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Eine 500-jährige Verbindung<br />

Schloss Junkernhees und die Laurentius-Kirche in Ferndorf<br />

Die um 1250 erbaute Laurentius-Kirche in Ferndorf.<br />

In vier Jahren kann Schloss Junkernhees sein 500jähriges<br />

Jubliäum feiern. Damals, 1523, existierte die Kirche von<br />

Ferndorf bereits ca. 375 Jahre. Deren Erbauung soll um<br />

1250 erfolgt sein. Namensgeber ist der heilige Laurentius,<br />

der im Jahr 258 in Rom zu Tode gefoltert wurde und seitdem<br />

als Märtyrer verehrt wird. Die urkundliche Ersterwähnung<br />

erfährt diese Kirche in dem Vertrag vom 07.12.1339, in dem<br />

Historisches<br />

Foto: Alexander Kiß<br />

die Ritter von Kolbe zu Wilnsdorf auf ihre Patronatsrechte<br />

zu Gunsten des Grafen Heinrich von Nassau verzichten (1) .<br />

Nur drei Jahrzehnte später, in 1372, wird von der Erbauung<br />

einer Burg im Heestal berichtet, dort, wo der Hees-<br />

Bach und das Osthelde-Gewässer zusammenfließen. Die<br />

Bauherren waren Lehnsnehmer der Grafen von Nassau,<br />

die als Regenten der Teilgrafschaft Dillenburg/Siegen bekannt<br />

sind (2) . Diese Stammburg der Ritter von der Hees<br />

erhielt im Jahr 1513 bei einer Erbteilung Philipp II v. d.<br />

Hees. Sein jüngerer Bruder Adam bekam ein Grundstück<br />

zugeteilt, auf dem er in den Jahren 1513/1523 für sich eine<br />

Burg errichtete, die fortan „Oberhaus“ genannt wurde (3) .<br />

Über 100 Jahre später verstarb der letzte männliche<br />

Nachkomme des Adam v. d. Hees, Johann Stephan. Seine<br />

Tochter Anna Margaretha Lukretia erbte das „Oberhaus“ und<br />

heiratete um 1650 den Adeligen Heinrich von Syberg. Deren<br />

Sohn, Junker Dietrich Wilhelm, erweiterte die Burg im Jahr<br />

1698 maßgeblich und ließ dieselbe mit einem dreigeschossigen<br />

Fachwerkanbau versehen, der künftig den Charakter als<br />

Schloss prägte. Aus der Burg des Junkers Dietrich Wilhelm<br />

wurde bis heute Schloss Junkernhees. Die Jahreszahl 1698<br />

ist im Spitzgiebel des Fachwerkhauses weithin sichtbar.<br />

Die etwas tiefer gelegene Stammburg wurde 1808 wegen<br />

Baufälligkeit abgebrochen (4) . Bei dem bis vor einigen<br />

Jahren als Schlosshotel genutzten Gebäude handelt es sich<br />

demzufolge um das ehemalige „Oberhaus“.<br />

Den Adeligen beider Häuser war in der Ferndorfer Kirche<br />

das Recht der Bestattung eingeräumt worden (5) . Ein<br />

derartiges Privileg stand auch den Geistlichen und deren<br />

Familienangehörigen zu. In Ausnahmefällen wurden auch<br />

besonders verdienstvolle Bürgerliche in der Kirche bestattet.<br />

Dies wird auch an den nachgewiesenen Beerdigungen<br />

deutlich, die in Siegens Martini-Kirche vollzogen wurden (6) .<br />

Viele Grabplatten bezeugen noch heute die Begräbnisse,<br />

die in der Kirche zu Ferndorf oder auf dem Friedhof an<br />

Ihr Partner fürs<br />

Wohnen und Bauen<br />

Jakob Scheiner 1865, Schloss Junkernhees.<br />

der Kirche stattgefunden haben. Bei den Rittern von der<br />

Hees und den Geistlichen an der Ferndorfer Kirche ist davon<br />

auszugehen, daß deren Grabstätten in der Kirche sind:<br />

Philipp II, gestorben 1546, Hausherr der Stammburg; Valentin<br />

(Velten), gestorben 1549, Sohn von Adam, der das<br />

„Oberhaus“ erbaute; Wilhelm Philipp Theodor von Syberg,<br />

gestorben 31.12.1742; Yosine Ida v. Syberg, Ehefrau von<br />

Wilhelm Philipp Theodor, gestorben 25.03.1735; Johanna<br />

von Lohe, Ehefrau des Ritters Johann von Lohe.<br />

Drei Pfarrer von Ferndorf und fünf weitere Personen<br />

sind namentlich auf Grabplatten vermerkt, die zum Teil<br />

in der Kirche oder an deren Außenmauern angebracht<br />

wurden (7) . Durch eine Verordnung der Nassauischen Landesregierung<br />

vom 28.06.1770 wurden Beerdigungen in<br />

Kirchen grundsätzlich verboten. So hat in der Netphener<br />

Martini-Kirche die letzte Beerdigung am 29.03.1748 stattgefunden.<br />

Es war die Ehefrau des Netphener Pfarrers Johann<br />

Eberhard Goebell.<br />

Das über die Grenzen des Siegerlandes bekannte Schloss<br />

Junkernhees verfügte über eine eigene Kapelle. Sie war, wie<br />

die Kirche von Ferndorf, dem heiligen Laurentius geweiht (8) .<br />

