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2 8./9./10. JUNI 2019<br />
Das hier ist eineWiederbegegnung<br />
zwischen dem Interviewten und<br />
dem Interviewer nach weit über<br />
zwanzig Jahren. Damals probierte<br />
der junge Schauspieler Bjarne Mädel<br />
in seinem ersten festen Engagement im<br />
Volkstheater Rostock Shakespeare. Er spielte<br />
den Herzog Orsino aus „Was ihr wollt“. Regie<br />
führte Horst Hawemann, der Mädel vorschlug,<br />
mit seinem rotsamtenen Morgenmantel<br />
und seinem Pfefferminztee immer<br />
mal durchs Bühnenbild −eine Hotellobby<br />
von Marina Hellmann −zutapsen, das Geschehen<br />
möglichst interesselos zu verfolgen<br />
und zwar auch dann, wenn er eigentlich<br />
nicht in der Szene auftritt. Den Teebeutel<br />
trug Mädel, so die Erinnerung des Interviewers,<br />
der damals die Streichungen und Improvisationen<br />
in die Spielfassung einarbeitete,<br />
als eine Monstranz der Müdigkeit und<br />
Melancholie vor sich her. 14Arten von Begriffsstutzigkeit<br />
wollte Hawemann von Mädel<br />
sehen, als sich die als Mann verkleidete<br />
Viola (gespielt von der Schwester des Interviewers)<br />
zwar sehr deutlich, aber für Orsino<br />
nicht deutlich genug als Frau zu erkennen<br />
gibt. Nach den Proben beim Billardoder Bier<br />
kamen viele weitere Gesichtsausdrücke der<br />
Begriffsstutzigkeit dazu. Hawemann und<br />
Hellmann sind traurigerweise schon gestorben,<br />
Regine Seidler ist Schauspielerin am<br />
Gripstheater, Ulrich Seidler Redakteur der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, und Bjarne Mädel kennt<br />
heute jeder −natürlich geht es hier um ihn.<br />
Herr Mädel, Sie sind Schauspieler und trotz<br />
vieler Gegenbeispiele noch immer auf die eher<br />
komischen Rollen abonniert. Deswegen wollen<br />
wir heute über die Echtheit und den Ernst<br />
des Lebens sprechen. Einverstanden?<br />
Ja,sehr gern.<br />
Aber vorher noch kurz: Rostock, Orsino, Hawemann.<br />
Hätte man nicht gedacht, dass wir<br />
uns jetzt in dieser Konstellation wiedersehen,<br />
oder? Unddoch fühlt es sich für mich so an,<br />
als hätten wir gerade eine Probe hinter uns<br />
und könnten gleich weiter machen …<br />
Geht mir ähnlich. Es sind sehr schöne Erinnerungen,<br />
und sie kommen mir überhaupt<br />
nicht lange her vor. Horst Hawemann<br />
war einer der herzlichsten und lustigsten<br />
Menschen, denen ich in meinem Theaterleben<br />
begegnet bin. Wenige Wochen vorunseremProbenbeginn<br />
damals hatte ich „Was ihr<br />
wollt“ in Hamburg gesehen, am Schauspielhaus,grandios<br />
inszeniertvon KarinBeier.So<br />
schließen sich manchmal Kreise. Wir beide<br />
sehen uns wieder, und Karin Beier ist Intendantin<br />
in Hamburg, wo ich zwischenzeitlich<br />
engagiertwar und heute ab und zu auftrete.<br />
Kreis? Es ist in Ihrem Fall viel eher eine Aufwärtsspirale.<br />
Sie haben eine Karriere als<br />
Theater-, Film- und Fernsehschauspieler hingelegt<br />
und planen nun Ihr Regiedebüt …<br />
Das stimmt. Ich werde höchstwahrscheinlich<br />
im nächsten Jahr zum ersten Mal<br />
auch auf der anderen Seite der Kamera stehen.<br />
Ichmöchte noch nichts über den Inhalt<br />
verraten, aber es wird keine Komödie. Ich<br />
sage das jetzt schon mal, es könnte ja sein,<br />
dass die Leute eine falsche Erwartung haben,<br />
wenn da Bjarne Mädel draufsteht.<br />
Immer noch?<br />
Ich glaube schon. Viele verbinden mich<br />
