17.09.2019 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln Ausgabe 06 / 2019

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Leben & Wissen<br />

NEUER KRAFTSTOFF<br />

GEGEN „FLYGSKAM“<br />

Klimaschutz ist eine Preisfrage – vor allem beim Treibstoff<br />

Flugzeug bei der Betankung mit klimaschädlichem Kerosin.<br />

Wenn Greta Thunberg als Leitfigur der Bewegung Fridays for Future auf Reisen geht,<br />

meidet sie das Flugzeug. Denn Flugreisen schaden dem Klima und der Umwelt. So<br />

passt es auch, dass sich das Wort „Flygskam“ aus dem schwedischen Sprachgebrauch<br />

auch in Deutschland mittlerweile etabliert hat: „Flugscham“<br />

Foto: © chalabala – stock.adobe.com<br />

wo die Windräder wahre Dauerläufer sind,<br />

arbeitet man an einem CO2-freien Kerosin.<br />

Lufthansa, die Universität Bremen und die<br />

Raffinerie Heide arbeiten an dem klimafreundlichen<br />

Kerosin. Forscher und Ingenieure<br />

tüfteln dort an einem regenerativen<br />

Kraftstoff, den die Raffinerie aus überschüssigem<br />

Windstrom produzieren kann.<br />

<strong>Die</strong>sen will die Lufthansa künftig kaufen.<br />

Doch gibt es da noch ein kleines Problem.<br />

<strong>Die</strong> Mengen an CO2-freiem Kerosin sind<br />

noch viel zu niedrig und der Preis dafür für<br />

die Airlines viel zu hoch. Momentan sind<br />

die Kosten noch drei- bis fünfmal höher als<br />

beim normalen Flugzeugtreibstoff Kerosin.<br />

Um die Produktion des neuen Kraftstoffes<br />

hochzufahren und Kosten senken zu können,<br />

drängen die deutschen Fluglinien<br />

Condor, Tuifly und Lufthansa auf eine industriepolitische<br />

Initiative, die in Deutschland<br />

und der EU entsteht.<br />

Quoten für Biokerosin<br />

Das Flugzeug ist ein Klimasünder bzw.<br />

der Sünder ist vielmehr der verwendete<br />

Treibstoff, das Kerosin. Das macht richtig<br />

Dreck und die Verbrennung erzeugt sehr<br />

viel Kohlendioxid. Das Bundesumweltamt<br />

hat 2017 die unterschiedlichen Emissionen<br />

der Verkehrsmittel ermittelt. Ein Kilometer<br />

in der Luft setzt 201 Gramm Treibhausgase<br />

pro Passagier frei. Bahn fahren<br />

ist deutlich umweltfreundlicher, vor allem<br />

der Fernverkehr. Hier werden nach Berechnungen<br />

des Bundesumweltamtes nur 36<br />

Gramm Treibhausgase pro Gast per Kilometer<br />

ausgestoßen. Daher wundert es auch<br />

nicht, dass Greta Thunberg für ihre Fahrt<br />

von Stockholm zum Weltwirtschaftsforum<br />

in Davos den Zug nahm.<br />

Flugreisende können<br />

Klima-Kompensation<br />

zubuchen<br />

Schon seit einiger Zeit kann man bei der<br />

Buchung einer Flugreise über Portale eine<br />

CO2-Kompensation zahlen. Mit dieser Spende,<br />

die auf den üblichen Reisepreis aufgeschlagen<br />

wird, kann man weltweite Klimaprojekte<br />

unterstützen. Der Schaden durch<br />

den Flug bleibt aber bestehen. Aber wegen<br />

des Ausstoßes von Treibhausgasen nun auf<br />

den Urlaub auf Mallorca verzichten? „Das<br />

Flugzeug fliegt doch eh – egal ob ich drinsitze<br />

oder nicht“, mag da mancher sagen.<br />

Doch welche Alternative gibt es zur Flugreise?<br />

Was tun gegen Flugscham? <strong>Die</strong> Verantwortung<br />

dafür liegt hierbei vor allem bei<br />

denjenigen, die die Flugzeuge betreiben. Womöglich<br />

könnte ein anderer Treibstoff die Lösung<br />

sein, damit Fliegen völlig ohne schlechtes<br />

Gewissen möglich ist. Da wären die einst<br />

belächelten „Flugtaxis“, die über Elektromotoren<br />

betrieben werden, eines Tages für kürzere<br />

Strecken eine Möglichkeit. Linienflieger<br />

auf E-Mobilität umzustellen dürfte auf einen<br />

absehbaren Zeitraum sehr schwer werden.<br />

Es muss also ein anderer Treibstoff her.<br />

Entwicklung neuer<br />

Kraftstoffe in Deutschland<br />

An dem zukünftigen Treibstoff, der nicht<br />

mehr in diesem Maße Treibhausgase bei<br />

der Verbrennung verursacht, arbeitet man<br />

beispielsweise in Schleswig-Holstein. Dort,<br />

In Frankreich und Norwegen ist man hier<br />

schon ein Stück weiter. Dort gelten künftig<br />

Quoten für Biokerosin. <strong>Die</strong> Airlines sind<br />

verpflichtet, dem normalen Kerosin die<br />

klimafreundliche Methode beizumischen.<br />

So sollen nach und nach die Anteile des<br />

CO2-freien Kerosins schrittweise steigen –<br />

ein Markt für Biokerosin soll so aufgebaut<br />

werden. <strong>Die</strong> Triebwerke der Flugzeuge müssen<br />

für den klimafreundlichen Treibstoff<br />

nicht umgerüstet werden.<br />

Auch für Unternehmen, die viele Mitarbeiter<br />

auf Reisen schicken, könnte es zunehmend<br />

wichtig werden, darauf zu achten,<br />

mit welchem Sprit das Flugzeug fliegt – vor<br />

allem, wenn sie jährliche Nachhaltigkeitsberichte<br />

vorlegen müssen. <strong>Die</strong> Verbraucher<br />

und Kunden hinterfragen zunehmend Produkte<br />

und <strong>Die</strong>nstleistungen nach deren Klimabilanz.<br />

Unternehmen, die zunehmend<br />

den Ruf der Klimasünder aufgestempelt<br />

bekommen, könnten es schwer haben. Bei<br />

der niederländischen Airline KLM können<br />

Unternehmen ihre Mitarbeiter gegen Aufpreis<br />

bereits CO2-arm fliegen lassen. <strong>Die</strong><br />

Airline plant dieses Angebot künftig auch<br />

in Deutschland. W<br />

Christian Esser<br />

50 www.diewirtschaft-koeln.de

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