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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 288 · M ittwoch, 11. Dezember 2019 23<br />
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Feuilleton<br />
Jetzt<br />
seid Ihr<br />
dran!<br />
„Das Dschungelbuch“<br />
in der Kudamm-Komödie<br />
Einmal<br />
Selbsthass<br />
und zurück<br />
Der (auto-)biografische<br />
Dokumentarfilm „Madame“<br />
VonChristian Rakow<br />
Das Bühnenbild mit seinen Lianen<br />
und Wasserlauf sieht wie<br />
eine dieser Südseefantasien vonPaul<br />
Gauguin aus und lässt sich auch genauso<br />
schnell als aufgemalt entlarven.<br />
„Wäre schöner, wenn es echt<br />
wäre“, meint ein kleiner Junge hinter<br />
mir und wirdinder Folge noch einiges<br />
entdecken, was nicht „echt“ ist:<br />
zum Beispiel Tiere, die von Menschen<br />
gespielt werden; oder eine<br />
Frau, die den Jungen Mogli verkörpert.<br />
Das„Dschungelbuch“ an der Kudamm-Komödie<br />
im Schillertheater<br />
ist für Kinder ab 4Jahren empfohlen.<br />
Und eskonkurriert, wie jede Adaption<br />
des Stoffs von Rudyard Kipling,<br />
mit Bilderbüchernund mit dem Disney-Filmklassiker<br />
und seinem tanzenden<br />
Bären Balou („Probier’s mal<br />
mit Gemütlichkeit“). Weshalb Oliver<br />
Morschel als Erzähler und Samuel<br />
Schaarschmidt als Panther Baghira<br />
in einem etwas spröden Intro auch<br />
gleich mal betonen, dass jeder seine<br />
eigene „wahreGeschichte“ erzählt.<br />
Tatsächlich aber steht das Erzählen<br />
in der hier gespielten Musicalversion<br />
aus dem Jahr 2002 von Autor<br />
Christian Berg mit der Musik von<br />
Konstantin Wecker eher im Hintergrund.<br />
Spannungsbögen sind Nebensache,<br />
Figuren des „Dschungelbuchs“<br />
werden als bekannt vorausgesetzt<br />
und in kleinen Szenen eher<br />
zitiertals eingehend gezeichnet. Dafür<br />
hat die Musik vor allem im leitmotivisch<br />
eingesetzten „Dschu-<br />
Dschu-Song“ Hitpotenzial. Und die<br />
Spieler und Spielerinnen um die<br />
leichtfüßige Rubini Zöllner als Mogli<br />
steuern dazu knackige Choreographien<br />
bei. Michael Hasenfratz<br />
schwenkt wonnig den dicken Bärenbauch<br />
Balous unter einem Frack;<br />
Ana Ramirez discotänzelt als<br />
Schlange Kaa. Später lässt sie mit<br />
„Such dein Licht“ etwas Disney-<br />
Schmelz über die Stimme tropfen.<br />
„Jetzt seid ihr dran!“, rufen die Akteurewie<br />
Animateureregelmäßig ihrem<br />
Publikum zu. Und tatsächlich<br />
findet die Regie von Melanie Herzig<br />
Eines von 120 Kindern, die in „Berlin ist cool“ in drei Besetzungen auftreten. Ihr Enthusiasmus ist grenzenlos.<br />
Aufstand gegen die Königin der Müllhalde<br />
„Berlin ist cool“: Das private Kinder-Musical-Theater Berlin zeigt seit 15 Jahren eigene Stücke<br />
VonBirgit Walter<br />
Der Premierenapplaus<br />
kennt keine Grenzen,<br />
aber Vorsicht, das Publikum<br />
ist parteiisch. Es<br />
hockt voller Eltern und Großeltern,<br />
die ihrem Nachwuchs selbstverständlich<br />
ungehemmt zujubeln. Beängstigend<br />
eng geht es derweil auf<br />
der Bühne zu, wo sich so viele Mitwirkende<br />
drängeln, dass man fürchten<br />
muss, einer könnte vorn runterkippen.<br />
Solche Massen kennt man<br />
