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Berliner Kurier 02.06.2019

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PANORAMA 43<br />

Schlauchboot-Drama im Rhein<br />

Vierjährige noch vermisst.IhreSchwester,ihr Onkelund ein Freund ertranken<br />

Fotos: dpa, Facebook<br />

Florin A(l.) und Utu M. starben bei<br />

dem Unglück auf dem Rhein.<br />

Gr.F.: Ermittler an der Unfallstelle<br />

Polizisten am Nordeingang der<br />

Stadtverwaltung vonVirginia Beach.<br />

Sie untersuchen den Tatort.<br />

Straßburg – Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die kleine<br />

Maria (4) noch lebend gefunden<br />

wird, ist verschwindend<br />

gering, dennoch suchte die<br />

französische Wasserschutzpolizei<br />

gestern noch einmal<br />

mit Booten, Suchhunden und<br />

einer Drohne den Rhein ab.<br />

Am Donnerstagnachmittag<br />

war das Mädchen mit ihrer<br />

großen Schwester Ela (6), ihrem<br />

Onkel Florin A. (28) und<br />

einem weiteren Mann in ein<br />

Schlauchboot gestiegen und<br />

kurz danach gekentert<br />

(KURIER berichtete). Ela,<br />

Florin und Utu M. (22), der<br />

den Ertrinkenden helfen<br />

wollte, starben. Von Maria<br />

fehlt weiter jede Spur.<br />

Die Verunglückten stammt<br />

aus der rumänischen Gemeinde<br />

Cetate unweit der Stadt<br />

Bistritz in Siebenbürgen. Utu<br />

M. und Florin A. waren von<br />

Jahren aus Rumänen nach<br />

Deutschland gekommen, weil<br />

ein Bruder von Florin A. im<br />

Schwarzwald eine Baufirma<br />

besaß, in der beide Arbeit gefunden<br />

haben. Der Bruder, der<br />

laut rumänischen Medien<br />

auch den Rest seiner Familie<br />

nach Deutschland holte, soll<br />

der Vater der Mädchen gewesen<br />

sein. Er soll seit zehn Jahren<br />

in Deutschland leben, seine<br />

Töchter wurden hier geboren,<br />

hatten deshalb die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft.<br />

Utu M., der ein enges Verhältnis<br />

zur Familie A. pflegte,<br />

stammt aus ärmlichen Verhältnissen,<br />

hoffte auf ein besseres<br />

Leben in Deutschland.<br />

Seine Mutter lebt noch im heimischenCetate.<br />

Klima-Aktivistin<br />

Gretaplant<br />

Schul-Auszeit<br />

Stockholm –Die schwedische<br />

Klimaaktivistin Greta<br />

Thunberg (16) will sich nach<br />

Abschlussder 9. Klasse ganz<br />

auf ihren Kampf gegen die<br />

Klimakrise konzentrieren<br />

und ein Jahr lang nicht zur<br />

Schule gehen. Im September<br />

wolle sie am UNO-Klimagipfel<br />

in New York teilnehmen,<br />

im Dezember an der<br />

WeltklimakonferenzinSantiago<br />

de Chile. Sie werde ein<br />

Jahr späteraufs Gymnasium<br />

wechseln, was im August angestanden<br />

hätte.<br />

Foto: AP<br />

Russland<br />

Bombenfabrik<br />

explodiert<br />

Dserschinsk –Bei mehreren<br />

Explosionen in einer<br />

großen Sprengstofffabrik in<br />

Russland sind 38 Werksmitarbeiter<br />

und Bewohner<br />

benachbarter Häuser verletzt<br />

worden. Die Firma<br />

Kristall in Dserschinsk<br />

rund 400 Kilometer östlich<br />

von Moskau stellt für das<br />

Militär unter anderem<br />

Bomben her sowie auch<br />

Sprengsätze für zivile Zwecke.<br />

Große Teile des Werks<br />

seien komplett zerstört<br />

worden, hieß es.<br />

Fotos: dpa, AP<br />

Foto: dpa<br />

Zehntausende Leser getäuscht<br />

Bloggerin<br />

erfindet jüdische<br />

Familiengeschichte<br />

Die Autorin führte auch die Gedenkstätte YadVashem hinters Licht<br />

Dublin –Esgibt Dinge, die sind<br />

so schrecklich, die möchte man<br />

sich nicht einmal vorstellen. Einen<br />

Großteil der eigenen Familie<br />

in deutschen Konzentrationslagern<br />

verloren zu haben,<br />

zählt ganz sicher dazu. Doch offenbar<br />

nicht für die Bloggerin<br />

Marie Sophie Hingst. Sie dachte<br />

sich eine jüdische Biografie aus,<br />

berichtete von angeblichen Holocaust-Opfern<br />

aus ihrer Familie.<br />

Nun wurde sie der Lüge<br />

überführt.<br />

Laut einem Bericht des „Spiegel“<br />

hatte Hingst, die als Projektmanagerin<br />

in einem internationalen<br />

IT-Konzern in Dublin<br />

arbeitet, nicht nur die<br />

240000 Leser ihres Blogs über<br />

viele Jahre belogen. Die 31-Jährige<br />

sollauch 22 gefälschte „Opferbögen“<br />

im Archiv der Holocaust-Gedenkstätte<br />

Yad Vashem<br />

eingereicht haben, um den<br />

Die Historikerin und<br />

Bloggerin Marie Sophie<br />

Hingst ersponn sich eine<br />

neue Biografie.<br />

Eindruck zu erwecken, dass<br />

große Teile ihrer Familie während<br />

der NS-Zeit ermordet<br />

wurden.<br />

Doch weder die ausgefüllten<br />

Bögen, noch die Geschichten,<br />

die sie ihren Lesern seit 2013<br />

auf ihrem Blog „Read on my<br />

dear, read on“ auftischt, entsprechen<br />

der Wahrheit, wie der<br />

„Spiegel“ nun herausfand. Eine<br />

misstrauische Leserin des Blogs<br />

hatte sich beim Magazin gemeldet.<br />

Eine Anfrage beim Archiv<br />

der Stadt von Stralsund ergab,<br />

dass Hingst bis auf einige Namen<br />

alles erfunden hatte. Die<br />

promovierte Historikerin<br />

stammt aus einer evangelischen<br />

Familie. Zudem sollen nur drei<br />

der angeblichen Holocaust-Opfer,<br />

die sie Yad Vashem meldete,<br />

wirklich existiert haben.<br />

Doch das war längst nicht die<br />

einzige Lüge, die Hingst in ih-<br />

Foto: obs<br />

rem Blog spann. Auch ihr eigenes<br />

Leben frisierte sie offenbar.<br />

Geschichten über eine gegründete<br />

Slum-Klinik in Indien und<br />

die Beratung syrischer Flüchtlinge<br />

in Deutschland sollen<br />

nicht der Wahrheit entsprechen.<br />

Hingst äußerte sich dem<br />

Magazin gegenüber nur über einen<br />

Anwalt zu den Vorwürfen.<br />

Es handele sich bei ihren Texten<br />

um Literatur, nicht um<br />

Journalismus, hieß es in der<br />

Stellungnahme – und das obwohl<br />

Hingst zuvor im Kommentarbereich<br />

ihres Blogs stets<br />

die Authentizität ihrer Geschichte<br />

verteidigte.<br />

Inzwischen ist die Website<br />

nicht mehr abrufbar. Wieso sich<br />

Hingst unbedingt eine Opferbiografie<br />

als Nachfahrin von<br />

Holocaust-Überlebenden geben<br />

wollte, bleibt vorerst ihr<br />

Geheimnis.

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