JB_2018
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Botschaften, die zur Entdiskriminierung und Entstigmatisierung<br />
von Menschen mit HIV und AIDS beitragen<br />
sollen, ist nach wie vor geboten. Denn nur so können<br />
wir Ängste abbauen und zu einem entspannteren Umgang<br />
miteinander kommen.<br />
Aber nicht nur nach unserem Eindruck sind diese Botschaften<br />
immer noch schwer zu „verkaufen“, stoßen<br />
wir immer noch häufig auf Unglauben, Gleichgültigkeit<br />
oder Ablehnung, wenn es um die Annahme der Wahrheiten<br />
geht. Und unsere langjährigen Erfahrungen aus<br />
der präventiven Arbeit lehren eben auch, dass Erfolge<br />
in der Medizin immer auch die Prävention latent gefährden,<br />
weil sie Entwarnungsphantasien und Sorglosigkeit<br />
hervorrufen können. Dennoch werden wir nicht<br />
nachlassen, betrachten diese Arbeit als „positive“ Herausforderung<br />
– wissend, dass es sich lohnt und dass<br />
in Deutschland durchaus schon viel erreicht wurde, wir<br />
aber noch lange nicht am Ziel unserer Wünsche sind.<br />
Der im Jahre <strong>2018</strong> anhaltend zu verzeichnende Rechtsruck<br />
in der Gesellschaft, das scheinbar gesellschaftsfähig<br />
werdende Verbreiten von „alternativen Faktenlagen“,<br />
gefühlten und nicht hinterfragten Wahrheiten im<br />
„post-faktischen Zeitalter“ oder „fake news“ meist in<br />
populistischen Formen vorgetragen, macht die Arbeit<br />
nicht leichter. Dies gefährdet generell die „Akzeptanz<br />
von Lebensweisen“, das respektvolle Miteinander und<br />
den gesellschaftlichen Frieden – und befördert in immer<br />
gleichen Mustern die „Suche nach Minderheiten,<br />
die sich als Sündenböcke“ eignen.<br />
HIV- / AIDS-und STI- Prävention bleibt Herausforderung<br />
„Aufklärung, Information und Prävention statt Repression<br />
ist seit nunmehr (über) 30 Jahren der Leitgedanke<br />
der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen.<br />
Seitdem sehen sich das Land Nordrhein-Westfalen, die<br />
Kommunen und die freien Träger in der Verantwortung,<br />
die weitere Verbreitung von HIV-Infektionen (…) zu minimieren,<br />
HIV-Infizierte und an AIDS erkrankte Menschen<br />
zu unterstützen und sie vor Ausgrenzung und<br />
Diskriminierung zu bewahren.<br />
Diese grundsätzliche Ausrichtung war und ist die Basis<br />
des großen Erfolges der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen<br />
und hat deshalb auch heute noch Bestand.<br />
Dabei haben sich als besondere Qualitätsmerkmale<br />
das Zusammenspiel staatlicher, kommunaler und<br />
nichtstaatlicher Akteurinnen und Akteure, die Orientierung<br />
der Angebote an der Lebenswirklichkeit der Betroffenen<br />
und die Einbeziehung der Menschen, die von<br />
HIV und AIDS bedroht oder betroffen sind, bewährt.<br />
Diese Qualitätsmerkmale sind auch für die zukünftige<br />
Entwicklung und Umsetzung der Präventionskonzepte<br />
unverzichtbar.<br />
Einem Wandel unterworfen sind jedoch die Rahmenbedingungen<br />
der Prävention in sehr unterschiedlichen<br />
Feldern: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die<br />
Übertragbarkeit des HI-Virus werden immer detaillierter.<br />
Die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen der<br />
HIV-Prävention verändern sich. Das Internet bietet<br />
neue Möglichkeiten der Information und Beratung. Die<br />
Lebenserwartung von Menschen mit HIV nimmt zu.<br />
Die Präventionsbotschaften und die Methoden der Vermittlung<br />
an die Zielgruppen müssen sich diesem Wandel<br />
anpassen. Deshalb bleibt die HIV/AIDS-Prävention<br />
auch in Zukunft eine Herausforderung.“<br />
(Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation,<br />
Pflege und Alter des Landes NRW bis Mai 2017,<br />
Vorwort zum Landeskonzept „Weiterentwicklung der<br />
HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen“, Düsseldorf<br />
2013, S. 5 f)<br />
Einem Wandel unterworfen sind in der Tat die Rahmenbedingungen<br />
der Prävention. Diese Erkenntnis<br />
trifft trotz – auch im Berichtsjahr - massiver wissenschaftlicher<br />
Untermauerung durch verschiedene Fachgesellschaften<br />
und Organe leider auch auf andere Felder<br />
immer mehr zu. Der Kampf um die finanziellen<br />
und personellen Ressourcen zur Erfüllung der Anforderungen<br />
an die Träger der Aufgabe der strukturellen<br />
HIV-Prävention wird immer schwieriger (s. 1.). Und<br />
dieser Kampf bindet wiederum wichtige Ressourcen.<br />
Wir haben schon viel erreicht und der Leitgedanke der<br />
Präventionsarbeit hat sich in Deutschland eindeutig bewährt,<br />
denn bezogen auf HIV gilt in den allermeisten<br />
denkbaren Lebenssituationen nach wie vor, dass jeder<br />
vernunftbegabte Mensch sich selbst und andere davor<br />
schützen kann, wenn er über die notwendigen Informationen,<br />
Fähigkeiten und Mittel verfügt und seine Verhältnisse,<br />
in denen er lebt, keine Hindernisse bieten.<br />
Der darauf aufbauende Ansatz der „strukturellen HIV-/<br />
AIDS-Prävention“ war und ist in Deutschland die Basis<br />
für einen großen Erfolg, den die beteiligten Akteure<br />
fortschreiben wollen und müssen. Das Ziel bleibt, die<br />
Zahl der Neuinfektionen auf niedrigem Niveau zu halten<br />
und nachhaltig zu minimieren und das Stigma von<br />
Menschen mit HIV zu nehmen, damit es uns gelingen<br />
kann, die Testbereitschaft von Menschen zu erhöhen,<br />
die Zahl der sog. „late presenter“ (Spätdiagnosen)<br />
deutlich zu verringern und die Errungenschaften der<br />
medizinischen Behandelbarkeiten auch anwenden zu<br />
können.<br />
Das Ziel hat seit dem letzten Jahr quasi einen neuen<br />
Namen: „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“<br />
Information und Aufklärung zielgruppenadäquat und<br />
seriös zu transportieren, ist die zentrale Aufgabe der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />
Wesel.<br />
Diese Aufgabe umzusetzen, wird nicht leichter angesichts<br />
der langen Zeit, in der es darum geht, das The-<br />
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