sonst nur von der großen Oper mit<br />
Chor und Ballett.<br />
Warumesfunktioniert<br />
Doch die Premiere von „Berlin ist<br />
cool“ des Kinder-Musical-Theaters<br />
läuft in der Urania. Und imHintergrund<br />
steht auch nicht der Staat und<br />
seine Millionensubventionen, die<br />
ein Theaterbetrieb nun mal kostet<br />
mit all den Bühnenarbeitern, Toningenieuren,<br />
Masken-, und Kostümbildnern.<br />
Sonderndie Urania ist nur<br />
gemietet von einem Verein, der die<br />
täglichen Vorstellungen bis Monatsende<br />
privat finanziert. Eigentlich ein<br />
Widerspruch in sich. Warum es<br />
trotzdem funktioniert, dazu später.<br />
Erstmal zum Stück, das mehr bietet,<br />
als der abgenutzte Titel verspricht.<br />
Es handelt vonden Wunden<br />
der Wegwerfgesellschaft, in der sich<br />
aussortiertes Spielzeug auf einer<br />
Müllhalde wiederfindet und verbittertden<br />
Abstieg aus dem Kinderzimmer<br />
realisiert. Als eine zarte orientalische<br />
Tänzerin in wehendem Gewand<br />
heranschwebt, faucht es ihr<br />
entgegen: Wann begreifst du endlich,<br />
dass du keine Prinzessin mehr<br />
bist, sondern weggeworfen! Du<br />
wohnst nun wie wir in der Unterwelt<br />
auf stinkenden Trümmern. Hier haben<br />
sich die Indianer, Hunde, Cowboys,<br />
Matrjoschkas, Ballerinen, Ratten,<br />
Igel und Mäuse eingerichtet.<br />
Doch auch im Elend der Spielzeug-Parallelwelt<br />
entstehen zwei rivalisierende<br />
Gangs, zudem konnte<br />
sich Königin Aresina durch harte<br />
Hand und Raubzüge ihrer Rattenarmee<br />
ein schillerndes Leben einrichten<br />
–mit Personal. Einig sind sich alle<br />
nur in einem, sie wollen zurück in ihr<br />
altes Leben. Nureiner kann es schaffen<br />
am Dolly-Day, dem Höhepunkt<br />
des Jahres. Macht, Unterdrückung,<br />
Überfluss, Ausgrenzung und Gemeinsamkeit<br />
im Aufruhr –alles drin<br />
in dem Stück vonVolkmar Neumann<br />
zu der griffigen Musik des Schlagerkomponisten<br />
Michael Hansen.<br />
Gewiss ist es etwas überladen,<br />
lang und weniger stringent als es<br />
sein könnte, aber darum geht es<br />
nicht. Denn jedes Kind braucht auch<br />
seinen Auftritt. Störend ist allein die<br />
Tonanlage, die Playbackmusik und<br />
Livegesang harmonisieren soll und<br />
daran öfter scheitert. Und schon<br />
sind wir wieder bei der Frage: Wer<br />
bezahlt das alles? Der Chef Volkmar<br />
Neumann: Na,die Eltern.Vonden 60<br />
Euro Monatsbeitrag der 120 Kinder<br />
bestreitet er die Gagen für seine Lehrer,<br />
alle mit Hochschulabschluss.Sie<br />
unterrichten Schauspiel, Musik,<br />
Stimmbildung, Gesang und Ballett.<br />
Natürlich geht das nur im Nebenoder<br />
Rentnerjob. Irmhild Kaufer<br />
etwa hat an der Palucca-Schule studiert<br />
und unterrichtet, entwickelt<br />
die Choreografien und geht mit 81<br />
noch in den Spagat, erzählen Kinder<br />
in der Pause.<br />
Elternarbeiten mit<br />
RONALD RAMLOW<br />
Dereigentliche Elternbeitrag ist aber<br />
die Theater-Mitarbeit backstage,<br />
denn sie „fahren“ tatsächlich die gesamteVorstellung.Väter<br />
nehmen Urlaub<br />
für den Aufbau des Bühnenbildes,<br />
Mütter halten in jeder Vorstellung<br />
Masken und Kostüme bereit,<br />
schminken die Kinder, helfen beim<br />
