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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 239 · D ienstag, 15. Oktober 2019 15 *<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
Weniger<br />
Sumpfkrebse<br />
gefangen<br />
Bekämpfung in Berlin soll<br />
aber weitergehen<br />
Die Reusen werden leerer: Die<br />
Zahl der in Berlin gefangenen<br />
Roten Amerikanischen Sumpfkrebse<br />
ist in diesem Jahr deutlich zurückgegangen.<br />
VomSaisonbeginn im April<br />
bis Ende September seien rund 22<br />
000 Exemplare ins Netz gegangen,<br />
sagte Derk Ehlertvon der Senatsverwaltung<br />
für Umwelt, Verkehr und<br />
Klimaschutz auf dpa-Anfrage.Das ist<br />
etwas mehr als die Hälfte der Vorjahresmenge,<br />
die insgesamt bei 38 000<br />
lag. Ehlert wertete dies als Erfolg,<br />
schränkte aber ein, dass der Bestand<br />
immer noch groß sei. Deshalb solle<br />
die Bekämpfung voraussichtlich<br />
auch 2020 weitergehen.<br />
Größtenteils stammen die Fänge<br />
aus GewässernimTiergarten (9 000)<br />
und dem Britzer Garten (13 000). In<br />
denWasserläufen und Seen der Neuköllner<br />
Grünanlage wurden in diesem<br />
Jahr doppelt so viele Reusen<br />
ausgelegt wie 2018. Fischer meldeten<br />
zudem vereinzelte Funde in der<br />
Unterhavel (7), der Stadtspree (19)<br />
und dem Müggelsee (9), wie Ehlert<br />
sagte. Diese Gewässer entsprächen<br />
auch nicht dem Lebensraum der<br />
Krebse –die Tierebevorzugen ruhige<br />
Gewässer mit flachen Ufern.<br />
Bei niedrigen Wassertemperaturen<br />
sind sie weitgehend inaktiv und<br />
am Grund der Gewässer verborgen.<br />
Deswegen wird mit dem Fang über<br />
den Winter pausiert. Damit die Bestände<br />
in Zukunft nicht wieder nach<br />
oben schnellten, werdedie Bekämpfung<br />
wohl auch nächstes Jahr weitergehen,<br />
so Ehlert. Ob Berlin die Tiere<br />
je wieder ganz los wird, gilt ohnehin<br />
als fraglich: Es müsste nur ein einzelnes<br />
Weibchen mit mehreren Eiern<br />
durchkommen, damit eine neue Population<br />
entstehen kann.<br />
Eine Plage, schmeckt aber wohl ganz ordentlich<br />
–der Sumpfkrebs<br />
DPA<br />
Lernen mit dem Mejstaŕ Mólaŕ Nazymy<br />
In der Krabatschule Jänschwalde gehören die sorbische Sprache und Kultur zum Alltag<br />
VonTorsten Müller,Jänschwalde<br />
Der Zaubermüller Krabat,<br />
die Waldgeister Wurlawy,<br />
der Drache Plon, der<br />
Wassermann Nykus, der<br />
Schlangenkönig Wužowy kral oder<br />
der Mejsta Móla Nazymy, der Malermeister<br />
Herbst, gehören in der<br />
Grundschule von Jänschwalde<br />
(Landkreis Spree-Neisse) so selbstverständlich<br />
zu den Lehrkräften wie<br />
die Klassenleiterin oder der Sportlehrer.<br />
Der Ort nahe der polnischen<br />
Grenze liegt im Kern des niedersorbischen<br />
Siedlungsgebietes. Solernt<br />
man schon auf der Türschwelle,dass<br />
die Schule eine šula ist und das<br />
Jänschwalde auch Janšojce heißt.<br />
Aufden Fluren und in den Zimmern,<br />
ja selbst in den Waschräumen ist die<br />
Sprache und Kultur der nationalen<br />
Minderheit in Form von liebevollen<br />
Zeichnungen und angepinnten Vokabeln<br />
allgegenwärtig. Undauch die<br />
Schüler rufen sich zur Begrüßung<br />
mal ein kurzes Hallo, mal aber auch<br />
ein wohl intoniertes „dobre zajtšo“<br />
entgegen. Mit diesem „guten Morgen“<br />
beginnt hier der Schultag, egal,<br />
welches Fach gerade ansteht.<br />
Klasse der Wurlawy<br />
Der Schauspieler David Kross als Zauberer Krabat.<br />
EINE ANERKANNTE NATIONALE MINDERHEIT<br />
Die Sorben sind in Deutschland offiziell als<br />
