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Gesellschaft<br />

Biografiearbeit<br />

– das Lebensbuch in der Altenpflege<br />

Während der sehr umfangreichen Ausbildung in der<br />

Altenpflege gibt es ein großes Thema, das sich<br />

wie ein roter Faden durch die ganzen drei Jahre<br />

der Ausbildung zieht und auch später im Pflegeberuf immer<br />

relevant sein wird. Es ist das Thema Biografiearbeit.<br />

Was ist mit Biografie gemeint? Hubert Klingenberger<br />

sagt dazu, dass die Biografie ein Produkt unserer sozialen<br />

Herkunft, unseres Geschlechts, unserer Zugehörigkeit zu<br />

Ethnien und der historischen Zeit, unverwechselbar und<br />

einzigartig ist. 1)<br />

Biografiearbeit hat im Laufe der Zeit unterschiedliche<br />

Entwicklungen durchlaufen. Nach dem zweiten Weltkrieg<br />

verstand man Erinnerungsarbeit vorrangig politisch, die<br />

Menschen wurden als „Kollektives Gedächtnis“ der Gesellschaft<br />

gesehen.<br />

Immer<br />

mehr Menschen<br />

begannen,<br />

sich<br />

historisch zu<br />

interessieren. 2<br />

Wenn wir<br />

uns weiter mit<br />

der Geschichte<br />

der Biografiearbeit<br />

beschäftigen,<br />

dann können<br />

wir feststellen,<br />

dass das<br />

geführte Erinnern und Erzählen und auch das Arbeiten mit<br />

der eigenen Biografie parallel zur Alternsforschung entstand,<br />

die in den 1970er Jahren von den Wissenschaftlern in<br />

den Fokus genommen wurde. 2) Biografisches Arbeiten kann<br />

bedeuten, dass sich jeder mit seiner eigenen Biografie beschäftigt.<br />

Im Unterricht werden in diesem Zusammenhang<br />

die verschiedensten Methoden angewandt, damit die Schüler<br />

auch ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, jemandem<br />

Fremden über sein eigenes ganz privates Erleben etwas zu<br />

erzählen. Lustige Erlebnisse und auch schöne Dinge lassen<br />

sich leicht erzählen, aber wie ist es mit den Dingen, die nicht<br />

so schön waren, die aber auch unser Leben begleitet haben.<br />

Soll man darüber sprechen? Die Erlebnisse, die vielleicht<br />

meine Lebenskurve nach unten ziehen, auch die haben mich<br />

geprägt und zu dem gemacht, der ich bin. Alles ist Teil meiner<br />

Biografie und macht mein Leben heute aus. Die Schüler<br />

durchlaufen die Rolle des Erzählers und auch des Zuhörers,<br />

beides ist eine spannende Angelegenheit. Manchmal erfährt<br />

man Parallelen zum eigenen Leben und sieht, dass auch andere<br />

schwere Zeiten erlebt haben.<br />

Ein ganz besonderes<br />

Projekt der Schüler<br />

sind die Lebensbücher.<br />

Um einen Menschen<br />

zu verstehen,<br />

muss man ihm zuhören<br />

und ihn kennen<br />

lernen. Ansonsten<br />

können Verhaltensweisen<br />

falsch gedeutet<br />

werden und Missverständnisse<br />

entstehen.<br />

Umso wichtiger ist es,<br />

neben der täglichen<br />

Pflege und Betreuung in einer Pflegeeinrichtung, sich<br />

immer wieder der Biografie des Bewohners zu widmen.<br />

Denn die Erinnerungen an vergangene Zeiten, die sich entwickelten<br />

Vorstellungen über längst vergessene Bilder und<br />

Sinneseindrücke wirken belebend und aktivierend. 3)<br />

Ein Lebensbuch wird in diesem Falle mit einem Senior<br />

oder einer Seniorin erstellt, dir ihre Zustimmung zu diesem<br />

Projekt gegeben haben. Die alten Menschen erzählen<br />

aus ihrem Leben. Die Altenpflegeschüler hören zu und<br />

stellen hin und wieder Fragen. Aufgabe der Schüler ist es,<br />

das Leben der Senioren in kreativer und auch schriftlicher<br />

Form einzufangen. Das Lebensbuch enthält Zeichnungen,<br />

z. B. ein Situationsportrait, Fotos, Bilder, Postkarten und<br />

evtl. Urkunden aus dem Leben des alten Menschen.<br />

Es beginnt zumeist mit den Erzählungen über die Kindheit,<br />

über das Elternhaus und auch die Geschwister. Weiter über<br />

das Schulleben, Spielzeug, das man hatte oder sich wünschte,<br />

die Erlebnisse zu Kriegszeiten, wie sie das Leben prägten,<br />

Ausbildung und alles was damit verbunden war. Höhen und<br />

Tiefen des Lebens werden aufgezeichnet, wenn es der alte<br />

Mensch wünscht. Will<br />