Umziehen im Minutentakt. Und sie<br />
richten die Kostüme wieder her,weil<br />
die 120 Kinder zwischen 5und 17 in<br />
drei Besetzungen auftreten, die Kostüme<br />
aber nur einmal vorhanden<br />
sind. Darunter übrigens extrem witzige<br />
Müllhalden-Krinolinen aus<br />
Plastiktüten mit CD-Verzierung. Allein<br />
der Gedanke an die Logistik von<br />
Proben und Vorstellungen ist<br />
schweißtreibend.<br />
Volkmar Neumann, 84, war lange<br />
Regisseur und künstlerischer Leiter<br />
am Friedrichstadt-Palast. Zu seinem<br />
20. Jubiläum bekam er 1993 die Kündigung,<br />
ausgesprochen von einem<br />
bestürzend erfolglosen Intendanten.<br />
Neumann arbeitete weiter als Regisseur,bis<br />
er vor15Jahren diesenVerein<br />
gründete, den er als Lebenswerk versteht,<br />
als Sozialprojekt. Irgendwann<br />
wird wohl seine Co-Regisseurin Iris<br />
Radunz übernehmen. Aber noch<br />
sorgt er selbst für den Erfolg, denn die<br />
Miete für die Urania müssen die Tickets<br />
bringen.Wehe,wenn nicht.<br />
Sein Ensemble schult den Zuschauer<br />
von morgen, manchmal<br />
auch den künstlerischen Nachwuchs,<br />
wie man an einigen herausragenden<br />
Begabungen schon erkennt. 500 000<br />
Zuschauer hatte das Theater bisher,<br />
ohne jedes öffentliche Geld. Da<br />
wünscht man ihm schon ein bisschen<br />
öffentliche Aufmerksamkeit, womöglich<br />
in Gestalt einer anständigen Tonanlage<br />
aus dem Kulturetat.<br />
Berlin ist cool bis29.12.Urania, Karten: 218 90<br />
91, Stichwort„cool“. kindermusicaltheaterberlin.de,cool@kmtb.info<br />
VonAlexandraSeitz<br />
Stéphane Riethauser war der Lieblingsenkel<br />
von Caroline Della<br />
Beffa, der er mit dem (auto-)biografischen<br />
Dokumentarfilm „Madame“<br />
ein Denkmal setzt. Und sich selbst<br />
sogar noch ein größeres.Tatsächlich<br />
nimmt die Schilderung des Heranwachsen<br />
des HerrnRiethauser mehr<br />
Raum ein als die Lebensgeschichte<br />
der Großmutter.Was wohl der Quellenlage<br />
geschuldet ist, handelt es<br />
sich bei Riethauser, Jahrgang 1972,<br />
doch um einen passionierten Tagebuchschreiber,<br />
Journalführer, Hobbyfilmer<br />
und Allesknipser.<br />
Jede Menge Material also, mit<br />
dem sich der nahezu lückenlose<br />
Nachweis verspielter Knabenjahre,<br />
verfeierter Teenager-Zeit und einer<br />
ereignisreichen Jungmann-Phase<br />
mühelos führen lässt. Während Oma<br />
Della Beffa –zum Zeitpunkt der letzten<br />
Aufnahmen 94 Jahre alt und inzwischen<br />
verstorben –noch in einer<br />
Zeit groß wurde,inder jedes Foto als<br />
quasi amtliches Dokument einer Familiengeschichte<br />
galt. Spärlich sind<br />
die Zeugnisse aus Kindheit und Jugend;<br />
umso bestürzender dafür die<br />
Erinnerung der Madame an ihre<br />
Zwangsverheiratung mit 16 Jahren<br />
und die anschließende Vergewaltigung.<br />
Den ungeliebten Mann habe<br />
sie dann verlassen und sich als Geschäftsfrau<br />
selbstständig gemacht –<br />
solcherart freilich „Schande“ über<br />
die Familie bringend.<br />
Diealte Lady hatte,das wirdrasch<br />
klar, zeitlebens ihren eigenen Schädel<br />
sowie die Kraft und den Mut, einen<br />
unkonventionellen Weg zugehen.<br />
Während es dem Enkel, und<br />
