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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
56<br />
Stadt & Utopie<br />
Erholung, Veranstaltungen<br />
und Flanieren sind in<br />
dem neu gestalteten Park<br />
auf dem EXPO-Gelände<br />
möglich. Er ist auch ein<br />
wichtiger Identitätsfaktor<br />
für die Menschen der<br />
Stadt.<br />
Eine Stadt braucht auch Orte außerhalb ihres Kernes,<br />
außerhalb ihres urbanen Zentrums. Meist sind es<br />
Grünflächen, historische Bauten und Sehenswürdigkeiten.<br />
In Montreal ist es unzweifelhaft das Gelände<br />
der EXPO 67. Sie hatte damals schon den Charakter<br />
eines „Weltwunders“. Man zeigte zumeist Leichtbaukonstruktionen<br />
und wies mit neuen architektonischen<br />
Raumstrukturen, neuartigen Verkehrskonzepten und<br />
Weltraumfahrtvisionen einen technologischen Weg<br />
zur Bewältigung von Zukunftsproblemen. Das Motto<br />
der Ausstellung lautete „Der Mensch und seine<br />
Welt“ und man war der Ansicht, dass der Mensch die<br />
Natur beherrschen könne. Ein Fehlgedanke, der sich<br />
bis in die heutige Zeit durchzieht. Die in ihrem Zusammenhang<br />
errichteten Bauten galten teilweise als<br />
wegweisend für Architektur und Städtebau. Berühmt<br />
gewordene Hinterlassenschaften der Ausstellung<br />
sind die geodätische Kugel Biosphère des US-amerikanischen<br />
Architekten Richard Buckminster Fuller<br />
sowie der Wohnbaukomplex Habitat 67 des israelischen<br />
Architekten Mosche Safdie.<br />
Mehr als 50 Jahre nach dieser erfolgreichsten Weltausstellung<br />
des 20. Jahrhunderts – sie hatte 50 Millionen<br />
Besucher – hat das Herz des Ausstellungsgeländes<br />
ein neues Outfit bekommen, um es auch<br />
in der Zukunft wieder attraktiv zu machen. Das<br />
Gelände mit der neuen Bezeichnung Espace 67 ist<br />
von dem transdisziplinären Designer Lemay und<br />
seinem Team gestaltet worden. Er hat seine Gestaltungsprinzipien<br />
in das Neu-Denken dieses Ortes<br />
eingebracht und ihn restauriert, umgeformt und den<br />
Bereich auf der Île-Sainte-Hélène in ein großes Entwicklungsprojekt<br />
verwandelt.<br />
Bestimmendes Element ist ein merkwürdiger, neuer,<br />
zentraler Boulevard, der die Biosphère mit Calders<br />
monumentaler „Trois Disques“ Skulptur am anderen<br />
Ende der Insel verbindet. Auf dem transformierten,<br />
multifunktionalen Gelände befinden sich heute ein<br />
65.000 Sitzplätze umfassendes, natürliches Amphitheater,<br />
genauso wie ein Wanderweg entlang des<br />
Flussufers. Das Projekt enthält auch einen Eventbereich<br />
und eine natürliche Agora sowie viele öffentliche<br />
Plätze, die für eine Vielzahl von Funktionen im<br />
Laufe des Jahres verwendet werden können. Und<br />
natürlich auch Infrastrukturen wie WC-Anlagen, Pavillons<br />
und Restaurants.