mit „Stromberg“, „Mord mit Aussicht“ und<br />
dem „Tatortreiniger“, die ja nun vorrangig<br />
mit dem Mittel der Komik arbeiten.<br />
Aber Sie haben zum Beispiel mit „1 000 Arten<br />
Regen zu beschreiben“ ein Gegenbeispiel erbracht<br />
oder mit dem Drama „24 Wochen“ an<br />
der Seite vonJulia Jentsch. Da geht es um eine<br />
Spätabtreibung, und wer das sieht, weint …<br />
Denhaben dann vielleicht noch nicht genug<br />
Leute gesehen …<br />
Vielleicht sollten wir das hier noch einmal<br />
empfehlen.<br />
Sehr gern, ist aber gar nicht so einfach, da<br />
die Themen Pränataldiagnostik, Downsyndrom<br />
und Spätabtreibung ja zunächst einmal<br />
viele Menschen abschrecken. Allein die<br />
schauspielerische Leistung von Julia macht<br />
diesen Film sehenswert. Für mich war diese<br />
Kollegin, aber auch diese Arbeit überhaupt<br />
wirklich ein großes Glück. Ich habe vorher<br />
gedacht, wenn ich was Ernstes angeboten<br />
kriege, dann will ich nicht nur eine andere<br />
Facette vonmir zeigen, dann will ich, dass es<br />
um etwas geht. Als dann das Drehbuch zu<br />
„24 Wochen“ kam, dachte ich, okay, mehr<br />
geht ja nicht. Mehr Kampf um Leben und<br />
Todauf so engem Raum. Und eshat sich<br />
dann nach der Teilnahme am Wettbewerb<br />
der Berlinale mit diesem Film doch einiges<br />
daran geändert, wie ich wahrgenommen<br />
werde. Vorallem vonden Casting-Agenturen<br />
und Regisseuren.<br />
Sie waren schon länger genervt davon, dass<br />
man Sie auf den Komödianten festlegen<br />
wollte.<br />
Ja, aber es war die Festlegung, die nervte,<br />
nicht die Komödie. Ich habe überhaupt<br />
nichts gegen Komik, im Gegenteil. Ichbringe<br />
Gelobt seien die<br />
Karriereknicke<br />
Weil sein Vater in Deutschland pleiteging,<br />
lebte Bjarne Mädel als Jugendlicher eine Zeit<br />
lang in Afrika. Heute unterstützt er dort<br />
Hilfsprojekte<br />
Fahrradambulanz: Bjarne Mädel demonstriertinUganda, wie die dortdringend benötigte erste Hilfe per<br />
Elektrofahrrad und Anhänger funktioniert. Er engagiertsich für das Projekt „E-Bikes for Africa“. PRIVAT<br />
Bjarne Mädel ...<br />
VonUlrich Seidler<br />
... kam 1968 in Hamburg zurWelt und verlebte seine Kindheit<br />
erst in Reinbek, dann in Bergedorf.<br />
... belegte nach der Schule an der University of Redlandsin<br />
Kalifornien Creative-Writing-Kurse, studierte in ErlangenAmerikanistik,Germanistik<br />
undTheaterwissenschaftenund 1992<br />
bis 1996 Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen<br />
Babelsberg.<br />
... absolvierte schon während seines Studiums in Erlangenerste<br />
Theaterauftritte. Sein erstes Festengagement<br />
führte ihn nach Rostock. Nach einer Station bei den Wiener<br />
Festwochen holte ihn TomStromberg 2000 ans Hamburger<br />
Schauspielhaus, wo er mit der Regisseurin und Autorin<br />
Ingrid Lausund zusammentraf.<br />
... wurde bekannt als „Ernie“ in der TV-Serie „Stromberg“,<br />
die von2004 bis 2012 lief. Dazu kamen tragende Figuren<br />
in den Serien „Mord mit Aussicht“ (2008 bis 2014) und<br />
„Tatortreiniger“ (2011 bis 2018). Parallel drehte Mädel<br />
Filme: „Königeder Nutzholzgewinnung“ (2006), „24 Wochen“<br />
(2016), „1000 Arten Regen zu beschreiben“<br />
(2018) und zuletzt mit Lars Eidinger das Roadmovie „25<br />
km/h“ (2018), für den die beiden mit dem Ernst-Lubitsch-<br />
Preis ausgezeichnet wurdem.<br />
