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Portrait<br />

Dietrich Hoof-Greve<br />

Portrait<br />

Karin Puck<br />

Jahrgang: 1961, geboren in Oberfischbach, Beruf:<br />

(Studium der Theologie in Marburg und Heidelberg)<br />

Pfarrer und Leiter der Telefonseelsorge Siegen.<br />

Ein Osterei kullert über den Teppich und schon ist das Ei<br />

in seiner Faust wie von Zauberhand verschwunden, das<br />

wir vorher noch gut gesehen hatten. Kurz nach der Begrüßung<br />

führt uns Dietrich Hooof-Greve seinen Eiertrick vor.<br />

So lernen wir Dietrich Hoof-Greve erst als Bühnen- und<br />

Zauberkünstler kennen, dann als Pastor und Seelsorger. Er<br />

trennt strikt die pastorale Tätigkeit und die als Kleinkünstler.<br />

Trennt Kunst und Wort.<br />

Viele Jahre war Hoof-Greve, der immer dicht an den Menschen<br />

sein will, Krankenhaus-Seelsorger, später mehr in der Familienberatung<br />

tätig, dann Studierenden-Pfarrer in Siegen. Erst<br />

spät hat der Seelsorger seinen Traumjob bekommen als Leiter<br />

der Telefonseelsorge in Siegen. Dies ist eine ökumenische Einrichtung,<br />

die allen Menschen in innerer Not hilft. Pro Jahr kommen<br />

da über 7400 echte Gespräche zusammen, die er mit einem<br />

Team von - meist ehrenamtlichen - 100 Mitarbeiter*innen<br />

bestreitet. Den Aktiven am Krisentelefon wird viel abverlangt,<br />

oft geht es um Einsamkeit, psychische Krisen und auch um<br />

Lebensmüdigkeit. Er betont, dass absolute Anonymität in der<br />

Telefonseelsorge gewahrt bleiben muss. Die Gesprächspartner<br />

bekommen Gehör, Aufmerksamkeit und Zuwendung. Heute<br />

ist er froh, dass wir beide vom durchblick ihm einmal zuhören,<br />

denn sonst muss er seinem Gegenüber immer konzentriert<br />

Gehör und Aufmerksamkeit schenken. Auf seinen „Kollegen“<br />

Domian angesprochen, der vielen aus dem Radio und TV bekannt<br />

ist, geht er nicht weiter ein: „viel zu reißerisch“. So wundert<br />

es nicht, dass neue Mitarbeiter*innen erst nach eineinhalb<br />

Jahren Ausbildungszeit aktiv werden können. Später gibt es<br />

immer Fortbildungen und Gruppengespräche, um schwierige<br />

Erfahrungen im Dienst zu verarbeiten und sich Rat zu holen.<br />

Nachwuchs wird gerne genommen. Für viele ist der Eintritt in<br />

den Ruhestand der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen.<br />

Die Telefonseelsorge wurde um 1950 in London gestartet<br />

und wurde eine absolute Erfolgsgeschichte.<br />

Wir kommen noch einmal auf die lustige Seite des Dietrich<br />

Hoof-Greve zu sprechen. Schon als Kind war er von der<br />

Bühne fasziniert. Bis er als junger Mann in Jerusalem einen<br />

Zauberkünstler kennen lernte, der ihn „anfixte“ und er nun<br />

selber die Zauberkunst lernte. Später nahm seine Karriere als<br />

Kleinkünstler volle Fahrt auf. In den besten Jahren brachte er<br />

es auf 60 – 70 Auftritte pro Jahr in ganz Deutschland. Nun<br />

musste er sich entscheiden zwischen seiner pastoralen- oder<br />

Bühnentätigkeit. Wobei er sich für die Seelsorge entschied.<br />

Siegener Kinder im Krankenhaus werden sich aber lebenslang<br />

mit leuchtenden Augen an die heiteren Momente mit<br />

dem Krankenhausclown erinnern, wenn Dietrich Hoof-Greve<br />

mit seinem Zauberkoffer für Ablenkung und Lachen sorgte.<br />

Entspannung findet Hoof-Greve bei seiner Familie: vor<br />

allem beim Fahrradfahren. Sein Hobby ist Kochen. Er experimentiert<br />

