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Dät lewe Veeh!<br />

Wie dr Padde am Morje ih dö Köche koam, frouwde<br />

ech ön glich, wärömm ohs Zäij so verröckt im<br />

Stahl römspröng on dobih och noch fürchderliche<br />

Stemme machde? Häh sähde doa: „Joa, Kend, dö Hippe<br />

moß nomm Bock.“ Det woar wadd ganz Neues fohr mich,<br />

doch böfohr ech noch frouwe konn, sähde dö Mamme: „On<br />

du bliewest heh, on käng Wort well ech meh hörn.“ Ech<br />

woßde awer, det dä Padde mir nix abschläh konn on wardete<br />

röhich ab. On rechdich, wie ech uss dr Schorl koam,<br />

neckde häh mir zo, guckde noa dr Mamme, die öh rechdich<br />

deckkobbich Gesechde machde, on do woßde ech, det ech<br />

betdurfde. Mir moßde noah Dreisbe weil ih ckemannshuse<br />

känn Zäijebock woar, det woar schur wahne witt zö laufe.<br />

Dr Padde on ech moßde dö ollerzommelichsde Klärer ahdoh,<br />

mir soawe us wie zwo Mäckeser, awer dofohr woar dö<br />

Zäij bletzeblank göbotzt. No geng ät loss! Dr Padde kräij<br />

det gäcke Dier kumm uss däm Stahl ob dä Stroße, on noa<br />

nör Äcke blew ät stoah, geng känn Schrett meh wierer. Mir<br />

moßde ömdräh on doa eh Rechdung Stahl rannde ät loss,<br />

Padde on ech hennerher. Wat itzt doh? Dr Padde koam awer<br />

schur bem Handwähnche öm dö Äcke. Ön Nochber koam<br />

on holf, zo zweijd wuhr dö Hippe ob det Wähnche gehorwe,<br />

fäßde gebonne on ab geng ät noa Dreisbe. Mir koame<br />

ändlich ih dr rechdije Stroaße ah, awer det et doah so stonk,<br />

woßde ech net, ät woar kumm zum Ushahle, mr kräij bahl<br />

kenn Loft. Dr Zäijebockshalder on dr Padde broachde dö<br />

Zäij ih ön Stahl, ech hennerher. Öwer nör holwe Dühr guckde<br />

da öh Ohdier noa ohs, ech kräij ät doch bet dr Ongst zö<br />

doh, so schrecklich soaw det uss, große Hörner, ön ganz<br />

lange Bard on ganz welle Ouwe hadde ät. Noa demm soll<br />

Eh de Dolomide<br />

Voor einiger Zitt woarne mir, wie schoa seid veele<br />

Joahrn, och däsmoah werrer bät zor Schie-Freizeit eh de<br />

scheene Dolomide va Südtirol. Oas Grubbe bestonn zo<br />

ca. 80 % uss Rendnerinne onn Rendner. Wie emmer, hadde<br />

mir oach deäsmoal veel Spass zesahme. So saoße mir<br />

da eines Morjens am Kaffeedesch onn hadde grad gebäd,<br />

als enn anner Gast vam Noachberdesch ganz intressiert<br />

froawde: „Was sind Sie denn für eine Gruppe?“ Hä gräj<br />

zor Antwort: „Wir sind vom Siegerländer CVJM“. Jetzd<br />

mähnde hä: „Das habe ich noch nicht gehört, was bedeutet<br />

das denn?“ Oas Antwort woahr: „Das heißt Christlicher<br />

Verein Junger Menschen.“ Doa guckde dä Mah sich total<br />

baff onn ewerrascht e d`r Runde bäd dä ewerwiejend wisse<br />

Rentnerkäbbe emm onn sähde noa kurzer Zitt: „Da müssen<br />

Sie sich aber bestimmt schon einige Jahrzehnte kennen!“<br />

Dä Spaas, dä mir da hadde, ka mer sich joa good foarställn.<br />

Marlies Rademacher, Eisern<br />

Mundart<br />

Foto wikipedia commons<br />

Foto wikipedia commons<br />

ohs arme Zäij? Wahrhafdich, sie wuhr ih dä Stahl gödoah,<br />

hadde och känn Ongsde, dabbelde hin on her. Dä Zäijebock<br />

leef ömm sö römm. Ob eimoh sprong häh och noch obsöh!<br />

Dät hehl ech net meh us, feng hart ah zö Krische on bröllde<br />

loß: „Padde, dä machd ohs Zäij dohrd, horl sö hurdich<br />

russ!“ Dr Padde sähde, ech söll rööch sinn, dät wöhr schur<br />

so rechdich. On doa woar och schur olles vorbih. Dö Zäij<br />

wuhr rusgehorlt, on oh Wonner, sie woar werre wie ömmer,<br />

rööch on zöfrere, leef näwerm Padde her, als wöhr nix göwäse.<br />

Noa oll där Obräjung durfde ech itzet bim Heimwech<br />

ob dämm Wähnche setze. Döheim ahkomme, geng ät glich<br />

ih dö Wäschköche ih dö Zenkwanne. Ech glauwe, det ech<br />

noch dajelang göstonke hah. Rita Stötzel, Eschenbach<br />

Heute ist so ein schöner Tag, gerade geschaffen für<br />

einen Waldspaziergang. Das ist nun einmal eine<br />

große Freude, dass ich das in meinem hohen Alter<br />

noch immer kann. Mutter erzählte, dass sie mich nur<br />

im Wald finden konnte, wenn ich mal wieder weggelaufen<br />

war. Meine Sorgen und Nöte, ob groß oder klein, brachte<br />

ich unter einen Baum, schaute in den Wipfel und wusste,<br />

es wird alles wieder gut. Ihr müsst einmal einen Baum umarmen<br />

