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Berliner Zeitung 03.12.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 13 *<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

Mehr<br />

Reichsbürger<br />

in Berlin<br />

Der Verfassungsschutz<br />

zählt 670 Personen<br />

Sie halten die Bundesrepublik<br />

nicht für existent und sprechen<br />

ihren demokratisch gewählten Repräsentanten<br />

die Legitimation ab: so<br />

genannte Reichsbürger und Selbstverwalter.<br />

Unter diesem Begriff erfasste<br />

Berlins Verfassungsschutz in<br />

diesem Jahr 670 Personen. 2017 warenes500.<br />

Im Jahr 2016 zählte die Behörde<br />

in Berlin 400 Reichsbürger und<br />

Selbstverwalter. Letztere sind Personen,<br />

die ihren Grundbesitz zu exterritorialem<br />

Gebiet erklären. Diese Zahlen<br />

stehen in einer Antwort der Innenverwaltung<br />

auf eine Anfrage des<br />

FDP-Abgeordneten Marcel Luthe.<br />

2015 hatte der Verfassungsschutz<br />

erstmals 100 Reichsbürger auf dem<br />

Schirm, die er als rechtsextremistisch<br />

eingestufte. Inzwischen wissen die<br />

Verfassungsschützer, dass das Spektrum<br />

von Reichsbürgern und Selbstverwaltern<br />

mehr Personen umfasst<br />

als nur Rechtsextremisten.<br />

Allen gemein ist die Auffassung,<br />

die Bundesrepublik sei ein von den<br />

Alliierten geschaffenes Konstrukt –<br />

eine GmbH, aus der man austreten<br />

kann. Reichsbürger argumentieren<br />

mit verschwörungstheoretischen<br />

Mustern und lehnen die geltende<br />

Rechtsordnung ab.Sie verweigerndie<br />

Zahlung von Steuern und Bußgeld,<br />

basteln „Personenausweise“, die anstatt<br />

der Personalausweise mitgeführt<br />

werden sollen und blockieren<br />

mit langen Schriftsätzen die Verwaltung.<br />

Für die Innenverwaltung war<br />

dies ein Grund, eine Arbeitshilfe mit<br />

Handlungsempfehlungen für Landesbedienstete<br />

zu veröffentlichen.<br />

Dass Reichsbürger und Selbstverwalter<br />

oft nicht harmlos sind, zeigt<br />

ein Vorfall im Burgenlandkreis. 2016<br />

schoss ein 42-Jähriger, der seinen<br />

Staat„Ur“ ausgerufen hatte,auf einen<br />

Polizisten an. Kurz darauf wurde in<br />

Bayern ein Polizist voneinem Reichsbürger<br />

erschossen, als dessen Waffenarsenal<br />

beschlagnahmt wurde.<br />

Im September durchsuchten Polizisten<br />

in Berlin Wohnungen der<br />

Gruppe „Geeinte deutsche Völker<br />

und Stämme“. Siesoll in Drohschreiben<br />

an den Brandenburger Justizminister<br />

versucht haben, die Freilassung<br />

des inhaftierten Holocaust-<br />

Leugners Morst Mahler zu erzwingen.<br />

Ihr werden Sachbeschädigungen,<br />

versuchte Erpressungen,<br />

Nötigungen und Freiheitsberaubung<br />

vorgeworfen. (kop.)<br />

Oberster Kontrolleur und Mahner in Finanzfragen: Christoph Weiser,der Präsident des Landesrechnungshofes von Brandenburg.<br />

Scharfe Rüge für Milliardenschulden<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Als der Landesrechnungshof<br />

