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Berliner Zeitung 13.09.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Mal links, mal rechts<br />

Am 6. August wurde der 30-jährige Marcel G. in Hamburg festgenommen –nicht zum ersten Mal. Der seltsame Werdegang eines verhafteten Brandstifters<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Der verhaftete Mann, der<br />

in Berlin zahlreiche Autos<br />

angezündet haben<br />

soll, ist für die Polizei ein<br />

alter Bekannter. Eshandelt sich um<br />

den 30-jährigen Marcel G., der offenbar<br />

psychisch labil ist und bereits<br />

in den Jahren 2012 und 2016<br />

wegen Brandstiftung festgenommen<br />

und verurteilt wurde.Ein Sprecher<br />

der Staatsanwaltschaft bestätigte<br />

am Mittwoch eine entsprechende<br />

Meldung des Tagesspiegels.<br />

Drei Autos angezündet<br />

DiePolizei ordnet Marcel G. bislang<br />

insgesamt 31 Autobrandstiftungen<br />

aus diesem Jahr zu. Bereits am 6.<br />

August wurde der 30-Jährige in<br />

Hamburg festgenommen. Er erhielt<br />

dort einen Haftbefehl. Wegen der<br />

Brandstiftungen in Berlin erließ inzwischen<br />

auch ein <strong>Berliner</strong> Richter<br />

Haftbefehl gegen den 30-Jährigen.<br />

Der inGießen geborene Marcel<br />

G. saß schon zweimal in Haft: nach<br />

Serienbrandstiftungen in Hamburg<br />

2012 und nach Brandstiftungen an<br />

Autos in Berlin 2016. Ende vergangenen<br />

Jahres wurde er aus der Haft<br />

entlassen.<br />

Im Juli 2016 hatten Zivilfahnder<br />

der Polizei ihn dabei ertappt, wie er<br />

in Lichtenberg andrei Autos Feuer<br />

legte. Eswar die Zeit, in der in der<br />

Gegend unweit des linksautonomen<br />

Wohnprojektes in der Rigaer<br />

Marcel G. im Jahr 2017 vor Gericht<br />

WOLFGANG MROTZKOWSKI<br />

Straße in Friedrichshain fast jede<br />

Nacht Autos in Flammen aufgingen<br />

und sich Linksextreme Scharmützel<br />

mit der Polizei lieferten. Bei seiner<br />

Festnahme fanden die Polizisten in<br />

seinen Taschen Kohlenanzünder<br />

und Feuerzeuge. Der damalige Innensenator<br />

Frank Henkel (CDU)<br />

feierte den vermeintlichen Ermittlungserfolg.<br />

Doch dann kam der<br />

Verdacht auf, die Polizei habe ihren<br />

eigenen Informanten festgenommen.<br />

Laut der linken Internetseite Indymedia<br />

war Marcel G. damals<br />

längst aus der linken Szene ausgeschlossen<br />

worden. Zudem wurde<br />

dort verbreitet, dass er Informant<br />

von Polizei und Verfassungsschutz<br />

gewesen sei. Unbekannte hatten<br />

bereits 2015 ein Vernehmungsprotokoll<br />

ins Internet gestellt. Darin<br />

machte G. in seinem Hamburger<br />

Verfahren nach 2012 bereitwillig<br />

Aussagen zur linken Szene in Berlin<br />

und zum Zentrum der Linksautonomen<br />

in der Rigaer Straße 94 –allerdings<br />

waren sie wirr und falsch. Er<br />

hoffte wohl, dafür eine milde Strafe<br />

zu erhalten. DiePolizei dementierte<br />

später:„Er wurde und wirdnicht als<br />

Informant oder V-Person der Polizei<br />

Berlin geführt.“<br />

Wegen der Brandstiftungen an<br />

den Autos in Hamburgsaß er bis November<br />

2015 in der Hansestadt in<br />

Haft. Nach seiner Entlassung kehrte<br />

er nach Berlin zurück und versuchte,<br />

Anschluss an die linke Szene zu finden<br />

– bis diese ein 26-seitiges<br />

Schriftstück mit dem Vernehmungsprotokoll<br />