Über ihren Standort müssen weitere Nachforschungen angestellt<br />

werden.Schloß Junkernhees war in den vergangenen<br />

Jahrhunderten Gegenstand vieler Sagen, Gedichte und Romane.<br />

Darin verschmelzen Wahrheit und Wunschdenken in<br />

unterschiedlichster Weise. Als Beispiele werden „Harold der<br />

Zigeunerkönig“, „Adelheid von der Hees“ oder die versuchte<br />

Brandstiftung des berühmten „Schinderhannes“ genannt.<br />

Letzterer soll in einer stürmischen Oktobernacht des Jahres<br />

1801 versucht haben, die Burg anzuzünden (9) .<br />

Seit mehr als 2 Jahren wartet Schloß Junkernhees auf eine<br />

neue Herausforderung. Ein gemeinnütziger Verein trägt mit<br />

erheblichem Zeit- und Geldaufwand dazu bei, die Bausubstanz<br />

vor weiterem Verfall zu bewahren.<br />

Die Grabplatte des Ritters Valentin v. d. Hees kann in der<br />

Laurentius-Kirche, gegenüber der Kanzel, in Augenschein<br />

genommen werden. Sie zeigt einen Menschen, der, auf Gottes<br />

Barmherzigkeit vertrauend, der Auferstehung entgegen sieht.<br />

<br />

Heinz Stötzel<br />

Quellen- und Literaturverzeichnis: Patronatsurkunde: abgedruckt im Siegener Urkundenbuch,<br />

vom 07.12.1339: 1887, Nr. 229, Seiten 135/6. Krämer, Erhard: Kirche im Dorf, Verlag Wielandschmiede,<br />

1998, Seite 21. Irle, Dr. Lothar: Ferndorf, ein Siegerländer Dorfbuch, 1963, Seite<br />

337. Scholl, Gerhard: Unsere Junkernhees, 1974, Seite 13. Krämer, Erhard: wie 2, Seiten 20-24.<br />

Wappenteller über Die Jahreszahl 1523 wird dort als dem Eingangsportal von Fertigstellungsdatum<br />

ausgewiesen Junkernhees. Scholl, Gerhard: Von Burgen und Schlössern im Siegerland,<br />

Verlag Wielandschmiede, 1971, Seite 30. Krämer, Erhard: wie 2, Seite 22. Irle, Dr. Lothar: wie<br />

2, Seiten 377, 381. Menk/Weiß: 700 Jahre Martini-Kirche in Siegen, 2011, Seite 76. Krämer,<br />

Erhard: wie 2, Seiten 122 bis 13. Busch, Friedhelm: 475 Jahre Schloß Junkernhees, 1998,<br />

Seite 28. Wurmbach, Adolf: Siegerländer Sagen, 1967, Seiten 104-107.<br />

Foto: wikimedia commons<br />

Mundart von Bruno Steuber Littfeld<br />

Eh de Finger jeschneere<br />

Vör scharpem Werkzüch sall mr sech höre!<br />

Ech hadde mech körzlech moal wahne jeschneere,<br />

dt Blod schbratzde hoch, doch dr Dume blew dra,<br />

domm darf mr jo si, awwer Glögg moß mr ha.<br />

Ech ging no et Krankehus, leß mech doa nähje,<br />

on hoffde, min lewe Frou döa mech fläje ...<br />

Dä Jedanke wor god, schen mir rechdech jelunge,<br />

könn si, ech krej etz jeschmeerde Dunge<br />

bet Rürai, on Schenke, ech wor so vermesse,<br />

on doachde, se wüerd doch dt Bier net vergesse?<br />

Dat Deng mößde klabbe, ech doa ennerlech lache,<br />

denn bet einer Hand ka mr jo erschdmoal nix mache....<br />

Die Rechnung hadde ech oahne min Frou jemacht,<br />

se peff mir wat, on häd noch jelacht:<br />

Du wet mech befuddeln, on dat kanech net liere,<br />

ech wern doch et äjene Fleisch mech net schniere!<br />

Se meind ech söll bruche doch dr Verschdand,<br />

mr könn sech och helfe bet einer Hand,<br />

ech wör doch sösd ömmer so wahne schlau,<br />

so es se äwe, min lewe Frou.<br />

Wä›n Gauner es on verlangt solche Dinger,<br />

dä schnitt sech oft eh de äjene Finger,<br />

doch eh dr allergrüerßde Nourt,<br />

ka mr och läwe vam flüssije Brourt ...<br />

Et riemt sech – meisdens<br />

Et woll en Mah moal wat berechde,<br />

on meint, drbest wör e Jedechde.<br />

E Riemche dat kömmt ömmer ah,<br />

sofern mr Plattdütsch schriewe ka.<br />

Hä weiß, ob Liebe riemt sech Triebe,<br />

zor Nourt evenduell och Diebe,<br />

och dat de Farw vam Gras es grün,<br />

on dat e Holland Tulpen blühn.<br />

On während hä so braggeziert<br />

merkt hä wat ah däm Kunstwerk schdört:<br />

Bet Knubbeln schwätze, dat es Mest,<br />

wördst de doch lewer schdell jewäst.<br />

Sonn’ on Hut,<br />

Blome on Liebe,<br />

bet veel Glögg reicht dat us för’n Jedecht,<br />

wenn net, da schdoche em Kamin ech e Füerche,<br />

on mache e dommet Jesecht.<br />

Ech fung a ze rieme,dt Hern wor am qualme,<br />

on denkt ou, ech ha mech jedrout,<br />

doadröwer häd einer, et es net ze fasse,<br />

de Fläsche Bier mir jeklout ....<br />

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