diese Erkenntnis schleicht sich ganz<br />
allmählich ein, ungeheuer schwer<br />
fällt, seine Homosexualität anzuerkennen,<br />
geschweige denn, sie gegen<br />
die heteronormativen Erwartungen<br />
seiner Familie –Genfer Bourgoisie –<br />
zu verteidigen. Stéphane kanalisiert<br />
seine Selbstverleugnung in Homophobie<br />
und Misogynie. Den Nachweis,<br />
dass er „ein echter Mann“ ist,<br />
erbringt er, indem er sich abfällig<br />
über „die Schwuchteln“ und „die<br />
Schlampen“ äußert. Ein durchaus<br />
symptomatischer Ausdruck männlicher<br />
Identitätssuche im Patriarchat.<br />
Im Fäkalienparadies<br />
„Zu der Zeit der Königinmutter“ von Fiston Mwanza Mujila in der Box des DT<br />
Leichtfüßig auch in knackigen Choreografien:<br />
Rubini Zöllner als Mogli. LUX ARTIFEX<br />
im Mitmacheffekt die genuine Theaterkraft,<br />
die das Ereignis von den<br />
Vorlagen emanzipiert. Immer wieder<br />
dürfen Kinder den Fortgang der<br />
Handlung kommentieren, Wissen<br />
reinrufen, ein Kind betritt sogar die<br />
Bühne und erläutert, was eine„Menschensiedlung“<br />
ist.<br />
Spätestens, wenn wir nach der<br />
Pause dieses gut hundertminütigen<br />
Nachmittags von den Sitzen aufstehen,<br />
um den „Dschu-Dschu-Song“<br />
mitzutanzen, löst sich das Versprechen<br />
auf ein eigenständiges Kunsterlebnis<br />
ein. Und man sieht förmlich<br />
vor sich, wie Familien dieses Lied<br />
und seine Tanzschritte zu Hause vor<br />
dem Schlafengehen gemeinsam<br />
wiederholen. Also Arme lockernund<br />
hoch und „Jeee-der tanzt heute mit /<br />
ein Schritt vor, zwei zurück / und<br />
dann gibt’s immerzu / Dschu-<br />
Dschu-Dschu-Dschu…“.<br />
DasDschungelbuch viele Vorstellungen bis zum<br />
28.12. in der Komödie am Kurfürstendamm im<br />
Schillertheater,Tel.:88591188<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Franziska Machens und Niklas Wetzel auf dem Luxusklo.<br />
ARNO DCLAIR<br />
selten Angst- und Sehnsuchtsgeschichten<br />
über tödlich rebellierende<br />
Lehmfiguren und mordende Schlangenmenschen<br />
beim Sprechen als<br />
rein rhythmische Klangsentenzen<br />
abheben. Die Welt ist ein Liebeslied<br />
und eine menschliche Kloake zugleich,<br />
das ist der Mujila-Sound. Genauer<br />
wird’snicht.<br />
Doch da setzt nun die findige Regisseurin<br />
ein, die ohne mit der Wimper<br />
zu zucken die im eigenen Sud<br />
schlingernde Bar inein Luxusinterieur<br />
namens Europa versetzt, in dem<br />
Esist ja nie gerecht. Da ist man<br />
eine begabte 29-jährige Regisseurin,<br />
darf zum ersten Mal imgroßen<br />
Deutschen Theater inszenieren,<br />
wenn auch nur in der kleinen Box,<br />
und dann bekommt man ein so<br />
merkwürdiges Stück zur Bearbeitung<br />
wie das von Fiston Mwanza<br />
Mujila „Zu der Zeit der Königinmutter“.<br />
Vielleicht ist es aber auch ein<br />
großes Glück. Denn, so viel wurde<br />
bei der Premiere klar, trafen mit<br />
Charlotte Sprenger und Mujila zwei<br />
junge, unerschrockene Talente aufeinander,<br />
die dem Abend gut taten.<br />
Genauer gesagt: dem Stück.<br />
Denn auch wenn Fiston Mwanza<br />
Mujila, der aus dem Kongo stammt<br />
und seit 2009 in Graz lebt, mit seinem<br />
viel gelobten Romandebüt<br />