veröffentlichte und ihn der<br />

V-Mann-Tätigkeit bezichtigte.<br />

Offenbar enttäuscht über die Ablehnung,<br />

bezeichnete sich Marcel G.<br />

fortan als Aussteiger aus der linksautonomen<br />

Szene und suchte Anschluss<br />

an die rechte Szene. Erlief<br />

dann bei Bärgida-Demonstrationen<br />

mit und hielt dortReden.<br />

Warnung der Linken vorG.<br />

Mit der Brandstiftung 2016 habe er<br />

sich bei der linksautonomen Szene<br />

in Berlin rächen wollen, sagte er vor<br />

Gericht. Man wisse ja, dass diese<br />

Leute für solche Brandstiftungen<br />

verantwortlich seien. Er habe mit<br />

seiner Tat den Verdacht auf seine<br />

einstigen Mitstreiter richten wollen.<br />

Nach seiner jüngsten Haftentlassung<br />

warnte die linke Szene im Februar<br />

dieses Jahres wieder öffentlich<br />

vor Marcel G. Er versuche erneut,<br />

Kontakte in die linke Szene Berlins<br />

zu knüpfen. „Ermachte umfassende<br />

Aussagen beim Staatsschutz und belastete<br />

Personen und Strukturen.“<br />

Unmittelbare Folgen seiner Aussagen<br />

seien Hausdurchsuchungen und<br />

gewalttätige Übergriffe durch die Polizei<br />

gegen die „Rigaer94“ gewesen.<br />

Es sei „heute wie damals unklar, inwiefern<br />

die Unzurechenbarkeit seines<br />

psychischen Zustandes von den<br />

staatlichen Behörden ausgenutzt<br />

wird“. Der Staatsschutz versuche es<br />

mit allen Mitteln.<br />

Inzwischen brannten in Berlin<br />

wieder mehr Autos als in denVorjahren.<br />

Wegen der vielen Brände gründete<br />

die Polizei im Juli eine Ermittlungsgruppe<br />

„Nachtwache“.<br />

Bis dahin waren bereits rund 280<br />

Autos durch Brandanschläge beschädigt<br />

oder zerstört worden. Davonwar<br />

etwas mehr als die Hälfte gezielt<br />

angezündet worden. So viel<br />

hatte die Polizei im gesamten Jahr<br />

2018 gezählt. Die CDU lobte sogar<br />

ein Kopfgeld zur Ergreifung eines<br />

Brandstifters aus, wofür sie von der<br />

FDP des Populismus’ beschuldigt<br />

wurde.<br />

G. soll unter anderem am 30. Juni<br />

einen VW in Tiergarten angezündet<br />

haben. Im Hansaviertel soll er am 17.<br />

Juli einen Renault, einen Volvo und<br />

einen Skoda in Brand gesetzt haben.<br />

Am 24. Juli soll er in Wilmersdorf einen<br />

Mercedes und einen Citroen angezündet<br />

haben, und am 30. Juli in<br />

Tiergarten einen VW Touareg und einen<br />

Renault Kangoo. Während dieser<br />

Zeit war ihm die „EG Nachtwache“<br />

bereits auf der Spur. Drei<br />

Brandstiftungen hat Marcel G. eingeräumt.<br />

„Für anderegilt er als dringend<br />

tatverdächtig“, sagt ein Polizeisprecher.<br />

Als er merkte, dass ihm die Fahnder<br />

näher kamen, setzte sich Marcel<br />

G. nach Hamburg ab. Als er dort erneut<br />

ein Auto anzündete, klickten<br />

die Handschellen. Die Polizei löste<br />

ihre „Ermittlungsgruppe Nachtwache“<br />

inzwischen auf.<br />

Müller<br />

teilt aus<br />

Der Regierende nutzt das Parlament als Bühne<br />

VonElmar Schütze<br />

Ungewohnt bissig zeigte sich der Regierende<br />

Bürgermeister.<br />

DPA<br />

Dahatte sich offenbar etwas angestaut.<br />

Einige Zeit war es um<br />

Michael Müller ungewöhnlich still.<br />

Vielleicht lag es daran, dass der Regierende<br />

Bürgermeister für ein paar<br />

Tage nach Peking gereist war,umdie<br />

Städtepartnerschaft mit der chinesischen<br />

