelementen wird sichergestellt,<br />
dass sich Anforderungen und Entscheidungen nachverfolgen<br />
lassen. Die weiterhin notwendige Dokumentation für Kunden<br />
oder Partner kann dabei dennoch jederzeit aus den Modellen aktuell<br />
generiert werden.<br />
Die modellbasierte Spezifikation von Antriebssträngen bei AVL Powertrain<br />
<strong>Engineering</strong> auf Basis der SysML erfolgt auf einer Ebene,<br />
die für alle an der Entwicklung beteiligten Abteilungen nachvollziehche<br />
Funktion wird benötigt, um die Anforderung zu erfüllen?“ oder<br />
„Welche Technologie muss man einsetzen, um diese Funktionen<br />
bereitzustellen?“ wesentlich einfacher beantworten.<br />
„Das Denken in Stücklisten – der Bill of Material oder kurz BOM –<br />
reicht heute bei weitem nicht mehr aus“, verdeutlicht Dirk Denger.<br />
„Die Aufgaben reichen nun von der Entwicklung der klassischen<br />
Baugruppe hin zum funktionalen Modul, bestehend aus Mechanik,<br />
Software und Elektronik, das mit Hilfe sämtlicher verfügbarer Prüfund<br />
Testverfahren so früh wie möglich validiert werden muss.“<br />
Gleichzeitig ist jederzeit ein klarer Bezug zwischen Anforderungen<br />
und Stücklistenstrukturen herzustellen. „Maschinenbauer, Softwareentwickler,<br />
Elektrotechniker bis hin zum Prüfstandstechniker –<br />
agieren alle abteilungsübergreifend, lassen sich die funktionalen<br />
Anforderungen effizient umsetzen.“<br />
Teamübergreifende Zusammenarbeit und der Austausch über<br />
Teamgrenzen hinweg sind also die Schlüsselfaktoren. Die Grundlage<br />
dafür legt nach Ansicht von Denger eine integrierte offene Entwicklungsplattform,<br />
die von allen Disziplinen zeitgleich genutzt und<br />
– noch viel wichtiger – dank eingängiger Modellierungssprache<br />
auch von allen verstanden wird. „Bei AVL haben wir uns für die Einführung<br />
des Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s auf Basis der Modelliersprache<br />
SysML entschieden.“<br />
MBSE und SysML als Kernkomponenten<br />
unterstützen auch das Frontloading<br />
Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE) ist ein methodischer<br />
Ansatz, der Mitarbeiter aus allen Bereichen dazu befähigt, den Überblick<br />
über komplexe Systeme zu behalten. Zusammenhänge zwischen<br />
den verschiedenen Disziplinen lassen sich erkennen und es<br />
kann sichergestellt werden, dass die definierten Anforderungen erfüllt<br />
werden. Grundlage des MBSE ist die Arbeit mit digitalen Systemmodellen<br />
– im Gegensatz zur bisherigen traditionell dokumentenzentrierten<br />
Entwicklung. Diese Systemmodelle, die sich etwa mit<br />
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