10.06.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 09.06.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

17<br />

Fünf gewinnt:<br />

Poldi Merc<br />

wird 1964 zum<br />

Mr.Universum<br />

gekürt.<br />

Eisern: Zweimal die Woche, jeweils<br />

dreieinhalb Stunden, trainierterim<br />

Fitnessraum in seiner Wohnung.<br />

Fotos: Roland Owsnitzki (2), Muscle Fitness/Leopold Merc<br />

werden. Aber auch dieser<br />

Weg erscheint ihm zu ungewiss,<br />

also fängt er erneut etwas<br />

anderes an –und studiert<br />

Gesang.<br />

Bis, ja bis die amerikanischen<br />

Soldaten ihn mit dem<br />

Kraftsport vertraut machen.<br />

In den Vereinigten Staaten<br />

wurde Bodybuilding sehr viel<br />

früher populär als in Europa.<br />

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

gab es Wettbewerbe.<br />

„Die Amerikaner haben uns<br />

sehr schnell sehr viel beigebracht“,<br />

erzählt Merc. „Erst<br />

haben sie mir Übungen gezeigt,<br />

und kurz darauf war ich<br />

schon selbst Lehrmeister für<br />

meine anderen amerikanischen<br />

Freunde.“ Magazine<br />

wie Mister America und Muscle<br />

Builder hätten sie verschlungen.<br />

Auch mit 100<br />

will er sich<br />

noch vorzeigen<br />

können.<br />

Zu dieser Zeit beschließt<br />

Mercs Freund Gino Giuliani,<br />

nach Berlin zu gehen –erfolgt<br />

ihm wenig später. Das Studio,<br />

das sie aufbauen, ist erst das<br />

zweite in Deutschland. Wenige<br />

Monate zuvor hatte der österreichisch-amerikanische<br />

Kraftsportler Harry Gelbfarb<br />

in Schweinfurt das erste eröffnet.<br />

ImJahr 1961 zieht Merc mit<br />

dem Studio noch einmal um,<br />

in die Grolmannstraße. Die<br />

Bedingungen waren damals<br />

noch völlig andere. „Heute<br />

hat man für jeden Muskel<br />

mehrere Geräte“, sagt er, „das<br />

gab es seinerzeit noch nicht.“<br />

Zunächst waren auch fast nur<br />

Männer bei ihm, aber schon<br />

Mitte der 60er-Jahre seien bei<br />

ihm genauso viele Frauen wie<br />

Männer gekommen.<br />

Bei dem Ansatz, den er verfolgte,<br />

verwundert das kaum.<br />

Mit seinem Fitnessprogramm<br />

stand er nicht für Körperkult,<br />

eher schon für Körperkultur.<br />

Gesundheitsbewusstsein, natürliche<br />

Muskelbildung,<br />

Ganzheitlichkeit. „Wir müssen<br />

hineinhören in unsere Natur,<br />

weil wir ein Teil der Natur<br />

sind“, sagt er. „Dann<br />

kommt man im Training auch<br />

zu vernünftigen Ergebnissen.“<br />

Es überrascht nicht, dass der<br />

Schweizer Fitnesspionier<br />

Werner Kieser sich ebenfalls<br />

mit Merc austauschte, bevor<br />

er in den 70er-Jahren eine eigene<br />

Marke, das „Kieser Training“,<br />

aufbaute. Denn auch<br />

bei Kieser geht es eher um Alte-Schule-Kraftsport<br />

als um<br />

Lifestyle.<br />

Am Bodybuilding von heute<br />

stört Merc vor allem der<br />

Hang, es zu übertreiben:<br />

„Wenn man sich in den Studios<br />

umschaut, dann ist der<br />

Bizeps manchmal größer als<br />

der Kopf. Schon ästhetisch<br />

entspricht das nicht den Ansprüchen,<br />

die ich ans Muskeltraining<br />

habe.“<br />

Bis 1993 betreibt Merc sein<br />

Studio, danach bleibt er Sportlehrer<br />

und bietet er Seniorinnen<br />

und Senioren privat Fitnesstraining<br />

an.<br />

Heute geht er zweimal wöchentlich<br />

je dreieinhalb Stunden<br />

in den Fitnessraum in der<br />

eigenen Wohnung, in der er<br />

mit seiner Lebensgefährtin<br />

lebt. „Ich mache Dehn-,<br />

Streck- und Beugeübungen,<br />

damit mein Körper für weitere<br />

Belastungen gerüstet ist. Das<br />

muss schon sein.“ Auch Gesichtsmuskelgymnastik<br />

stehe<br />

auf der Agenda, „weil das Gesicht<br />

ja am schnellsten altert.<br />

Und wir wollen uns ja auch mit<br />

100 noch vorzeigen können.“<br />

Die Voraussetzungen dafür,<br />

dass er lange lebt, hat er selbst<br />

geschaffen: Er hat noch nie<br />

Alkohol getrunken und geraucht,<br />

nimmt kein Koffein,<br />

keinen Zucker zu sich. Stattdessen<br />

schlürft er bestens gelaunt<br />

den Früchtetee. Ein Athlet<br />

auf Lebenszeit.<br />

Jens Uthoff

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!