am Montag in Potsdam<br />

seinen jährlichen Bericht<br />

vorlegte, ging dies mit einer<br />

harten Kritik an der neuen Regierung<br />

einher und einem Lob an die<br />

vorherige. Der Rechnungshof ist<br />

eine unabhängige Behörde, die das<br />

Handeln der Regierung darauf prüft,<br />

ob Geld verschwendet wird.<br />

Dieneue Kenia-Koalition in Potsdam<br />

ist noch nicht einmal zwei Wochen<br />

im Amt, da wird sie schon von<br />

Rechnungshofpräsident Christoph<br />

Weiser scharf kritisiert. Die Regierung<br />

aus SPD,CDU und Grünen will<br />

noch im Dezember einen Zukunftsfonds<br />

für zehn JahreinHöhe voneiner<br />

Milliarde Euro auflegen.<br />

Lob für die Linke<br />

Das sind Schulden, die noch schnell<br />

gemacht werden sollen, bevor am<br />

1. Januar die Schuldenbremse in<br />

Kraft tritt. Weiser stellte am Montag<br />

klar, dass dieses Vorhaben verfassungsrechtlich<br />

nicht zu beanstanden<br />

sei. Gleichzeitig hob er hervor:<br />

„Wir stellen die Frage, obSchulden<br />

in dieser Höhe nötig sind.“ Denn die<br />

Gesamtverschuldung werde sich<br />

nicht nur zum ersten Mal seit dem<br />

Jahr 2010 wieder erhöhen. „Sie erreicht<br />

zugleich einen neuen Höchststand<br />

seit der Gründung des Landes<br />

Brandenburg“, sagte er.<br />

Der Rechnungshof beklagt, dass die neue Regierung massive Mehrausgaben plant<br />