und horchen; er hat euch viel zu sagen. Diese Liebe<br />

zum Wald wusste Mutter zu nutzen. Vom Frühjahr bis zum<br />

Herbst gab er doch so viel Nahrung für unsere große Familie.<br />

Wie sehr habe ich nach dem langen Winter gewartet,<br />

bis Mutter das Stichwort: „Die Erdbeeren sind reif!“, sagte.<br />

Nach der Schule ging´s dann, mit einem Körbchen in der<br />

Hand, an die bekannten Stellen, um die süßen, roten Früchtchen<br />

zu pflücken, abends gab´s sie dann mit Vanillepudding.<br />

Welch ein Gedicht! Brombeeren pflücken war schon etwas<br />

schwieriger, sie pieksten uns sehr, trotzdem, Kanne für Kanne<br />

schleppten wir nach Hause. Mutter stand natürlich wieder<br />

am Herd, kochte und machte wunderbaren Gelee. In Scharen<br />

gingen die Dorfbewohner in den Wald, um die leckeren<br />

blauen Waldbeeren zu sammeln. Aus ihnen machte Mutter<br />

nicht nur Gelee, sondern auch Saft, Pfannkuchen und Hefekuchen<br />

mit Waldbeeren waren etwas ganz besonderes. Im<br />

Herbst reiften die Holunderbeeren, welche meist sehr hoch<br />

hingen, so dass der Padde mit uns ging. Große Waschkörbe<br />

voll schleppten wir wieder zu Mutter. Aus diesen Beeren<br />

kochte sie Gelee und Saft, alles kam in den Keller, könnt ihr<br />

euch vorstellen, wie voll die Regale jetzt schon waren?<br />

Unterhaltung<br />

Bei uns zu Hause<br />

Nachmittags ging es dann mit Mutter in die Erdbeeren.<br />

Foto wikipedia commons<br />

Im Garten hatten wir ja auch noch<br />

Erdbeeren und Rhabarber, die zu Marmelade<br />

gekocht und eingemacht wurden.<br />

Rhabarberkuchen mit Streusel aus dem<br />

Backes war ebenso eine Köstlichkeit.<br />

Die Bäume auf der Streuobstwiese nicht<br />

zu vergessen! Das fing an mit Kirschen,<br />

dann folgten Birnen, Pflaumen, Zwetschgen<br />

und Mirabellen, alles wurde eingekocht<br />

oder zu Marmelade verarbeitet.<br />

Apfelbäume hatten wir viele, vom<br />

Früh- bis zum Winterapfel. Eine Sorte gar<br />

zum Sofortessen, andere für Apfelmus,<br />

als Belag für Kuchen, Apfelsaft, Apfelschnitzel<br />

und die zuletzt geernteten Äpfel<br />

kamen auf den Ollern ins Heu. Da hielten<br />

sie sich bis in den Februar hinein, waren<br />

eine willkommene Beigabe zum Schulbrot.<br />

Wie gut haben wir es heute mit<br />

Kühlschrank und Kühltruhe, kann man<br />

es verstehen, dass Mutter förmlich auf<br />

den Winter wartete? Bei all dieser vielen<br />

Arbeit musste ja auch noch die Familie versorgt werden, das<br />

Kochen, Waschen, Putzen und vieles mehr tat sich nicht von<br />

alleine. Spät, nach dem ersten Frost, holten wir die Schlehen.<br />

Die kamen in einen großen Glasbehälter mit einer besonderen<br />

Vorrichtung zum Gären und ergaben einen vorzüglichen Wein.<br />

Sehr schlimm empfand ich es, wenn Mutter Rübenkraut<br />

kochte. Die Rübenschnitzel mussten unter ständigem<br />

Rühren, wozu der liebe, gute Padde verdonnert war, stundenlang<br />

gekocht werden. Der dabei entstehende Geruch<br />

zog tagelang durchs ganze Haus. Bis heute kann ich kein<br />

Rübenkraut essen. Etwas muß ich noch erwähnen; aus den<br />

Kerngehäusen und Schalen der Äpfel und Birnen kochte<br />

Mutter einen ganz feinen Gelee. Ach, noch etwas, im Keller<br />

unter der Decke war ein Gerüst, auf dem die frühen<br />

Essäpfel lagerten. Nun konnte der Winter kommen, wir<br />

waren bestens eingedeckt. Wie reich waren wir doch!<br />

Die ärmeren Menschen im Dorf und ganz besonders die<br />

Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, die ja mit nichts angekommen<br />

waren, wurden nicht vergessen. Mutter achtete sehr<br />

genau darauf, dass alle etwas bekamen. Die Gaben mussten<br />

wir Kinder hinbringen, sollten uns ansehen, in welchem<br />

Elend manche Menschen ihr Dasein fristeten, oft schuldlos.<br />

Bei den Mäckesern, das waren die, die nicht gerne arbeiteten,<br />

faul und lustig in den Tag hinein lebten, da bekamen nur<br />

die Kinder Essen und nur bei uns zuhause. Was konnten die<br />

in sich hineinschlingen, wie leuchteten ihre Augen, wenn der<br />

Nachtisch kam und obendrauf gab`s für unterwegs noch Obst.<br />

Alles das hat uns geprägt, hat uns zu dem gemacht, was wir<br />

heute sind. <br />

Rita Stötzel<br />

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