er etwas nicht erwähnt<br />

wissen, bleibt es raus.<br />

Dann kommt oftmals<br />

die Familiengründung,<br />

der Beruf, die Hobbies,<br />

die Kinder und später<br />

Enkelkinder und auch<br />

Reisen, die man machen<br />

konnte.<br />

Die Schüler führen intensive Gespräche, die ihnen selbst<br />

manchmal an die Nieren gehen und sind erstaunt, was der<br />

Mensch alles aushalten kann, was man erleben kann. Sie<br />

lachen mit den Senioren, sie weinen mit den Senioren.<br />

Durch die Bank berichten die Schüler, dass sie anfangs<br />

unsicher waren, so intime Fragen zu stellen. Wie reagiert<br />

der alte Mensch auf meine Fragen, wird er mir überhaupt<br />

antworten, darf ich diese Fragen stellen oder wird er mir<br />

böse sein?<br />

Nach<br />

dem ersten<br />

Gespräch,<br />

Anzeigentext<br />

wenn die<br />

Schüler<br />

das Projekt<br />

vorgestellt<br />

haben und<br />

auch die<br />

ersten Fra-<br />

gen bzw. Erzählungen stattgefunden haben, lässt die Anspannung<br />

nach. Sie freuen sich auf die nächste Begegnung,<br />

denn dann geht es weiter mit den Erzählungen. Die Altenpflegeschüler<br />

erleben den alten Menschen, den sie ansonsten<br />

ja immer pflegen von einer anderen Seite. Sie erfahren,<br />

dass er ein Mensch mit Familie, Hobbies, mit Beruf und<br />

mit ganz vielen Erlebnissen ist. Sie lernen einen anderen<br />

Menschen kennen, aber auch das Leben zu einer ganz anderen<br />

Zeit.<br />

Sie finden Erklärungen, warum jemand immerzu traurig<br />

ist, warum er sich in manchen Situationen eigenartig verhält,<br />

Dinge nicht leiden kann oder ganz besonders mag und<br />

können ihn besser verstehen. Dies führt zum Verständnis für<br />

Verhaltensweisen und erleichtert den Umgang mit dem Menschen<br />

in der Pflege und Betreuung sehr. Schüler und Senior<br />

haben eine ganz andere Basis für Gespräche gefunden.<br />

Mithilfe des Lebensbuchs können Angehörige und alte<br />

Menschen immer wieder eine Verbindung zur eigenen Geschichte<br />

herstellen. Das gemeinsame Anschauen des Lebensbuchs<br />

kann zu einer guten Möglichkeit für die Weiterführung<br />

der Kommunikation in der Familie oder mit dem<br />

Pflegepersonal werden, denn das Lebensbuch geht in den<br />

Studie: CAPI015A2201J / GENERATION-1 Besitz des alten Menschen über.<br />

Zentrum: ZNS Siegen, Herr Eugen Schlegel<br />

Größe: 186 mm x 130 mm hoch / 2-spaltig, farbig (1/2 Seite, U2, Durchblick Siegen)<br />

Text und Fotos: Bernadette v. Plettenberg,<br />

Fachtherapeutin für Hirnleistungstraining,<br />

Gedächtnistrainerin<br />

1) Vgl. Klingenberger Hubert Lebensmutig Vergangenes Erinnern, Gegenwärtiges entdecken,<br />

Künftiges entwerfen, Don Bosco Verlag 2003, S. 19. 2) Gedächtnistraining mit biografischen<br />

Elementen Theoriemappe BVGT e.V. 3) Praxismappe Modelle und Projekte Gedächtnistraining<br />

mit biografischen Elementen<br />

Alzheimer Präventionsstudie der Firma Novartis<br />

Wollen Sie daran teilnehmen?<br />

Wir führen eine klinische Studie zur Prävention von Alzheimer durch. Im Rahmen der Studie soll die<br />

Verträglichkeit und Wirksamkeit von zwei noch nicht zugelassenen Wirkstoffen gegenüber Placebo in<br />

der Vorbeugung von Alzheimer bei Personen mit erhöhtem Alzheimer Risiko erforscht werden.<br />

‣ Teilnehmen können gesunde Frauen und Männer, zwischen 65 und 75 Jahren.<br />

‣ Sie haben keine Gedächtnisprobleme?<br />

‣ Sie haben Verwandte, die an Alzheimer leiden?<br />

‣ Sie sind bereit, einen Gentest durchführen zu lassen, um zu erfahren,<br />

ob Sie ein erhöhtes Risiko für Alzheimer haben?<br />

Die Entscheidung, ob Sie für diese Studie geeignet sind, trifft der Prüfarzt.<br />

Wenn Sie an einer Teilnahme interessiert sind, dann melden Sie sich bei uns!<br />

Weitere Infos: ZNS Siegen Tel.: 02 71 - 31 39 37 10<br />

Weidenauer Str. 84 Fax: 02 71 - 31 39 37 37<br />

57076 Siegen E-Mail: info@zns-siegen.de<br />

Weitere Informationen im Internet unter www.generation.novartis.de<br />

Diese Untersuchung ist den zuständigen Behörden angezeigt. Novartis ist Sponsor der Studie.<br />

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