nationale Minderheit anerkannt. Sie kommen<br />
ursprünglich aus den Karpaten. Im 6.<br />
Jahrhundertwurden sie in der damals weitgehend<br />
unbewohnten Region zwischen Neiße<br />
und Saale sesshaft. In der Zeit des Nationalsozialismus<br />
wurde alles Sorbische verboten.<br />
In der Krabat-Grundschule von<br />
Jänschwalde, in der zakładna šula<br />
Krabat Janšojce, wird seit mehr als<br />
zehn Jahren bilingualer Unterricht<br />
erteilt. Fast jeder der gut 150 Schüler<br />
nimmt mittlerweile an dem freiwilligen<br />
Witaj-Projekt teil. Witaj heißt<br />
übersetzt willkommen. Es heißt aber<br />
auch, die eigentliche, angestammte<br />
Muttersprache der Region samt der<br />
dazugehörigen sorbisch-wendischen<br />
Kultur erhalten zu wollen. So<br />
wird inJänschwalde nicht nur das<br />
Fach Sorbisch ab der 1. Klasse ganz<br />
regulär im normalen Stundenplan<br />
gelehrt. Auch in anderen Fächern<br />
wie Mathe, Musik, Sport oder Sachkunde<br />
fließt die Sprache regelmäßig<br />
in den Unterricht ein. Unter den 14<br />
Lehrern sind mittlerweile fünf ausgebildete<br />
Sorbisch-Fachkräfte, die<br />
nicht nur die Sprache fließend sprechen,<br />
sondern ihreVermittlung professionell<br />
studierthaben.<br />
So wie zum Beispiel KlassenlehrerinKatja<br />
Genzer.Sie behandelt heute<br />
mit ihrenWurlawy-Waldgeistern–so<br />
heißt ihreKlasse 3ganz offiziell –die<br />
magischen Kräfte des Mejsta<br />
Móla Nazymy. Sie hat ihren Schülern<br />
ein Gedicht in sorbischer Sprache<br />
mitgebracht, in dem die Farbenpracht<br />
der Jahreszeit Herbst gepriesen<br />
wird. Schritt für Schritt erschließen<br />
sich Annalena, Alexander, Lori,<br />
Hannes, Mia und alle anderen Kinder<br />
zusammen mit ihrer Lehrerin<br />
den Text. Sie aktivieren Vokabeln,<br />
üben die Aussprache der einzelnen<br />
neuen Wörter, probieren sich im<br />
flüssigen Lesen und beugen sich<br />
schließlich konzentriert über ihre<br />
FOX DEUTSCHLAND<br />
Seit dem Kriegsende bemühen sich DDR<br />
und Bundesrepublik um eine Revitalisierung<br />
vonSprache und Kultur.Schätzungen gehen<br />
davonaus, dass sich im länderübergreifenden<br />
Siedlungsgebiet vonBrandenburg und<br />
Sachsen noch rund 60 000 Menschen als<br />
Sorben bezeichnen.<br />
Arbeitshefte, als es ans möglichst<br />
fehlerfreie Schreiben der Verse geht.<br />
„Für mich ist es immer noch ein<br />
Traum, die Sprache unterrichten<br />
und dadurch mit dazu beitragen zu<br />
können, dass sie hoffentlich nicht<br />
ausstirbt“, sagt die 48-Jährige in einer<br />
Unterrichtspause.„Nur mit unseren<br />
Kindernkönnen wir ein Stück<br />
unserer ureigenen Kultur in die<br />
nächste Generation retten.“ Katja<br />
Genzer stammt aus dem NachbardorfDrewitz,<br />
für die Großelternwar<br />
Sorbisch die Muttersprache, die Eltern<br />
konnten sie zwar noch verstehen,<br />
aber selber nicht mehr aktiv<br />
sprechen. „Gerade wenn wir Kinder<br />
nicht wissen sollten, worum es geht,<br />
wurde im Hause der Großeltern<br />
ganz bewusst Sorbisch gesprochen“,<br />
erzählt Katja Genzer. „Das<br />
hat meinen Ehrgeiz geweckt. Na<br />
wartet, sagte ich mir, so einfach<br />
mach ich es euch nicht mehr lange.“<br />
In den Fußstapfen der Mutter<br />
Da sie die Sprache und vor allem<br />
auch die im Dorfnoch fleißig gelebten<br />
sorbisch-wendischen Bräuche<br />
ohnehin sehr mochte, ging sie<br />
schon zu DDR-Zeiten an der gleichen<br />
Schule,ander sie heute unterrichtet,<br />
zum freiwilligen Sorbisch-<br />
Unterricht. Über die Stationen der<br />