immer noch mit seinem Lieblingsgericht Pizza – seit<br />

Jahren auf der Suche nach dem perfekten Teigrezept.<br />

Bei der Sendung mit der Maus wollte sie als Jugendliche<br />

immer mitmachen: viel rausfinden, ausprobieren<br />

und vermitteln. So ist Karin Puck nach einem Studium<br />

fürs Lehramt, später der Kunst und anderen Stationen<br />

als Mitarbeiterin im Museum für Gegenwartskunst (MGK)<br />

2007 in Siegen gelandet. Ende Juni geht sie in den Ruhestand<br />

und plant schon für die „paradiesische Zeit“, die sie<br />

sich dann selber einteilen kann. Mit neuen Perspektiven und<br />

alten Träumen kann sie jetzt jonglieren. Geplant ist keine<br />

Kreuzfahrt wie bei anderen, sondern das erste Projekt ist<br />

der Umzug wieder in die alte Heimat nach Norddeutschland,<br />

nach Bremen. Dort will sie wieder Fuß fassen, mit ihrer<br />

Familie, Geschwistern und Neffen zusammen sein. Auch<br />

die alten Freundschaften sollen wieder aktiviert werden und<br />

neue Kontakte werden sich ja auch ergeben.<br />

Wir führen unser Gespräch in der Bibliothek des MGK<br />

mit Karin Puck – eine zierliche, sehr kommunikative und<br />

aufgeschlossene Frau. Sie träumt auch wieder davon, selbst<br />

kreativ zu sein und Kunst zu machen. Frei nach einem Ausstellungsmotto<br />

„Was tun mit Bildern“. Bei Ihr steht erst<br />

einmal die Sichtung alter Fotos auf dem Programm, Familienbilder<br />

und Urlaubsfotos aus den 50er und 60er Jahren.<br />

Sie plant, ihre Biografie als künstlerische Arbeit in einem<br />

Fotobuch zu verarbeiten. In ihrer Familie gilt sie bis heute<br />

als „schräge“ Tante, die immer ein bisschen aus dem bürgerlichen<br />

Rahmen fällt.<br />

In Bremen wartet auch schon eine Gartenparzelle auf<br />

sie. Gärtnern steht jetzt auf dem Programm, nun aber richtig.<br />

Karin Puck hat schon einen Kurs zum Obstbaumschnitt<br />

besucht und beschäftigt sich mit Wildkräutern. Außerdem<br />

plant sie, wieder richtig Nähen zu lernen, ihre alte Maschine<br />

steht schon viel zu lange in der Ecke. Ideen hat sie auch<br />

schon. Außerdem will sie weiter Sport treiben. Walken, Pilates,<br />

Yoga. Stillsitzen ist nicht ihr Ding. Fahrradfahren sowieso.<br />

Auch in Siegen ist die autolose Karin Puck meistens<br />

mit dem Rad unterwegs. „E-Bikes sind etwas für Weicheiner“,<br />

so ihr Statement.<br />

In den nächsten Wochen muss sie noch langsam ihr Büro<br />

im Museum räumen und ihren Nachfolger einarbeiten.<br />

Auf meine Frage nach ihrem Lieblingskünstler im MGK<br />

nennt sie spontan den englischen Maler Lucian Freud. Privat<br />

liebt sie die eher figürliche Malerei und ist von Freuds Werken<br />

tief beeindruckt. Vom Farbauftrag und der Materialität.<br />

Sie spricht von „gemalter Philosophie“. Der private und der<br />

berufliche Blick könne sehr unterschiedlich sein.<br />

Ihren Beruf wird sie aber auch nicht so ganz an den Nagel<br />

hängen. Geplant ist, dass sie in der Bremer Kunsthalle,<br />

die Kunst vom frühen Mittelalter bis zur Moderne ausstellt,<br />

Führungen machen wird. Auch das nicht so weit entfernte<br />

Hamburg wird Karin Puck intensiv erkunden.<br />

Text: Tessie Reeh, Fotos: Rita Petri<br />

Jahrgang: 1953, geboren in Oldenburg (Holstein), seit<br />

2007 in Siegen, Beruf: Leiterin für Kunstvermittlung<br />

und Marketing im Museum für Gegenwartskunst Siegen.<br />

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