STAHL + TECHNIK 04/2019
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66 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />
German Resource Research Institute (GERRI)<br />
Netzwerk fordert Stärkung der<br />
Metallurgiekapazitäten in Europa<br />
Ende Februar lud das German Resource Research Institute (GERRI) hochrangige Vertreter aus Politik, Forschung<br />
und Industrie zu einer Diskussionsrunde mit dem Thema „Circular Economy in Europa“ in Brüssel ein. Bei<br />
dem vom deutschen Netzwerk für Ressourcenforschung organisierten Runden Tisch diskutierten die Experten<br />
Herausforderungen und mögliche Lösungen zur Etablierung einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft in Europa.<br />
F<br />
ür GERRI sind Rohstoffe und allen<br />
voran Metalle der Schlüssel für eine<br />
Vielzahl an Hightechanwendungen<br />
und spielen daher eine zentrale Rolle für<br />
die Circular Economy. Um die Versorgung<br />
mit diesen Materialien und Elementen<br />
für die europäische Industrie zu sichern,<br />
fordert das Netzwerk die metallurgischen<br />
Kapazitäten innerhalb Europas zu stärken.<br />
„Die Metallurgie ist eine Schlüsseltechnologie<br />
für die meisten zukunftsorientierten<br />
Anwendungen. Wenn umfassende Aufbereitungskapazität<br />
in Europa vorhanden<br />
ist, ist die Metallurgie in der Lage, sich an<br />
verschiedene Inputströme anzupassen und<br />
alle Metalle zurückzugewinnen“, so Prof. Dr.<br />
Markus Reuter, Direktor des Helmholtz-Instituts<br />
Freiberg für Ressourcentechnologie<br />
am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf<br />
und Koordinator des GERRI-Netzwerks.<br />
„Die Metallurgie ist wie ein lebender Organismus<br />
– sie ist flexibel, agil, robust und<br />
kann sich an neue Gegebenheiten der Gesellschaft<br />
der Zukunft anpassen.”<br />
„Metalle gehören nicht nur zu den wertvollsten<br />
Bestandteilen der meisten Geräte<br />
oder Anwendungen, sie sind darüber hinaus<br />
verantwortlich für deren Funktion. Wenn Europa<br />
erfolgreich die Infrastruktur und regulatorische<br />
Basis schafft, um sie zurückzugewinnen,<br />
sind die Weichen gestellt, dass auch andere<br />
Materialien folgen werden“, ergänzte Prof. Dr.<br />
Rudolf Stauber, Geschäftsführender Leiter<br />
der Fraunhofer-Projektgruppe IWKS, Mitglied<br />
im GERRI-Netzwerk und Recyclingexperte.<br />
„Dies wird im Hinblick auf zukünftige Materialien<br />
sogar noch an Bedeutung gewinnen, da<br />
diese oft eine Kombination neuer Materialien<br />
oder Materialverbünde sind. Angefangen bei<br />
den Metallen kann Europa hier der Wegbereiter<br />
sein, um spezifische Recyclingkriterien<br />
zur direkten Rückgewinnung von Legierungen<br />
und effektiven Abtrennung von Metall-Kunststoff-Verbünden<br />
zu etablieren.”<br />
Um dies zu realisieren, ist ein ganzheitlicher<br />
Ansatz nötig, waren sich alle Teilnehmer<br />
einig. Neben der Technologie, die oft bereits<br />
verfügbar oder in der Endphase der Entwicklung<br />
ist, sind neue Geschäftsmodelle und<br />
Strukturen erforderlich, um die Circular Economy<br />
in Europa Realität werden zu lassen.<br />
Nach Meinung der Experten sind demnach<br />
alle Stakeholder entlang des gesamten Produktlebenszyklus<br />
gefordert – von Designern<br />
über Händler, Verbraucher bis hin zur Politik<br />
und nicht zuletzt der gesamten Gesellschaft.<br />
Die Kreislaufwirtschaft war das Thema<br />
eines Runden Tisches in Brüssel, den das<br />
Rohstoffnetzwerk GERRI organisiert hatte<br />
(Foto: GERRI)<br />
„Solch ein drastischer Wandel braucht natürlich<br />
Zeit. Vor allem Metalle und Rohstoffe unterliegen<br />
hohen Preisschwankungen am Markt,<br />
was Investitionen risikoreich macht”, erklärte<br />
Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen<br />
Parlaments und Vorsitzender Europäische Grüne<br />
Partei. Gwenole Cozigou, Director for Industrial<br />
Transformation and Advanced Value Chains<br />
at DG GROW bei der Europäischen Kommission,<br />
ergänzte, dass nicht nur die Industrie allein<br />
diese Risiken tragen könne, sondern ebenfalls<br />
Unterstützung von öffentlicher Seite benötige.<br />
Für Christian Hagelüken, Director EU Government<br />
Affairs bei Umicore, könnte die<br />
Elektromobilität ein Test und Vorbild für einen<br />
langfristigen Masterplan in Europa sein, da<br />
dazu neue Lieferketten und Recyclingketten<br />
aufgebaut werden müssen. Die Digitalisierung<br />
spielt laut Hagelüken ebenfalls eine große<br />
Rolle: Mit der Entwicklung digitaler Tools<br />
und Trackingsysteme für End-of-Life-Produkte<br />
und Materialien durch die gesamte<br />
Re-use- und Recyclingkette hinweg können<br />
Prozesse effizienter gestaltet und Verluste<br />
minimiert werden, schloss Hagelüken.<br />
Als Schlussfolgerung brachte die Diskussion<br />
hervor, dass passende Technologien oft<br />
bereits vorhanden sind. Dennoch muss die<br />
metallurgische Infrastruktur gestärkt werden.<br />
Außerdem müssen neue Geschäftsmodelle<br />
und Marktstrukturen etabliert werden,<br />
was wiederum die Einbeziehung weiterer<br />
Stakeholder in die Diskussion erfordert.<br />
GERRI nimmt sich dieser Herausforderung<br />
an und wird weiterhin das Bewusstsein in<br />
Politik und Industrie zur Erarbeitung eines<br />
Masterplans für die Circular Economy der<br />
Metalle schärfen. So könne die Versorgung<br />
der Wirtschaft in Europa und der Erhalt des<br />
Know-hows im Bereich Rohstoffe langfristig<br />
in Europa gesichert werden.<br />
• Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4