... spielt in der neuen Netflix-Serie „HowtoSell Drugs Online<br />
(Fast)“ einen Drogenhändler.Die Idee beruht auf einer<br />
wahren Geschichte um einen Leipziger 18-Jährigen, der<br />
vonseinem Kinderzimmer aus für knapp vier Millionen<br />
Euro Drogen nach ganz Europa vertrieb.<br />
total gern Menschen zum Lachen. Aber für<br />
die Leute ist man dann schnell der lustige<br />
Trottel vom Fernsehen. Außerdem ist es<br />
falsch, wenn man mich als Komiker bezeichnet.<br />
Dasnervt mich dann wirklich. Dasist ein<br />
anderer Beruf.<br />
Ist esnicht auch eine Aufgabe des Schauspielers,<br />
die Leute zum Lachen zu bringen?<br />
Jaja, und die schwierigste,ich weiß.<br />
Sind Sienicht auch selbst ein bisschen schuld<br />
an Ihrem Ruf? Schließlich waren Sie am<br />
Theater und sind zum Fernsehen gegangen.<br />
Für manche ist das schlechthin eine Abwendung<br />
vonder Schauspielkunst.<br />
So ganz innen drinnen gibt es einen kleinen<br />
Stachel der Sehnsucht nach der Bühne.<br />
Vorallem, wenn ich in die Volksbühne oder<br />
ins Schauspielhaus gehe und hinterher die<br />
Kollegen nach der Vorstellung in der Kantine<br />
sitzen sehe.Dann habe ich schon Sehnsucht<br />
nach einem Ensemble,nach dem Gefühl von<br />
Zugehörigkeit. Ich habe mich ja immer als<br />
Ensemble- und Theaterschauspieler verstanden.<br />
Ichwollte ja nie vordie Kamera. Das<br />
fand ich selbst damals immer total oberflächlich,<br />
so realistische Sätze aus dem Leben<br />
aufzusagen wie: „Reich mir mal die Butter<br />
rüber“ oder „Soll ja noch regnen heute“.<br />
Aber dann bin ich durch die Serie „Stromberg“<br />
da reingerutscht.<br />
Waswar da anders als an dem herkömmlichen<br />
Fernsehen, das Sienicht mochten?<br />
Wir haben fast dokumentarisch gedreht.<br />
Die Szenen wurden nur aus einer Perspektivegezeigt<br />
und auch wesentlich weniger geschnitten<br />
als sonst beim Film üblich. Daher<br />
gab es längereProben und längereSpielpassagen.<br />
Es war für mich somit eine Artweicher<br />
Übergang vomTheaterspiel zum reduzierterenSpiel<br />
vorder Kamera. Undabgesehen davon<br />
waren die Texte absolut pointiert und<br />
komisch. Auch der Glücksfall „Tatortreiniger“<br />
−das sind so Sachen, bei denen ich<br />
denke, die wären nicht zwangsläufig besser,<br />
wenn man sie am Theater machen würde.<br />
Die Drehbücher sind von der Dramatikerin<br />
Ingrid Lausund.<br />
Ja, ich habe Ingrid ins „kunstfeindliche,<br />
böse“ Fernsehgeschäft gezerrt. Wir haben<br />
zuvor mehrereTheaterarbeiten am Schauspielhaus<br />
Hamburg und am Schauspiel<br />
Köln gemacht. Wobei Ingrid immer<br />
schreibt und gleichzeitig inszeniert. Das<br />
war toll und ist es noch. Wir spielen seit<br />
zehn Jahren Ingrids Stück „Benefiz –Jeder<br />
rettet einen Afrikaner“. Das nächste Mal<br />
am 10. Juni am Deutschen Nationaltheater<br />
Weimar. Das haben wir in der Schweiz vor<br />
70 Leuten in einem Kellertheater gespielt<br />
und im Hamburger Schauspielhaus vor<br />
1100. Das Stück kann groß und klein, ist<br />
genial geschrieben und leider heutzutage<br />
immer noch aktuell und wichtig. Und<br />
wenn wir so etwas im Fernsehen machen,<br />
wie beim „Tatortreiniger“, dann finde ich<br />
nicht, dass das ein Verrat an der Kunst ist.<br />
Horst Hawemann würde jetzt laut und<br />
deutlich sagen: Verrat? Larifari!!!<br />
So ganz ohne Hindernisse und Widerstände<br />
war Ihr Wegdann doch nicht, auch wenn alles<br />