„Tram 83“ vor vier Jahren zu einem<br />
Shooting Star im Literaturbetrieb<br />
wurde, ist dieses Stück nun −sein<br />
erstes auf deutsch geschriebenes –<br />
zuerst einmal ein uferloser, rhetorischer<br />
Cluster,der alles Mögliche und<br />
nichts Konkretes in sich verschließt.<br />
Ein großmäuliger Wörter-Brocken<br />
ist es, eine eigene Spechwelt<br />
aus märchenhaft symbolistischen<br />
Motiven, natur-mystischer Sprachverdinglichung<br />
und absurden bis<br />
existenzialistischen Traumgeschichten,<br />
die sich die gestrandeten Frauen<br />
und Männer −mehr als ein Dutzend<br />
annonciert das Verzeichnis –inder<br />
abgehalfterten „New Jersey Bar“ erzählen.<br />
Ein Irgendwo zwischen<br />
Raum und Zeit, wo sich die Welt trifft<br />
und woraus die Welt spricht: Kolonialisten<br />
und Kolonisierte, Liebende,<br />
Ehrgeizige, Säufer, die Immergleichen<br />
und die Fremden.<br />
Am wichtigsten aber scheint Mujila,<br />
dass all ihre allegorisch verkaplauter<br />
gelangweilte Zyniker ihr hedonistisch-rhetorisches<br />
Unwesen treiben.<br />
Zusammen mit der Bühnenbildnerin<br />
Alexandra Pavlovic ist ihr<br />
damit ein feiner Coup gelungen,<br />
denn in der Boxentfaltet sich ein Luxusboudoir<br />
mit Toilette im Zentrum,<br />
dessen gold-silbrige Marmorierung<br />
sich bald aber als Fäkalienmuster<br />
aus dem Überlauf des Luxusklos<br />
selbst entlarven. Ja, das Gold hier ist<br />
verwandelte Fäkalie und die wird<br />
nach allen Anstandsregeln europäischer<br />
Kunst poliert, gewienert, gebohnert.<br />
NiklasWetzel kümmertsich<br />
zärtlich darum, wobei seine Klozuwendungen<br />
zum Höhepunkt des<br />
Abends in eine große, laute Kotz-<br />
Schrei-Arie in eben dieses Porzellanovalhinein<br />
münden.<br />
In feinen roten Abendkleidern<br />
versuchen Franziska Machens, Kara<br />
Schröder, Caner Suner und Harald<br />
Baumgartner so elegant wie möglich<br />
ihre arroganten Machtperspektiven<br />
beizusteuern. „Man versucht mit der<br />
Realität zu jonglieren, man idealisiert<br />
alles“, seufzt Machens, und<br />
dann ist die Welt doch nur düster.<br />
Manversteht hier,warum.<br />
Zu derZeit der Königinmutter 15.,29.12.,<br />
20Uhr,Deutsches Theater (Box), Tel: 28441221<br />
Stéphane Riethauser und seine Großmutter<br />
Caroline Della Beffa<br />
SALZGEBER &CO<br />
„Madame“ ist mithin nicht der<br />
harmlose Erinnerungsfilm eines<br />
dann doch noch schwul lebenden<br />
Enkels an seine flotte Oma. „Madame“<br />
präpariert, indem er die Lebensgeschichten<br />
einer eigensinnigen<br />
Selfmade-Frauund eines im Falschen<br />
nach dem Richtigen suchenden<br />
jungen Mannes erzählt, den<br />
destruktiven Kern des herrschenden<br />
Systems heraus.Ertut dies weder belehrend<br />
noch auftrumpfend, er breitet<br />
vielmehr das Material aus und<br />
vertraut es dem Publikum an. Da<br />
mag man zwar ein paar Analysewerkzeuge<br />
und Handreichungen<br />
vermissen, doch wie immer ist es<br />
hilfreich, über den Stoff am eigenen<br />
Unbehagen entlang nachzudenken.<br />
Madame Schweiz 2019. Regie, Drehbuch:<br />
Stéphane Riethauser, Kamera: Luc Riethauser,<br />
Stephane Riethauser,Marcus Winterbauer,Musik:David<br />
Perrenoud, 94 Minuten,FSK ab 12