Develop³ Systems Engineering 01.2015
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MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
PLM-ANBIETER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />
Uwe Vogt, Vorstand Technik und Entwicklung, Aucotec<br />
„Agile Prozesse bieten klare Vorteile“<br />
Aucotec sieht sich eher als Anbieter eines interdisziplinären CAE-Autoren-Tools denn<br />
eines PLM-<strong>Systems</strong>. Die CAE-Funktionalität ist aber auf der Architektur eines PLM-<strong>Systems</strong><br />
abgebildet – und unterstützt auf diese Weise simultane Kooperationsmodelle.<br />
develop 3 : Wie definieren Sie den Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
und welche Rolle spielt dieser in Ihrer Unternehmens -<br />
strategie?<br />
Vogt: System(s) <strong>Engineering</strong> ist ein sehr allgemein gefasster Begriff<br />
für die Entwicklung komplexer Systeme. Komplexität bedeutet hier,<br />
dass einerseits unterschiedliche Detaillierungsgrade betrachtet werden<br />
– oft ist vom Top-Down-Approach die Rede –, in denen Teilsysteme<br />
zusammen entwickelt werden müssen. Andererseits werden<br />
unterschiedliche Disziplinen miteinander verbunden, um ein Gesamtsystem<br />
in seiner Funktionalität zu beschreiben und zu formen.<br />
Typischerweise gehören dazu Elektrik, Elektronik, Software und Mechanik.<br />
Teilsysteme und Disziplinen werden von verschiedenen Spezialisten<br />
bearbeitet. Die verteilt und parallel laufenden <strong>Engineering</strong>-<br />
Prozesse beeinflussen sich gegenseitig. Hier ist das Änderungsmanagement<br />
eine besondere Herausforderung.<br />
Die Strategie der Aucotec AG adressiert genau diese komplexen<br />
Anforderungen mit der offenen Plattform <strong>Engineering</strong> Base. Dabei<br />
verstehen wir unser System mehr als interdisziplinäres CAE-Autoren-Tool,<br />
weniger als PLM-System. Wir sind überzeugt, dass diese<br />
Anforderungen und Arbeitsweise in vielen weiteren Industriebereichen<br />
Einzug halten werden.<br />
develop 3 : PLM-Anbieter neigen natürlich dazu, <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
vorrangig über entsprechende IT-Tools zu ermöglichen.<br />
Entscheidender dürfte in einem ersten Schritt aber die<br />
methodische Herangehensweise sein. Ein Beispiel dafür ist etwa<br />
die Frage, wie flexibel der Entwicklungsprozess aufgestellt<br />
ist – Stichwort: Agile Softwareentwicklung versus? Vorgehen<br />
nach V-Modell. Würden Sie diese Aussage unterstreichen und<br />
welche Unterstützung können Sie an dieser Stelle anbieten?<br />
Vogt: Als Softwarehaus mit 30 Jahren Erfahrung im <strong>Engineering</strong><br />
komplexer Softwaresysteme setzen wir heute voll auf agile Prozesse<br />
– Stichwort „Scrum“. Die Anforderungen im <strong>Systems</strong> Enginee-<br />
Kontakt<br />
Aucotec AG<br />
Hannover<br />
Tel. +49 511/6103-0<br />
www.aucotec.com<br />
Details zu <strong>Engineering</strong> Base:<br />
http://t1p.de/a01b<br />
INFO<br />
ring sind, wie gesagt, ebenso wie die im Software-<strong>Engineering</strong> zunehmend<br />
geprägt von Komplexität, Dynamik, Flexibilität und Zeitdruck.<br />
Die zunehmende Digitalisierung bietet zudem die Möglichkeit<br />
früher Simulationen und virtuellen Prototypings im <strong>Engineering</strong>.<br />
Daher bieten agile Prozesse auch im <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> klare Vorteile<br />
gegenüber einem Vorgehen nach dem reinen V-Modell. Natürlich<br />
ist dies kein Dogma. Es gibt Ansätze, die Vorteile beider Varianten<br />
zu vereinen.<br />
Grundsätzlich sollte die Prozess-Definition von den Anforderungen<br />
und Gegebenheiten im Unternehmen geprägt sein und nicht<br />
von den Möglichkeiten der eingesetzten Software. Daher setzen wir<br />
mit <strong>Engineering</strong> Base in allen Bereichen auf absolute Offenheit und<br />
verfolgen den Anspruch, die Prozesse unserer Kunden flexibel abbilden<br />
zu können. Voraussetzung für diese Flexibilität ist der Daten-getriebene<br />
und Modell-basierte Ansatz unserer Plattform. Wir haben<br />
dazu CAE-Funktionalität auf der Architektur eines PLM-<strong>Systems</strong> abgebildet<br />
und unterstützen so simultane Kooperationsmodelle.<br />
develop 3 : Blickt man konkreter auf die in Frage kommenden IT-<br />
Tools, stellt sich schnell die Frage, ob sich alle Aspekte des zu<br />
entwerfenden Produkts innerhalb einer umfassenden PLM-Lösung<br />
abbilden lassen oder ob eher ein sogenannter föderativer<br />
Ansatz sinnvoll ist – sprich das Zulassen mehrerer aufgabenspezifischer<br />
Tools (auch verschiedener Hersteller!) und die<br />
übergeordnete Zusammenführung in einer Art Verwaltungstool.<br />
Welchen der beiden Ansätze bevorzugen Sie?<br />
Vogt: Die klassischen Funktionen von PLM-Systemen sind das Verwalten<br />
von Datenständen, die mit verschiedenen Autorensystemen<br />
erstellt wurden, das Halten beziehungsweise Erzeugen dieser Stände<br />
in Versionen sowie das Ablegen der Dokumente als Revisionen.<br />
PLM-Systeme kennen in der Regel keinen sehr tiefen Detaillierungsgrad<br />
– weder von verwalteten Daten noch von komplexen Abhängigkeiten.<br />
Sie analysieren im Wesentlichen Meta-Daten und bilden<br />
eine Produktstruktur ab. Das dient primär der Datenorganisation<br />
und liefert weniger einen inhaltlichen Beitrag zum <strong>Engineering</strong>.<br />
Wir sind der Überzeugung, dass das über Jahrzehnte erworbene<br />
Know-how, das in den zahlreichen Autorensystemen der verschiedenen<br />
<strong>Engineering</strong>-Disziplinen steckt, sich nicht durch Neuimplementierungen<br />
in umfassenden PLM-Systemen abdecken lässt. So<br />
glauben wir auch mittel- und langfristig an den föderalen Ansatz.<br />
Aufgrund der momentanen Konsolidierung der Werkzeuge und Anbieter<br />
werden sich Autoren-Systeme durchsetzen, die komplexe, simultane<br />
<strong>Engineering</strong>-Prozesse unterstützen und sich gleichzeitig<br />
auf Basis ihrer offenen und flexiblen Strukturen optimal mit übergeordneten<br />
PLM-Systemen verbinden lassen.<br />
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