17.09.2019 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln Ausgabe 06 / 2019

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

| Geld & Geschäft<br />

VORGEHEN GEGEN<br />

GELDWÄSCHE<br />

Bundesregierung plant Gesetze, um Kriminellen das Handwerk zu legen<br />

Foto: © zeralein – stock.adobe.com<br />

lem sogenannte share deals sollen hier im Fokus<br />

liegen. Bei einem share deal werden statt<br />

Grundbesitz lediglich Anteile übertragen.<br />

Nach Schätzungen entgehen dem deutschen<br />

Staat durch solche Geschäfte etwa eine Milliarde<br />

Euro an Steuereinnahmen.<br />

<strong>Die</strong> Zusammenarbeit zwischen den Behörden<br />

soll ebenfalls verbessert werden. <strong>Die</strong> beim<br />

Zoll angesiedelte Financial Intelligence Unit<br />

(FIU) soll einen besseren Zugriff auf die Daten<br />

anderer Ermittlungsbehörden erhalten. <strong>Die</strong><br />

Behörde appelliert immer wieder an Makler<br />

und Notare, sich bei Verdachtsfällen häufiger<br />

an die FIU zu wenden. Von den im Jahr 2017<br />

rund 60.000 eingegangenen Verdachtsmeldungen<br />

kamen allerdings nur rund 20 Hinweise<br />

von Immobilienmaklern, die auf mögliche<br />

Geldwäschefälle hingewiesen hatten.<br />

Geldwäsche-Verfahren am<br />

Landgericht <strong>Köln</strong><br />

Kriminelle versuchen u.a. mit Immobilienkäufen Geld zu waschen.<br />

Es gibt kaum einen anderen Markt in Deutschland, wo so viel Geld im Spiel ist. Viele<br />

sehen „Steine“ als gutes Investment an. Seit Jahren steigen Kaufpreise und Mieten.<br />

Doch nicht nur Wohnungsbaugesellschaften, Investoren oder Privatleute sind auf<br />

den Märkten aktiv, auch Kriminelle mischen munter mit und versuchen, Geld zu waschen.<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung nimmt diese nun stärker ins Visier. Es sind unter anderem<br />

schärfere Meldepflichten geplant.<br />

Der Kampf gegen Geldwäsche soll ausgeweitet<br />

werden. Hierbei soll vor allem die<br />

Immobilienbranche in den Fokus von Ermittlungen<br />

rücken. Der Immobilienboom<br />

in Deutschland hat den Immobiliensektor<br />

längst zum Ziel Krimineller gemacht, die<br />

Geldwäsche betreiben. Darauf wies bereits<br />

eine Studie von Transparency International<br />

hin, wonach immer mehr ausländisches<br />

Geld investiert werde, dessen Herkunft unklar<br />

sei. Es geht dabei um Beträge von über<br />

30 Milliarden Euro jährlich. Schon Ende<br />

vergangenen Jahres mahnte Transparency<br />

Deutschland: „Es gibt ein massives Problem<br />

mit Geldwäsche bei Immobilien in Deutschland“,<br />

so Chefin Edda Müller. „<strong>Die</strong> geltenden<br />

Gesetze und die Ausstattung der Ermittlungsbehörden<br />

stehen auch angesichts der<br />

Grenzenlosigkeit internationaler Finanzströme<br />

in keinem Verhältnis dazu.“<br />

Regierung erkennt<br />

Problem der Geldwäsche an<br />

Auch die Bundesregierung hat dies mittlerweile<br />

erkannt. „Geldwäsche ist in unserem<br />

Land ein ernstes Problem. Das müssen wir<br />

beseitigen“, sagte Finanzminister Olaf Scholz<br />

den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Vor<br />

allem auf dem Immobilienmarkt müssen wir<br />

genauer hinschauen.“ Mit einem neuen Gesetz<br />

sollen nun mehr Berufsgruppen als bisher<br />

dazu verpflichtet werden, einen Verdacht<br />

auf Geldwäsche zu melden und Vorsorge gegen<br />

Geldwäsche zu betreiben. Unter diese Regelung<br />

sollen künftig auch Immobilienmakler,<br />

Edelmetallhändler und Auktionshäuser<br />

fallen. Außerdem plant Scholz, einen weiteren<br />

Gesetzesentwurf einzubringen, um Steuersparmodelle<br />

und Steuerschlupflöcher bei<br />

Immobiliengeschäften einzudämmen. Vor al-<br />

Der deutsche Immobilienmarkt ist für Kriminelle<br />

vor allem wegen seines großen Volumens<br />

verlockend. 2018 betrug das Nettoanlagevermögen<br />

in Wohn- und Nichtwohnbauten<br />

etwa 9 Billionen Euro. Doch nur selten konnten<br />

bislang große Fälle von Geldwäsche aufgedeckt<br />

werden. Im Juli vergangenen Jahres<br />

gab es in Berlin einen Coup der Ermittlungsbehörden,<br />

als 77 Wohnungen, Häuser und<br />

Grundstücke beschlagnahmt wurden. <strong>Die</strong>se<br />

sollen einem kriminellen Clan gehört haben.<br />

Derzeit läuft vor der 7. Großen Strafkammer<br />

des <strong>Köln</strong>er Landgerichts der Prozess gegen<br />

Michael G. und drei weitere Angeklagte. Der<br />

Prozess umfasst zum einen den Betrug an einem<br />

Ehepaar aus Frechen, das um mehr als<br />

900.000 Euro betrogen wurde, und der Prozess<br />

untersucht Geldwäsche und wie die Familie<br />

des mutmaßlichen Täters, der mittlerweile<br />

auch als „Don Mikel“ bekannt ist, Geld<br />

in Immobilien investierte. Das Gericht untersucht,<br />

woher das Geld für teure Autos, einen<br />

aufwendigen Lebensstil und Immobiliengeschäfte,<br />

auch über Strohleute, kam, obwohl<br />

der Angeklagte den Behörden versicherte,<br />

dass er auf Sozialhilfe angewiesen sei. Ein<br />

Urteil in diesem Prozess wird frühestens im<br />

Herbst dieses Jahr erwartet. W<br />

Christian Esser<br />

26 www.diewirtschaft-koeln.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!