Sozialwohnungen: Der Bestand<br />

schrumpft seit Jahren<br />

–allein in Brandenburg von<br />

2012 bis 2017 um die<br />

Hälfte. Deshalb sollten von<br />

2016 bis 2019 insgesamt<br />

2000 neue gebaut werden.<br />

Nach seiner Kritik an der aktuellen<br />

Regierung lobte er die Geldpolitik<br />

der vorherigen rot-roten Landesregierung<br />

mit Finanzministern der<br />

Linkspartei. Die hätten in ihrer fast<br />

zehnjährigen Regierungszeit einerseits<br />

gespart und auch noch alte<br />

Schulden getilgt. So seien die finanziellen<br />

Rücklagen der Regierung<br />

ständig erhöht wurden und erreichten<br />

nun ein Rekordniveau von zwei<br />

Milliarden Euro. Insgesamt hat das<br />

Land Brandenburg derzeit 18 Milliarden<br />

Euro Schulden.<br />

Der Präsident hob hervor, dass<br />

der Rechnungshof die Regierung<br />

seit vielen Jahren wegen ihrer<br />

Schuldenpolitik kritisiert, die teilweise<br />

noch aus der Zeit vor Rot-Rot<br />

stammt. „Viele Geschäfte sind Spekulationsgeschäfte<br />

gewesen“, sagte<br />

Weiser, „die sollte ein Land nicht<br />

WOHNUNGSBAU<br />

Fördersumme: Um den Bau<br />

dieser Wohnungen zu fördern<br />

waren 300 Millionen Euro<br />

vorgesehen. Ein Drittel des<br />

Geldes wurden freigegeben<br />

für den Neubau von893<br />

Wohnungen.<br />

Fertigstellung: Doch bis<br />

zum Ende 2018 waren von<br />

diesen 893 Wohnungen gerade<br />

einmal 59 Wohnungen<br />

tatsächlich fertiggestellt.<br />

Das nannte der Rechnungshof<br />

„dramatisch“.<br />

DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />

machen.“ Es handelt sich um sogenannte<br />

Derivate aus dem Jahr 2008.<br />

Solche Geschäfte mit Laufzeiten<br />

von 20oder 30 Jahre seien hochriskant<br />

und könnten statt der erhofften<br />

Gewinne auch Verluste einfahren.<br />

So muss Brandenburgineinem<br />

Fall wegen der einst festgelegten<br />

Zinsen nun 27,5 Millionen Euro<br />

mehr ausgeben.<br />

Anschließend stellten Mitglieder<br />

des Rechnungshofes einzelne Fehlentwicklungen<br />

vor. Die Einzelfälle<br />

klingen mitunter absurd. So hat die<br />

Landesregierung 2005 beschlossen,<br />

dass es eine zentrale Stelle gibt, über<br />

die möglichst alle Behörden ihren<br />

Grundbedarf vom Papier über die<br />

Möbel bis zu den Computern bezieht.<br />

Damit solle auch Personal in<br />

den Einzelbehörden reduziert werden.<br />

Heute werden aber nur 20 Prozent<br />

der Einkäufe über die Zentralstelle<br />

abgewickelt, die heute auch<br />

noch mehr Personal hat als damals.<br />

Speziell wurde auch der Einkauf<br />

im Landesbetrieb Forst kritisiert.<br />

Dort wurden 2015 und 2016 Aufträge<br />

über 55 Millionen Euro abgewickelt.<br />

Der Rechnungshof untersuchte<br />

124 Vorgänge. Das Ergebnis:<br />

Alle Verfahren waren fehlerhaft.<br />

Gründe sehen die Prüfer in der<br />

mangelnden Organisation. So wurden<br />

17 Bürostühle nicht auf einmal<br />

gekauft, sondern in 17 separaten<br />

Vorgängen.<br />

Drogen im Büro<br />

Die Prüfer kontrollierten auch, wie<br />

die Polizei die Asservaten verwaltet –<br />

also Dinge, die bei Straftaten beschlagnahm<br />

wurde; meist handelt es<br />

sich um Handys, Drogen, Waffen,<br />

Computer oder Autos von Kriminellen.<br />

Zwar lagen die Asservate meist<br />

recht gut gesichert, aber da die Polizei<br />

dafür zu wenig Platz hatte auch<br />

mal in Garagen oder auf Dachböden<br />

oder in früheren Boxen der Hunde.<br />

Oder Drogen lagen in Schränken im<br />

Büroder Polizisten.<br />

DieLagerung kann richtiggehend<br />

unrentabel werden: So stellte die Polizei<br />

drei Kinder-Squads sicher. Das<br />

sind Mini-Motorräder mit drei Rädern,<br />

die später für 1362 Euro versteigert<br />

werden konnten. Doch für<br />

die Lagerung waren bei der Polizei<br />

zuvor 20 000 Euro angefallen.<br />

Wegen Foto<br />

vor Spruch:<br />

Verfahren<br />

Ermittlung gegen neun<br />

Beamte der Polizei<br />

Wegen eines Fotos vonPolizisten<br />

vor dem Spruch „Stoppt Ende<br />

Gelände“ hat die Polizei Brandenburg<br />

Disziplinarverfahren gegen<br />

neun Beamte eingeleitet. „Wir rechnen<br />

mit einem zeitnahen Ergebnis“,<br />

sagte ein Sprecher des Brandenburger<br />

Polizeipräsidiums am Montag.<br />

Erste Gespräche seien bereits geführt<br />

worden. Die neun Bereitschaftspolizisten<br />

hatten vergangene<br />

Woche in Dienstuniformvor den Klimaprotesten<br />

in der Lausitz vor dem<br />

Spruch an einer Wand posiert, weshalb<br />

sie von dem Großeinsatz abgezogen<br />

worden waren. Siehätten laut<br />

Polizei Brandenburg gegen das<br />

Neutralitätsgebot verstoßen.<br />

„Ende Gelände“ ist eine Gruppe<br />

von Anti-Kohle-Aktivisten, die zum<br />

Protest in der Lausitz aufgerufen<br />

hatte.Das Foto,das die Polizisten vor<br />

dem Spruch zeigte,war in den sozialen<br />

Netzwerken verbreitet worden<br />

und hatte viele Reaktionen hervorgerufen.<br />

Nach Angaben des Polizeisprechers<br />

Torsten Herbst sollten die<br />

Polizisten den Spruch „Stoppt Ende<br />

Gelände“ und ein Krebs-Symbol<br />

übermalen. Es ist dem Stadtwappen<br />

vonCottbus entlehnt und wirdauch<br />

von Rechtsextremen in der Lausitz<br />

benutzt. Die gekaufte Farbe reichte<br />

jedoch nicht, sagte Herbst. Am Freitag<br />

waren der Krebs und die letzten<br />

beiden Buchstaben des Wortes<br />

„Ende“ weiter zu sehen. Beidem „E“<br />

war der Querstrich übermalt, so dass<br />

„DC“ zu sehen war. (dpa)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Lottozahlen:<br />

5-33-38-42-43-47,<br />

Sz. 5<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt X6885 964,40 Euro<br />

Klasse 2: 1x1615 339,40 Euro<br />

Klasse 3: 92 x8779,00 Euro<br />

Klasse 4: 845 x2867,40 Euro<br />

Klasse 5: 5020 x160,80 Euro<br />

Klasse 6: 37 657 x42,80 Euro<br />

Klasse 7: 86 795 x18,60 Euro<br />

Klasse 8: 674 589 x10,70 Euro<br />

Klasse 9: 665 578 x5,00 Euro<br />

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