Develop³ Systems Engineering 01.2015
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ANWENDUNGEN INDUSTRIE 4.0<br />
Durch die Interpretation von BPMN2-Workflows werden SPS- und Roboterfunktionen<br />
modulspezifisch ausgeführt<br />
Die Rolle des Mitarbeiters in der Smart Factory wandelt sich zu einem „Augmented<br />
Operator“, der die Maschine interaktiv anpassen und überwachen kann<br />
Produkttypspezifische Prozessmodelle<br />
Die für die Ausführung solcher Prozessmodelle notwendige Koordinationsarchitektur<br />
weist dabei für eine Fertigungslinie eine übergeordnete<br />
sowie je eine lokale Koordinationskomponente pro Fertigungszelle<br />
auf. Diese sogenannten „Process Engines“ können produkttypspezifische<br />
Prozessmodelle dynamisch aus einer Datenbank<br />
abrufen und bei Bedarf innerhalb der Systemarchitektur der modularen<br />
Fertigungslinie ausführen. Die ausführbaren Prozessmodelle<br />
enthalten typischerweise eine Sequenz von wiederverwendbaren<br />
Sub-Prozessen bspw. für eine Schraubaktivität, die in den Koordinationskomponenten<br />
der Fertigungsmodule ausgeführt werden und in<br />
Aufrufen der beschriebenen Services resultieren. Darüber hinaus<br />
können Prozessmodelle weitere Aktivitäten und Sub-Prozesse wie<br />
beispielsweise Interaktionen mit Maschinenbediener oder -einrichter<br />
sowie Kommunikation mit anderen Akteuren oder Teilsystemen<br />
der modularen Produktionsplattform beinhalten.<br />
In der Koordinationsarchitektur wird für die konkrete Fertigung eines<br />
individuellen Produkts jeweils eine neue Instanz eines Prozessmodels<br />
erzeugt und gestartet. Die „Verheiratung“ von Prozessinstanz<br />
und Produkt (also die Erzeugung und spezifische Parametrisierung<br />
eines als Modell vorhandenen Prozesses) erfolgt dabei über<br />
einen definierten Eintrittspunkt in eine Fertigungslinie – beispielsweise<br />
über das Auslesen eines RFID-Tags. Die auf Basis eines passenden<br />
Prozessmodells erzeugte Prozessinstanz begleitet jedes<br />
Produkt über seinen Lebenszyklus hinweg durch die Zellen der Fertigungslinie.<br />
Diese Eigenschaft erlaubt später eine einfache Nachvollziehbarkeit<br />
der Produktionshistorie eines einzelnen Produkts innerhalb<br />
der wandlungsfähigen Produktionsumgebung.<br />
Die Unterstützung parallel aktiver Prozessinstanzen durch die Koordinationsarchitektur<br />
erlaubt zudem die zeitgleiche Fertigung verschiedener<br />
Produkte in einer Fertigungslinie. Durch die spezifischen<br />
Prozessinstanzen können in einer physisch konfigurierten Anlage alle<br />
hardwareseitig möglichen Varianten von Produkten gefertigt und<br />
somit eine Art „One-Piece Flow“ erreicht werden.<br />
Die realisierte Koordinationsarchitektur bietet eine offene und herstellerunabhängige<br />
Integrationsplattform, die über die BPMN2-basierten<br />
Prozessmodelle eine explizite Verzahnung aller relevanten<br />
Ebenen innerhalb des Produktionsprozesses über IP-basierte Standardprotokolle<br />
erlaubt. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung<br />
von BPMN2 in der Unternehmens-IT verspricht das vorgestellte<br />
Konzept eine nahtlose Abbildung der Produktionslogik in die ERP-<br />
Ebene in Ergänzung zu den Möglichkeiten etablierter Standards wie<br />
OPC-UA.<br />
Inkrementelle Optimierung<br />
Perspektivisch soll ein in BPMN beschriebener Produktionsprozess<br />
durch den individuellen Kundenwunsch bereits auf der ERP-Ebene<br />
angelegt und sukzessive vervollständigt werden. Sollten beispielsweise<br />
Informationen zur Ausführung auf der Maschinenebene fehlen,<br />
kann ein Experte für den Produktionsprozess diese direkt an der<br />
Maschine über eine benutzerfreundliche Schnittstelle dem Prozessmodell<br />
hinzufügen.<br />
Inkrementelle Optimierung<br />
Um Fehlerrisiken, die auf die erhöhte technische Komplexität durch<br />
die konsequente Modularisierung zurückgehen, beherrschbar zu machen,<br />
werden die Mitarbeiter im Konfigurations- und im Produktionsmodus<br />
durch Assistenzfunktionen unterstützt. Damit können Fehlerzustände<br />
im Betrieb interaktiv beschrieben und mit Produktionsdaten<br />
sowie aktiven Prozessschritten in den Prozessmodellen assoziiert<br />
werden. Diese Daten werden in der folgenden Projektphase die Anwendung<br />
maschineller Lernverfahren zur Parameter- und Prozessoptimierung<br />
oder das Trainieren von Klassifikationsalgorithmen für<br />
das Condition Monitoring erlauben. Auf dieser Basis können wiederum<br />
Prozessmodelle automatisch verbessert und die Bediener in der<br />
Interaktion mit der Maschine unterstützt werden. Mitarbeiter können<br />
auf diese Weise frühzeitig in die flexibilisierten Produktionsformen<br />
eingebunden werden und sie zudem aktiv mit gestalten.<br />
FlexiMon ist ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt der Harting<br />
Technologiegruppe und des CoR-Lab (Research Institute for Cognition<br />
and Robotics) der Universität Bielefeld. Es wird vom Bundesministeriums<br />
für Forschung und Technologie im Rahmen des Spitzenclusters<br />
it’s OWL gefördert und vom Projektträger Karlsruhe<br />
PTKA betreut.<br />
ge<br />
Dr.-Ing. Volker Franke, Geschäftsführer Harting Applied Technologies<br />
GmbH<br />
Dr.-Ing. Sebastian Wrede, Leiter Cognitive <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>,<br />
CoR-Lab & CITEC, Universität Bielefeld<br />
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