hoffnungsvoll begann und Sie jetzt angekommen<br />
sind, wo Sie sind. Von der Schauspielschule<br />
ging es in die Provinz nach Rostock,<br />
von da an das große Schauspielhaus<br />
Hamburg, wo für Sie auch erst einmal alles<br />
gut lief. Aber dann blieben die Leute weg, der<br />
neue Intendant TomStromberg musste seinen<br />
Spielplan umwerfen, und auf einmal wurden<br />
die Stars besetzt, damit die Leute kamen −Sie<br />
waren damals noch kein Star. Das war ein<br />
Knick in Ihrer Karriere. Haben Sie noch eine<br />
Rechnung offen mit dem Theater?<br />
Nein, jetzt nicht mehr.<br />
Sie sind damals mit einem T-Shirt rumgerannt,<br />
auf dem „Unterschätzt“ stand.<br />
WasSie alles wissen. Ja, das habe ich besonders<br />
gerninder Kantine getragen. Inzwischen<br />
habe ich mir ein zweites T-Shirtangeschafft,<br />
auf dem „Überschätzt“ steht.<br />
Das tragen Sie aber nur unter Ihrer „Ironie“-<br />
Jacke.<br />
Unddasteht dann „Der Einzige,der mich<br />
überschätzt, bin ich selbst“ ganz klein im<br />
Futter.<br />
Noch mal einen Schritt zurück. Sie waren<br />
noch nicht am Ziel aller Wünsche, was Ihre<br />
Theaterkarriere anging, sondern das Theater<br />
hat einen Unzufriedenen ans Fernsehen verloren<br />
…<br />
Ich will das nicht zurückdrehen, und ich<br />
bin sehr froh darüber, wie alles gelaufen ist.<br />
Aber dieser Knick im Schauspielhaus, das<br />
hat schon in mir gearbeitet. Weil es für mich<br />
unerwartet kam. Bis dahin ging es immer<br />
bergauf, in Rostock habe ich alle großen Rollen<br />
gespielt, dann kamen die Wiener Festwochen,<br />
dann kam das große Schauspielhaus.<br />
Und dann dieser Schnitt: dass ich nicht besetzt<br />
wurde für die große Bühne.Damit hatte<br />
ich zunächst zu kämpfen.<br />
Als Schauspieler kann man nicht anders, als<br />
das auf sich zu beziehen.<br />
Ja, leider. Dabei betraf es ja nicht nur<br />
mich, sondern viele im Ensemble, die mit<br />
TomStromberg angefangen haben und die<br />
dann am Anfang„nicht gereicht“ haben, weil<br />
das Publikum nach der erfolgreichen Frank-<br />
Baumbauer-Zeit total skeptisch und schwer<br />
zu kriegen war. Und da haben die Verantwortlichen<br />
dann anderegeholt.<br />
Haben Siesich mit dieser Zeit versöhnt?<br />
Ja, schon lange. Wenn wir zum Beispiel<br />
die neuen „Tatortreiniger“-Folgen als Preview<br />
im Schauspielhaus präsentieren durften,<br />
war das jedes Mal ein großes Fest für<br />
mich. Ichkonnte ein paar Jahrelang nicht ins<br />
Schauspielhaus gehen, weil da auf einmal<br />
fremde Leute in meinem Wohnzimmer gesessen<br />
haben. So fühlte sich das an. Jetzt<br />
gehe ich wieder wahnsinnig gernhin. Aufdie<br />
Bühne und auch in den Zuschauerraum.<br />
Undmit der letzten Inszenierung vonIngrid<br />
Lausund, „Trilliarden –Die Angst vor dem<br />
Verlorengehen“, oder eben mit dem Gastspiel<br />
„Benefiz –Jeder rettet einen Afrikaner“<br />
haben wir dortvor vollem Haus gespielt. Das<br />
ist eine schöne Genugtuung, jetzt das Haus<br />
vollzumachen und doch auch dort … zu<br />
„reichen“.<br />
Warum ist Ihnen dieser „Benefiz“-Abend so<br />
wichtig?<br />
Derhätte mehr Aufmerksamkeit verdient.<br />
Das ist wirklich ein toller Text und ein toller<br />
Abend über das Problem mit der Spendenbereitschaft.<br />
Es geht gar nicht darum, jemandem<br />
ein schlechtes Gewissen einzureden<br />
oder jemanden zu erwischen. Daswäreauch<br />
sinnlos, weil man sein schlechtes Gewissen<br />
