Develop³ Systems Engineering 01.2015
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ANWENDUNGEN<br />
MES<br />
MES sind als zentrale Informations- und<br />
Datendrehscheibe die Schnittstelle zwischen<br />
Mensch und Fertigungsanlage –<br />
insbesondere in Industrie-4.0-Konzepten<br />
Bild: MPDV<br />
MES in der Industrie 4.0: Datenzugriff in Echtzeit<br />
Schnittstelle zur Smart Factory<br />
In Industrie-4.0-Konzepten spielen Manufacturing Execution <strong>Systems</strong> (MES) eine wichtige Rolle,<br />
da sie den Zustand einer Fertigung transparent abbilden. Als ‚Steuerpult‘ verbinden sie dazu die<br />
Fertigungsanlagen mit der darüber liegenden Planungsschicht in den ERP-Lösungen – und legen<br />
damit die Grundlage, die hohe Flexibilität der Smart Factory nutzbar zu machen.<br />
Manufacturing Execution <strong>Systems</strong> (MES) erlauben zentral den<br />
Zugriff auf Maschinen und Anlagen in Echtzeit – und eignen<br />
sich damit insbesondere dazu, in Industrie-4.0-Szenarien den Zustand<br />
der Fertigung transparent und beeinflussbar zu machen. Doch<br />
können sie diese Aufgabe wirklich übernehmen oder werden sie im<br />
Zuge der Verlagerung von Informationen in das Internet der Dinge<br />
nicht eher überflüssig?<br />
„Auch in einem Industrie-4.0-Szenario werden MES gebraucht, und<br />
zwar sowohl in der bekannten Funktion als auch darüber hinaus als<br />
zentrale Informations- und Datendrehscheibe“, sagt dazu Prof. Jürgen<br />
Kletti, Geschäftsführer von MPDV Mikrolab in Mosbach. „Eine<br />
komplett dezentrale Kommunikation ohne zentrale Synchronisation<br />
wird es in absehbarer Zukunft nicht geben.“ Auch den Traum vom<br />
‚Smart Product‘, das sich selbst den Weg durch die Fertigung sucht,<br />
hält Kletti für unrealistisch. Was aber passiert ist, dass durch die Industrie<br />
4.0 die Grenzen in der Kommunikationspyramide immer weiter<br />
aufgeweicht werden und verschwinden, betont Thomas Lantermann,<br />
Senior Business Development Manager FA – European Development<br />
Center bei Mitsubishi Electric Europe in Ratingen. Jeder<br />
werde mit jedem über die Cloud kommunizieren. „Um jedoch die Industrie<br />
4.0 zum Erfolg zu bringen, ist es notwendig, eine gut funktionierende<br />
ERP/MES/IT-Infrastruktur zu besitzen, um die nötigen Industrie-4.0-Prozesse<br />
aufsetzen zu können.“ Der Erfolg der selbstorganisierenden<br />
Produktion hänge von gut organisierten, reproduzierbaren<br />
Prozessen ab – eine Industrie-4.0-Landschaft lasse sich<br />
schließlich nicht aus dem Nichts aufbauen.<br />
Für Christoph Sauer, Geschäftsführer und Leiter der Entwicklung<br />
bei nuveon in Markt Berolzheim, ist deswegen klar, dass MES integraler<br />
Bestandteil der Fabrik 4.0 werden – und damit noch wichtiger<br />
und von zentraler Bedeutung für die weitere Entwicklung auf<br />
Fertigungsebene. „Den Markt erobern werden aber Systeme, die<br />
originär webbasiert sind und sich – vergleichbar einem Betriebssystem<br />
im PC – als Integrationsplattform über die gesamte Fertigung<br />
legen.“ Ihre Aufgabe sei es, Informationen sowohl zwischen<br />
Komponenten als auch direkt auszuwerten beziehungsweise<br />
Ergebnisse quasi in Echtzeit an übergeordnete Systeme weiterzugeben.<br />
„MES sind und bleiben Bindeglied zwischen ERP und<br />
den einzelnen Industrie-4.0-tauglichen Maschinen und Anlagen,<br />
weil neben den Produkten auch die Maschinen selbst – sinnvollerweise<br />
über das Internet – mit dem ERP kommunizieren müssen“,<br />
ergänzt Robert Schürch, CEO von CSM <strong>Systems</strong> aus Uster in der<br />
Schweiz. „Die ERP-Umgebung weiß, was Maschinen mit den passierenden<br />
Produkten machen müssen – entweder weil das Produkt<br />
selbst über die Information verfügt oder diese auf Grund der ID des<br />
Produktes abgefragt werden kann.“<br />
Die Identifizierung der Produkte, die Erfassung der zugehörigen Daten<br />
und die Steuerung des weiteren Produktionsverlaufs gehöre zu<br />
den zentralen Aufgaben von MES, bestätigt auch Andreas Kirsch,<br />
Vorstand von Guardus Solutions aus Ulm. „Die so gesammelten Informationen<br />
stehen auch in Zukunft zentral in einem MES zur Verfügung<br />
– unabhängig davon, ob gewisse Produktionsabläufe in<br />
Form von verketteten, automatisierten Anlagen autonom durch-<br />
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