ZETT No. 3
900 Jahre Stadtjubiläum Freiburg Kulturförderung. Wer bekommt was? Angst in der Kunst ...
900 Jahre Stadtjubiläum Freiburg
Kulturförderung. Wer bekommt was?
Angst in der Kunst
...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
900 Jahre Freiburg
Alles Schiebung
Sie sind ein eher visueller Mensch und wollen mehr über
Geschichte und Zukunft der Stadt erfahren, in der Sie leben
oder in der Sie gerade als Tourist zu Gast sind? Und Sie sind
eher weniger der Typ für eine Gruppen-Stadtführung oder
den damit verbundenen, fixen Termin? Dann losspaziert,
wann immer Sie wollen, mit Handy oder Tablet und der
Stadt-App „Future History“!
Fotos: Arne Bicker
Bild: Future History
Rolf Mathis hat die Stadtführungs-
App entwickelt.
Das Icon
zur App.
Das Martinstor lässt sich historisch verschieben –
es war früher deutlich kleiner.
Im Rahmen des 900-Jahre-Stadtjubiläums
unterstützt die Stadt Freiburg die
Entwicklung einer kleinen Zeitreise-App,
in der Großes steckt: In sechs Touren mit
rund 100 Stationen wird nicht nur die
Geschichte der Stadt beleuchtet, sondern
zum Teil auch deren Zukunft. Die
kostenlose App führt ihre wissbegierigen
Nutzer zu Standorten, von denen aus sich
das Echtzeitbild des Kameraauges per
Finger-Schieberegler mit Ansichten von
Freiburgs Vergangenheit oder Zukunft
überlagern lässt.
Welch ein Gadget –t so macht Stadtgeschichte
Spaß! Mastermind hinter der
App ist Rolf Mathis, dessen sechsköpfiges
Unternehmen „Future History“ auf ganz
Deutschland verteilt ist. Er selbst sitzt
als Freiburger Statthalter im obersten
Stockwerk des Gebäudekomplexes am
Martinstor. Der Weg dorthin führt durch
Wolken aus Frittenfettgeruch und vorbei
an zahllosen Mülltonnen auf fast allen
Stockwerken in ein helles, luftiges Co-
Working-Büro. Der Ausblick über die Kajo
ist sagenhaft. Im Besprechungsraum hat
Mathis (46) den Beamer angeschmissen.
Er möchte gleich zeigen, was Sache ist.
12 zett. November 2019
Mathis erklärt: „Jede Tour schlägt dem
Nutzer Stationen entlang eines Spaziergangs
vor, an denen jeweils historische
oder zukünftige Ansichten des Ortes auf
Smartphone und Tablet eingeblendet
werden.“ Das nenne sich „Augmented Reality“
(kurz AR) – eine computergestützte
Realitätserweiterung.
Die sechs Touren beschäftigen sich mit:
➊ Altstadt: Überblick Stadtgeschichte /
1120 - heute
➋ Vauban: Entstehung des neuen
Stadtteils / 1992 - 2006
➌ Stühlinger: Einst Industrie und
Gewerbe, heute Wohnen / 1890 - heute
➍ Altstadt / Neuburg: Zerstörung und
Wiederaufbau / 1944 - heute
➎ Dörfer am Tuniberg: Freiburg am
Tuniberg / 1900 - heute
➏ Altstadt / Stühlinger: Alles neu –
Freiburgs Stadtentwicklung / 2015 – 2030
Ergänzt werden diese Zeitsprünge
durch erläuternde Texte, Audios und
Videos – letztere unter anderem mit sonorer
Stimme eingesprochen vom langjährigen
Freiburger Theaterschauspieler
Bernd Kolarik. In den Videos sind historisch
kostümierte Gestalten ebenso zu
sehen wie luftige Drohnenaufnahmen
von Niclas Dreier.
„Da, wo wir keine Fotos hatten, waren
wir eben kreativ“, erzählt Rolf Mathis
beim virtuellen Streifzug durch die Betaversion
seiner App. Dann packt er sein
Tablet ein, und wir gehen runter auf die
Kajo. Auf dem Bürgersteig vor einer Bäckereifiliale
dreht sich Mathis um und betrachtet
das Martinstor durch die Kamera
auf seinem Bildschirm. Dann schiebt er
mit dem Finger langsam ein historisches
Schwarz-Weiß-Bild über die Echtzeitansicht:
Das Martinstor war früher nur halb
so hoch!
Die Bilder locken neugierige Blicke an,
während der Selbst-ist-der-Stadtführer
aus der Jackentasche aufklärt und unterhält.
Es empfiehlt sich das Aufsetzen eines
Kopfhörers – ansonsten ist man ruckzuck
das, was man ja eben nicht sein
wollte: Der Mittelpunkt in einer neugierigen
Touristentraube.
www.freiburg2020.future-history.eu