17.09.2019 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln Ausgabe 06 / 2019

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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Geld & Geschäft |<br />

DER MOTOR<br />

KOMMT INS STOCKEN<br />

Kaum noch Wachstum – die globale <strong>Wirtschaft</strong> steht vor großen Problemen<br />

Foto: © Rawf8 – stock.adobe.com<br />

wagt. <strong>Die</strong> Gefahr ist groß, dass auch andere<br />

Länder den Schritt gehen und die<br />

eigene Währung abwerten. Ökonomen<br />

sind längst alarmiert und warnen vehement<br />

vor einem wachsenden „Risiko eines<br />

globalen Handels- und Währungskrieges<br />

und einer Erosion der multilateralen Ordnung<br />

der Weltwirtschaft“, so wie es der<br />

Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, tut.<br />

Manch anderer fühlt sich an die Lage der<br />

1930er-Jahre erinnert, als eine Weltwirtschaftskrise<br />

zu einer Abwertungsspirale<br />

von Währungen führte.<br />

Brexit ohne Deal –<br />

schlecht für ganz Europa<br />

Der Handelskrieg zwischen den USA und China bringt die Weltwirtschaft aus dem Takt.<br />

<strong>Die</strong> immer massiveren Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China verursachen<br />

Probleme für die gesamte Weltwirtschaft. <strong>Die</strong> Folgen sind auch längst in<br />

Deutschland zu spüren, ein Wachstum der <strong>Wirtschaft</strong> ist kaum noch vorhanden, Erste<br />

befürchten sogar eine Rezession.<br />

„Deutschland hat die höchsten Handelsüberschüsse<br />

aller Länder weltweit und ist<br />

daher besonders verwundbar. Aber wir<br />

Deutschen müssen auch eigene Fehler eingestehen,<br />

denn durch die großen Handelsüberschüsse<br />

trägt Deutschland stark zu<br />

den globalen Ungleichgewichten bei“, sagte<br />

der Präsident des Deutschen Instituts<br />

für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung (DIW), Marcel<br />

Fratzscher, im Bezug auf den eskalierenden<br />

Handelsstreit zwischen China und den<br />

USA zu den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.<br />

„Vor allem Deutschland zahlt einen<br />

hohen Preis für die globalen Handelskonflikte,<br />

da unsere <strong>Wirtschaft</strong> stärker als<br />

andere von den Exporten abhängig ist“, so<br />

Fratzscher.<br />

Lage und Ausblick negativ<br />

Und es sieht für die Weltwirtschaft momentan<br />

wahrlich nicht gut aus. Das vierteljährlich<br />

erhobene Weltwirtschaftsklima<br />

des Ifo-Instituts fiel im dritten Quartal in<br />

Folge. Etwa 1200 Experten aus 116 Ländern<br />

geben dazu ihre Meinung ab. Auffällig<br />

ist bei der aktuellsten Auswertung,<br />

dass erstmals seit 2012 nicht nur die Lagebeurteilung,<br />

sondern auch die Erwartungshaltung<br />

überwiegend mit „negativ“ bewertet<br />

wurde.<br />

Auch an den Finanzmärkten sind die Aussichten<br />

eher trübe. Dort wird sich sogar<br />

zunehmend auf eine globale Rezession<br />

eingestellt. Selbst die Verzinsung von Bundesanleihen<br />

mit einer Laufzeit von 30 Jahren<br />

ist derzeit unter null gesunken. <strong>Die</strong><br />

Märkte rechnen mit einer sehr schwachen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sentwicklung und mit äußerst<br />

niedrigen Leitzinssätzen auf lange Sicht.<br />

<strong>Die</strong> Zukunftsaussichten sind nicht gerade<br />

rosig. Handelsstreitigkeiten weiten sich<br />

immer mehr aus. Längst sind nicht nur die<br />

drei größten Handelsblöcke (USA, China<br />

und EU) mit den Folgen der diversen Handelshemmnisse<br />

belastet. <strong>Die</strong>se Systematik<br />

findet längst Nachahmer. Zwischen Japan<br />

und Südkorea ist ebenfalls ein weiterer<br />

Schwelbrand entzündet worden. Auch hier<br />

setzen beide Länder Handelsbarrieren ein,<br />

um politische Forderungen durchzusetzen<br />

– das Modell Trump macht Schule.<br />

China hat durch die Abwertung der eigenen<br />

Währung einen massiven Schritt ge-<br />

Und dann kommt demnächst auch noch<br />

der Brexit. Boris Johnson, neuer britischer<br />

Premierminister, will aus der Europäischen<br />

Union am 31. Oktober austreten.<br />

Sollte der bereits ausgehandelte Deal nicht<br />

noch einmal nachverhandelt werden, will<br />

er zur Not den Brexit ungeordnet vollziehen.<br />

<strong>Die</strong> Folgen wären plötzlich geltende<br />

WTO-Zölle, Grenzkontrollen und vor allem<br />

Chaos. Es wären Folgen für den gesamten<br />

Rest Europas. Für Deutschland würde<br />

dies wohl einen Rückgang der Exporte<br />

bedeuten: Autos, Maschinen, Chemie, Lebensmittel.<br />

Daran würden auch die bereits<br />

verabschiedeten rund 50 Gesetze im Bundestag<br />

nicht viel ändern – sie könnten die<br />

Folgen höchstens abmildern.<br />

Mut macht allerdings, dass der Binnenkonsum<br />

gut läuft. <strong>Die</strong> Konjunktur läuft<br />

dennoch, auch befeuert von Lohnerhöhungen.<br />

Fraglich ist aber, wie sich dies<br />

verändert, sollten Preise infolge weiterer<br />

Handelshemmnisse wie Zölle steigen. Arbeitgeber<br />

und Gewerkschaften drängen<br />

den Gesetzgeber schon jetzt in Sorge vor<br />

einer Rezession zu einer Änderung beim<br />

Kurzarbeitergeld – so sollen Entlassungen<br />

bei einem <strong>Wirtschaft</strong>sabschwung besser<br />

verhindert werden können. Doch droht<br />

infolge des Strukturwandels in vielen Industriezweigen<br />

ein Arbeitsplatzabbau,<br />

beispielsweise in der Autoindustrie und<br />

bei ihren Zulieferern. W<br />

Christian Esser<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 39

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