so oder so nicht loswird, solange man so privilegiertlebt,<br />
wie wir es tun. Daswirdeinem<br />
dann im Laufe des Abends, der sehr lustig<br />
beginnt, immer klarer.<br />
Sie haben ein spezielles Verhältnis zu Afrika,<br />
weil Sieals Jugendlicher da gelebt haben.<br />
Ja,dawar ich 14 und habe bei meinemVater<br />
gelebt, der in Nigeria ein Stahlwerk mitgebaut<br />
hat. Seit dieser Zeit gibt es eine Sehnsucht<br />
in mir. Ich war dann noch einmal mit<br />
21 für eine ausgiebige Autotour mit Freunden<br />
dort. Und gerade vor ein paar Wochen<br />
war ich in Uganda.<br />
Washaben SieinUganda gemacht?<br />
EinSchulfreund vonmir hat vor24Jahren<br />
eine Radtour durch Afrika gemacht und hat<br />
dann gedacht, Fahrräder könnten da richtig<br />
viel helfen. Er hat Fahrräder rangeschafft, die<br />
in Europa ausgemustert wurden. Seit einem<br />
Jahr fahren da auch drei solarbetriebene E-<br />
Bikes herum. So eine Batterie wird ineiner<br />
Stunde aufgeladen und funktioniert dann<br />
vier Stunden. Eines dieser Elektrofahrräder<br />
hat einen Anhänger zum Transport von Personen.<br />
Das ist die Fahrradambulanz. Das ist<br />
nichts Großes, aber es ist konkret und kann<br />
Leben retten.<br />
UndSie unterstützen das Projekt.<br />
Wirhaben da einen kleinen Film gedreht,<br />
um Spenden für das Projekt „E-Bikes for Africa“<br />
zu sammeln. Wienötig das ist, habe ich<br />
erlebt. Gerade als wir an einem Gesundheitszentrum<br />
fertig gedreht hatten, kam ein Motorrad<br />
mit vier Leuten an, in der Mitte eine<br />
eingequetschte Frau, der das Blut an den<br />
Beinen herablief. Und nicht alle haben das<br />
Geld, sich überhaupt so ein Motorradtaxi zu<br />
leisten. Oder auch nur das Benzin dafür.<br />
Diese E-Fahrräder brauchen kein Benzin.<br />
Die Erlebnisse dort haben mich so geschockt,<br />
dass ich mich gernfür dieses Projekt<br />
einsetze. Wäre doch super, wenn man das<br />
personalisiert. Dann fährt daeine Fahrradambulanz<br />
in unserem Namen rum oder im<br />
Namen von Einrichtungen. Die Fahrradambulanz<br />
vom 1. FC Union, des Hamburger<br />
Schauspielhauses oder der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Das ist so simpel. Ein kleines Büro, eine<br />
kleine Werkstatt, ein paar Leute, die sich<br />
kümmern, und das kommt direkt da an, wo<br />
es hinsoll.<br />
Der Kontrast zum Schauspielerdasein ist<br />
schon stark. Zweifelt man da am Sinn des eigenen<br />
Tuns? Gibt es das Bedürfnis, was Handfestes<br />
zu tun? Wären Sievielleicht auch lieber<br />
Bauingenieur in Afrika wie Ihr Vater?<br />
Wasder da gemacht hat, war leider sehr<br />
sinnlos. Die haben ein Riesenstahlwerk hingebaut,<br />
obwohl es in dem Land überhaupt<br />
kein Erz gibt. Jetzt müssen die den Rohstoff<br />
einführen, in dem Werk verarbeiten und<br />
dann exportieren. Unddas ist dann natürlich<br />
teurer, und muss mit Billiglöhnen ausgeglichen<br />
werden. Ichweiß nicht, ob das Ding irgendwann<br />
mal rentabel war. Oder ein Staudamm,<br />
den ich gesehen habe. Auch riesig,<br />
aber von den zwölf Turbinen ging nur noch<br />
eine. Also einerseits fehlt es an Know-how,<br />
um das instandzuhalten und andererseits ist<br />
es total überdimensioniert. Das war eine gigantische<br />
Schleusenanlage, durch die drei<br />
Fischerboote im Jahr durchfahren. Aber<br />
wenn man als Firma soeinen Auftrag bekommt,<br />
sagt man nicht Nein, weil sonst