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PANORAMA 43<br />
Schlauchboot-Drama im Rhein<br />
Vierjährige noch vermisst.IhreSchwester,ihr Onkelund ein Freund ertranken<br />
Fotos: dpa, Facebook<br />
Florin A(l.) und Utu M. starben bei<br />
dem Unglück auf dem Rhein.<br />
Gr.F.: Ermittler an der Unfallstelle<br />
Polizisten am Nordeingang der<br />
Stadtverwaltung vonVirginia Beach.<br />
Sie untersuchen den Tatort.<br />
Straßburg – Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die kleine<br />
Maria (4) noch lebend gefunden<br />
wird, ist verschwindend<br />
gering, dennoch suchte die<br />
französische Wasserschutzpolizei<br />
gestern noch einmal<br />
mit Booten, Suchhunden und<br />
einer Drohne den Rhein ab.<br />
Am Donnerstagnachmittag<br />
war das Mädchen mit ihrer<br />
großen Schwester Ela (6), ihrem<br />
Onkel Florin A. (28) und<br />
einem weiteren Mann in ein<br />
Schlauchboot gestiegen und<br />
kurz danach gekentert<br />
(KURIER berichtete). Ela,<br />
Florin und Utu M. (22), der<br />
den Ertrinkenden helfen<br />
wollte, starben. Von Maria<br />
fehlt weiter jede Spur.<br />
Die Verunglückten stammt<br />
aus der rumänischen Gemeinde<br />
Cetate unweit der Stadt<br />
Bistritz in Siebenbürgen. Utu<br />
M. und Florin A. waren von<br />
Jahren aus Rumänen nach<br />
Deutschland gekommen, weil<br />
ein Bruder von Florin A. im<br />
Schwarzwald eine Baufirma<br />
besaß, in der beide Arbeit gefunden<br />
haben. Der Bruder, der<br />
laut rumänischen Medien<br />
auch den Rest seiner Familie<br />
nach Deutschland holte, soll<br />
der Vater der Mädchen gewesen<br />
sein. Er soll seit zehn Jahren<br />
in Deutschland leben, seine<br />
Töchter wurden hier geboren,<br />
hatten deshalb die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft.<br />
Utu M., der ein enges Verhältnis<br />
zur Familie A. pflegte,<br />
stammt aus ärmlichen Verhältnissen,<br />
hoffte auf ein besseres<br />
Leben in Deutschland.<br />
Seine Mutter lebt noch im heimischenCetate.<br />
Klima-Aktivistin<br />
Gretaplant<br />
Schul-Auszeit<br />
Stockholm –Die schwedische<br />
Klimaaktivistin Greta<br />
Thunberg (16) will sich nach<br />
Abschlussder 9. Klasse ganz<br />
auf ihren Kampf gegen die<br />
Klimakrise konzentrieren<br />
und ein Jahr lang nicht zur<br />
Schule gehen. Im September<br />
wolle sie am UNO-Klimagipfel<br />
in New York teilnehmen,<br />
im Dezember an der<br />
WeltklimakonferenzinSantiago<br />
de Chile. Sie werde ein<br />
Jahr späteraufs Gymnasium<br />
wechseln, was im August angestanden<br />
hätte.<br />
Foto: AP<br />
Russland<br />
Bombenfabrik<br />
explodiert<br />
Dserschinsk –Bei mehreren<br />
Explosionen in einer<br />
großen Sprengstofffabrik in<br />
Russland sind 38 Werksmitarbeiter<br />
und Bewohner<br />
benachbarter Häuser verletzt<br />
worden. Die Firma<br />
Kristall in Dserschinsk<br />
rund 400 Kilometer östlich<br />
von Moskau stellt für das<br />
Militär unter anderem<br />
Bomben her sowie auch<br />
Sprengsätze für zivile Zwecke.<br />
Große Teile des Werks<br />
seien komplett zerstört<br />
worden, hieß es.<br />
Fotos: dpa, AP<br />
Foto: dpa<br />
Zehntausende Leser getäuscht<br />
Bloggerin<br />
erfindet jüdische<br />
Familiengeschichte<br />
Die Autorin führte auch die Gedenkstätte YadVashem hinters Licht<br />
Dublin –Esgibt Dinge, die sind<br />
so schrecklich, die möchte man<br />
sich nicht einmal vorstellen. Einen<br />
Großteil der eigenen Familie<br />
in deutschen Konzentrationslagern<br />
verloren zu haben,<br />
zählt ganz sicher dazu. Doch offenbar<br />
nicht für die Bloggerin<br />
Marie Sophie Hingst. Sie dachte<br />
sich eine jüdische Biografie aus,<br />
berichtete von angeblichen Holocaust-Opfern<br />
aus ihrer Familie.<br />
Nun wurde sie der Lüge<br />
überführt.<br />
Laut einem Bericht des „Spiegel“<br />
hatte Hingst, die als Projektmanagerin<br />
in einem internationalen<br />
IT-Konzern in Dublin<br />
arbeitet, nicht nur die<br />
240000 Leser ihres Blogs über<br />
viele Jahre belogen. Die 31-Jährige<br />
sollauch 22 gefälschte „Opferbögen“<br />
im Archiv der Holocaust-Gedenkstätte<br />
Yad Vashem<br />
eingereicht haben, um den<br />
Die Historikerin und<br />
Bloggerin Marie Sophie<br />
Hingst ersponn sich eine<br />
neue Biografie.<br />
Eindruck zu erwecken, dass<br />
große Teile ihrer Familie während<br />
der NS-Zeit ermordet<br />
wurden.<br />
Doch weder die ausgefüllten<br />
Bögen, noch die Geschichten,<br />
die sie ihren Lesern seit 2013<br />
auf ihrem Blog „Read on my<br />
dear, read on“ auftischt, entsprechen<br />
der Wahrheit, wie der<br />
„Spiegel“ nun herausfand. Eine<br />
misstrauische Leserin des Blogs<br />
hatte sich beim Magazin gemeldet.<br />
Eine Anfrage beim Archiv<br />
der Stadt von Stralsund ergab,<br />
dass Hingst bis auf einige Namen<br />
alles erfunden hatte. Die<br />
promovierte Historikerin<br />
stammt aus einer evangelischen<br />
Familie. Zudem sollen nur drei<br />
der angeblichen Holocaust-Opfer,<br />
die sie Yad Vashem meldete,<br />
wirklich existiert haben.<br />
Doch das war längst nicht die<br />
einzige Lüge, die Hingst in ih-<br />
Foto: obs<br />
rem Blog spann. Auch ihr eigenes<br />
Leben frisierte sie offenbar.<br />
Geschichten über eine gegründete<br />
Slum-Klinik in Indien und<br />
die Beratung syrischer Flüchtlinge<br />
in Deutschland sollen<br />
nicht der Wahrheit entsprechen.<br />
Hingst äußerte sich dem<br />
Magazin gegenüber nur über einen<br />
Anwalt zu den Vorwürfen.<br />
Es handele sich bei ihren Texten<br />
um Literatur, nicht um<br />
Journalismus, hieß es in der<br />
Stellungnahme – und das obwohl<br />
Hingst zuvor im Kommentarbereich<br />
ihres Blogs stets<br />
die Authentizität ihrer Geschichte<br />
verteidigte.<br />
Inzwischen ist die Website<br />
nicht mehr abrufbar. Wieso sich<br />
Hingst unbedingt eine Opferbiografie<br />
als Nachfahrin von<br />
Holocaust-Überlebenden geben<br />
wollte, bleibt vorerst ihr<br />
Geheimnis.