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ZETT No. 3

900 Jahre Stadtjubiläum Freiburg Kulturförderung. Wer bekommt was? Angst in der Kunst ...

900 Jahre Stadtjubiläum Freiburg
Kulturförderung. Wer bekommt was?
Angst in der Kunst
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Kunst

Ort des Ausblicks

Besuch im Kunstverein

von Arne Bicker

Foto: Arne Bicker

Videos, Fotos, Texte, Plastiken und

absichtsvoll verstreute Erde: Alles ist

Action im Freiburger Kunstverein.

Ein riesengroßes, rotes „KV“ markiert

die gesamte Vorderfront des ansonsten

unscheinbaren, mausgrauen und sichtbar

nicht mehr ganz jungen Hauses an

der Dreisamstraße 21 in Freiburg. Hier residiert,

was man dem schmalen Gebäude

bis auf die genannten Lettern kaum

ansieht, der Freiburger Kunstverein mit

einem galerieumrankten Ausstellungssaal,

der einmal das große Erweiterungsbecken

des Freiburger Marienbads beherbergte.

Man darf also getrost sagen:

Das Haus hat Tiefe.

Oder: Das große „KV“ könnte auch für

„Krankenversicherung“ gegen geistige

Leere durch Kunstmangel stehen. Doch

das sind Wortspielereien. ZETT. meint,

ganz handfest: Ein Besuch im Haus

lohnt sich. Architektonisch, künstlerisch,

tiefen erlebnistechnisch.

Man kann in dieser

Sternwarte des Kunstalls

problemlos und direkt in

Kontakt treten zu feuchter

Geschichte, künstlerischer

Gegenwart und

visionärer Zukunft.

„Wir sind für zeitgenössische,

bildende

Kunst zuständig“, erklärt

Direktor Heinrich Dietz,

der mit seinen 39 Jahren Heinrich Dietz.

56 zett. November 2019

noch so jung ist, dass er sich lieber Henri

nennt. Der gebürtige Münchner war

2016 vom ‚Museum Kurhaus‘ im rheinischen

Kleve nach Freiburg gekommen

und führt nun den 1827 gegründeten

Freiburger Kunstverein e. V. durch das

Fahrwasser einer Moderne, die manchmal,

so scheint es, nicht so recht weiß,

wohin mit sich. Kann die Kunst helfen?

Oder gar heilen?

Das ist viel verlangt, vor allem von zumeist

junger und internationaler Kunst,

„die noch nicht Teil des Mainstreams

ist“, wie Dietz sagt, die also ebenfalls

durch das Hier und Jetzt mäandert und

eine Richtung sucht. Und schwupps,

da taucht es auch schon auf, aus den

azurblauen Tiefen des ehemaligen

Schwimmbeckens, das Wort „Avantgarde“.

Die Vorhut des kreativen

Fortschritts, das

moderne, das zeitgenössische,

das innovative

Denken in werkgewordenen

Metaphern, in

Ahnungen vom Werden

und Sein und Sein-Können

oder Vielleicht-

Auch-Nicht-Werden vor

dem Hintergrund einer

dimensionslosen Horizonterweiterung.

Foto: Arne Bicker

Ähem. Verzeihen Sie den delirierenden

Ausflug in die verschwurbelte Feuilletonistendidaktik.

Zurück zu Herrn Dietz

im zweiten Stock: „Im kommenden Jahr

2020 beschäftigen wir uns mit der Frage,

wie wir in den Ruinen und Trümmerlandschaften

der Moderne überleben

können und heften uns dabei auch auf

die Spuren des Klimawandels.“ Im Freiburger

Kunstverein wird es wie schon in

der zweiten Jahreshälfte 2019 um fassbare

Dinge gehen wie die Besiedlung eines

Wüsten planten in den Koordinaten

Zeit, Form und Fiktion.

Science-Fiction und Kunst sollen verschmelzen

am Freiburger Ort des Ausblicks

in eine ungewisse Zukunft: Die

Ausstellung der dreiköpfigen Künstlergruppe

„The Kalpana“ aus Oslo, vom 27.

März bis 11. Mai 2020, wird „In Desert

Times“ heißen. Ausgerechnet im ehe-

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