sorbischen Erweiterten Oberschule<br />
(EOS) in Cottbus und des sorbischen<br />
Lehrerbildungsinstitutes in<br />
Bautzen wurde sie zur Vermittlerin<br />
der Sprache.„Siehat mir sogar nach<br />
Studienende die Tür zum Beruf geöffnet,<br />
weil ich als Sorbisch-Fachkraft<br />
auch kurz nach der Wende<br />
gleich anfangen konnte. Ansonsten<br />
war ja für Lehrer erst mal Einstellungsstopp<br />
in Brandenburg.“<br />
Denn das „Witaj“ wird heute in<br />
vielen Schulen und auch Kindergärten<br />
der Region aktiv gelebt. Es gibt<br />
einheitliches Lehrmaterial vom<br />
Vorschulalter bis zum Abitur, die<br />
Pädagogen werden in Leipzig ausgebildet.<br />
„Ich will die Sprache richtig<br />
lernen und studieren und dann<br />
als Lehrerin wieder zurück an die<br />
Schule kommen“, sagt Marie aus<br />
der 6. Klasse. Lukas ist stolz, dass er<br />
den Eltern bei Ausflügen über die<br />
Grenze nach Polen schon viel übersetzen<br />
kann, weil die sorbische und<br />
die polnische Sprache sehr ähnlich<br />
sind. Die Kinder lieben zapust, die<br />
Fastnacht, und die Trachten, in die<br />
sie zum Singen und Tanzen schlüpfen.<br />
Und auch wenn sie natürlich<br />
nicht mehr an den Weihnachtsmann<br />
glauben, so rätseln sie schon<br />
jetzt voller Vorfreude,wer in diesem<br />
Jahr im Advent stumm und gut verkleidet<br />
als Bescherkind, als Janšojski<br />
bog, durch den Ort streift und in<br />
ihre Klassenräume kommt. Ohne<br />
die geheimnisvollen Fabelwesen<br />
wäre die Schule ja auch nur halb so<br />
schön.<br />
Einig bei der<br />
Umwelt- und<br />
Agrarpolitik<br />
Die Koalitionsrunde<br />
arbeitet sich vor<br />
Nach heftigem Streit in der vorbereitenden<br />
Arbeitsgruppe haben<br />
die Beteiligten von SPD, CDU und<br />
Grünen vor der Verhandlungsrunde<br />
zur Umwelt- und Agrarpolitik weitgehend<br />
Einigkeit demonstriert. „Wir<br />
sind uns einig, dass wir im Klimaschutz<br />
weitere Schritte gehen wollen,<br />
im Umwelt- und Naturschutz<br />
sowieso“, sagte Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke (SPD) am Montag<br />
vorBeginn der Verhandlungen. Konkrete<br />
Maßnahmen nannte er nicht.<br />
Auch Grünen-Fraktionschefin<br />
Ursula Nonnemacher sprach von<br />
guten Ergebnissen bereits in der Arbeitsgruppe.<br />
„Beim Klimaschutz<br />
müssen wir noch mal ran“, betonte<br />
sie aber. Verhandelt werden müsse<br />
auch noch über die Verteilung der<br />
EU-Gelder für die Landwirtschaft.<br />
Die Grünen fordern eine stärkere<br />
Unterstützung der Öko-Betriebe.<br />
Dagegen erklärte der kommissarische<br />
CDU-Landeschef: „Mehr bio<br />
dann, wenn die Landwirte auch<br />
merken, dass sie beim Umstieg auf<br />
Biolandbau eine Ertragssituation<br />
haben, von der sie auch leben können.“<br />
Die habe in der Region um<br />
Berlin durchaus wirtschaftliches Potenzial.<br />
Das Streitthema zum Umgang<br />
mit den Wölfen soll vertagt werden.<br />
In den Sondierungsverhandlungen<br />
hatten sich die drei Parteien bereits<br />
darauf geeinigt, dass sogenannte<br />
Problemwölfe,dieWeidetierereißen,<br />
abgeschossen werden dürfen. (dpa)<br />
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QUOTEN<br />
Klasse 1: 1x15.320.722,70 Euro<br />
Klasse 2: 2x829.615,70 Euro<br />
Klasse 3: 47 x17.651,30 Euro<br />
Klasse 4: 382 x6.515,30 Euro<br />
Klasse 5: 3577 x231,90 Euro<br />
Klasse 6: 26.576 x62,40 Euro<br />
Klasse 7: 75.630 x21,90 Euro<br />
Klasse 8: 566.610 x13,10 Euro<br />
Klasse 9: 615.976 x5Euro<br />
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