Hauptstadt mit Leben zu füllen<br />

–und den mitreisenden Managern<br />

und Geschäftsleuten manche<br />

Tür zu Geschäftspartnernzuöffnen.<br />

Jedenfalls nutzte der SPD-Politiker<br />

am Donnerstag das Abgeordnetenhaus<br />

als Bühne zu einer,naja, Generalkritik<br />

zu manch schräger Debatte<br />

und Entscheidung der jüngsten Zeit.<br />

So nahm sich Müller etwa Florian<br />

Schmidt vor. Der Grünen-Baustadtrat<br />

von Friedrichshain-Kreuzberg<br />

fing sich heftige Kritik wegen seiner<br />

Entscheidung ein, einen Umbau des<br />

Karstadt-Hauses am Hermannplatz<br />

nicht zu genehmigen. „Das geht so<br />

nicht“, sagte Müller.Natürlich könne<br />

ein Investor nicht machen, was er<br />

wolle. Aber die Politik müsse mit Investoren<br />

sprechen. Dass dies im<br />

Falle Karstadt nicht geschehen war,<br />

„halte ich für nicht akzeptabel“,<br />

sagte Müller unter lautem Beifall von<br />

SPD,CDU und FDP.Bei Grünen und<br />

Linken –immerhin Müllers Koalitionspartner<br />

–rührte sich keine Hand.<br />

Wie berichtet, hatte Baustadtrat<br />

Schmidt Pläne des Karstadt-Eigentümers<br />

Signa abgelehnt, das Kaufhaus<br />

am Hermannplatz wieder im Glanz<br />

der 20er-Jahre erstrahlen zu lassen.<br />

Schmidt glaubt, dass Gebäude erscheine<br />

aus heutiger Sicht „überzogen<br />

und unangemessen“. Es würde<br />

„wie ein Fremdkörper“ wirken und<br />

ein „irreführendes Signal“ setzen. Bedingt<br />

durch zu erwartende hohe Abriss-<br />

und Neubaukosten sei mit hohen<br />

Mieten zu rechnen.<br />

Die Stimmung explizit der Linke-<br />

Fraktion besserte sich nicht, als der<br />

Regierungschef sich danach Katalin<br />

Gennburg zur Brust nahm –freilich<br />

ohne die Sprecherin für Stadtentwicklung<br />

namentlich zu nennen.<br />

Diese hatte unlängst gefordert, das<br />

Land Berlin solle angesichts von vielen<br />

Millionen Touristen und damit<br />

zusammenhängender Vermüllung<br />

der Stadt etwa mit E-Scootern weltweit<br />

weniger für sich werben. Dassei<br />

der falsche Weg, sagte Müller. Soerfreulich<br />

der Anstieg von Arbeitsplätzen<br />

invielen innovativen und kreativen<br />

Branchen sei –„wir brauchen<br />

auch weiter Arbeitsplätze inGastronomie<br />

und Hotellerie. Und wir müssen<br />

die Branche weiter stärken“.<br />

Da war es für das Binnenklima der<br />

rot-rot-grünen Koalition vielleicht gar<br />

nicht schlecht, dass als Dritter auch<br />

noch Christian Gräff sein Fett wegkriegte.<br />

Der baupolitische Sprecher<br />

der CDU-Fraktion hatte unlängst sogar<br />

einen Zuzugsstopp gefordert.<br />

Berlin habe dafür nicht die Infrastruktur,hatte<br />

er bei einem längst legendären<br />

Auftritt beim RBB gesagt<br />

und es danach irgendwie nicht mehr<br />

vermocht ausreichend klarzumachen,<br />

dass an all dem natürlich der<br />

aktuelle Senat schuld sei.<br />

„Natürlich brauchen wir Zuzug“,<br />

sagte der Regierende Bürgermeister<br />

und wurde dann staatstragend: „Gerade<br />

im 30. Jahr des Mauerfalls müssen<br />

wir deutlich machen, dass Freiheit<br />

und Offenheit auch ein harter<br />

Standortfaktor ist.“ Dort woman frei<br />

leben, arbeiten und forschen könne,<br />

da zögen die Menschen auch gerne<br />

hin. Berlin sei auch deswegen so attraktiv,weil<br />

all das möglich sei.<br />

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